Mega-Preisgeld, Monster-Regen, matschiger Platz: All das bestimmte die Schlagzeilen bisher bei der Players Championship, dem Flaggschiff-Turnier der PGA Tour. Doch damit nicht genug war da auch noch Tommy Fleetwoods Bart. Bzw. das Fehlen des gewohnten Gesichtsgestrüpps. Und natürlich wurde er befragt, immerhin sind Haare – sowohl auf dem Kopf und bis tief in den Nacken als auch an Wangen und Kinn – das Markenzeichen des Engländers. Tatsächlich entpuppte sich die Ursache im Wortsinn als haarige Angelegenheit. Wie Fleetwood freimütig bekannte, „hatte ich echt schlechte Laune und die Wahl, entweder ein paar Schläger zu zerbrechen oder mich zu rasieren“. Weil es nicht nicht besonders gut gelaufen ist für ihn in den Jahren seit der großen Ryder-Cup-Nummer von Paris 2018 mit Francesco Molinari, weil er gerade so auf dem 50. Weltranglisten-Platz ins Players-Feld gerutscht war.
Außerdem entsann er sich Bemerkungen von Viktor Hovland und Collin Morikawa, mit denen er Anfang des Jahres bei der Abu Dhabi Championship spielte und die ihn auf 37 oder 38 Jahre schätzten – am Tag seines 31. Geburtstags. „Echt harte Kommentare für mich“, sagte Fleetwood: Der Bart mache ihn eindeutig älter und sei überdies etwas struppig geworden, also weg damit. „Beim Rasieren hatte ich das Gefühl, dass ich gleichzeitig in übertragenem Sinn 15 Jahre abschabe. Jeder sagt, dass ich ohne Bart jünger aussehe.“ Seiner Ehefrau und Managerin Clare zuliebe will er die Gesichtszier aber wieder wachsen lassen: „Sie mag mich definitiv lieber mit Bart sehen!“ Auch wenn das jetzt despektierlich wirken mag, sei der Vollständigkeit halber angemerkt: Die Vorliebe von Clare Fleetwood dürfte nachvollziehbar sein, denn sie ist 20 Jahre älter als ihr Tommy.
Piercy verschiebt Cut-Linie für McIlroy und Co.
Kollegen-Liebling: Scott Piercy dürfte seit gestern eine Menge neuer Freunde im Kreis der Tour-Mitspieler gewonnen haben. Der 43-Jährige aus Las Vegas beendete seine zweite Runde mit einem Vierfach-Bogey auf der Par-3-17 sowie einem Bogey auf der 18 und verschob durch diese finalen fünf Schläge über Par die Cut-Linie der Players Championship für die 65 Besten und Schlaggleiche auf Zwei über. Was Piercy letztlich das Wochenende versaute, war ein Glück für Rory McIlroy, Scottie Scheffler, Scott Stallings, Denny McCarthy Lee Hodges, Maverick McNealy and Nick Watney. Sie alle sind dank seiner nun im Geld des 20-Millionen-Dollar-Tour-Flaggschiffs, das selbst für den 71. und Letzten noch 40.600 Dollar ausschüttet. Eigentlich sollte das Septett Piercy eine Provision zahlen …
Zach Johnson und sein Probeschwung-Shank am Tee
O Captain! My Captain! Zach Johnson ist gerade zum Skipper des US-Ryder-Cup-Teams für Rom 2023 gekürt worden – und sozusagen zur Feier des Tages zeigt der 46-Jährige bei der Players Championship mal wieder seinen bereits berühmten Probeschwung-Fail. Nein, Spaß beiseite: Johnson neigt dazu, bei der Lockerungsübung zu nah am Ball zu stehen, und dann passiert ab und an das:
Glücklicherweise wurde niemand verletzt, als der zweifache Majorsieger am 18. Abschlag des TPC Sawgrass den Ball ins Spalier der Fans „spitzelte“, und auch Johnson selbst blieb verschont, da er gemäß Regel 6.2(5) nicht in der ernsthaften Absicht geschwungen hatte, einen Ball zu schlagen. Derart glimpflich ist er schon mehrfach davon gekommen, bei der Phoenix Open vor einem Monat oder beim Masters 2019 beispielsweise. Vielleicht einfach mal einen Schritt zurück oder zur Seite treten – bei der Wiederholung hat’s ja auch geklappt.
Besondere Fertigkeiten im Umgang mit seinem Schläger, in diesem Fall einem Eisen, bewies übrigens auch Matthew Wolff, der sich auf Bahn 18 in besonders lässiger Manier ins Ranking der Schlägerwerfer einreihte, bevor er am Cut scheiterte:
Field totals in the water on 18 this week:
50 balls
1 club pic.twitter.com/GReKuct8Q3— PGA TOUR (@PGATOUR) March 13, 2022
Koepka macht jungen Fan glücklich
Klasse: Brooks Koepka hat sein Versprechen zwar nicht halten können, sich alle Turniertage am 17. Loch zu sehen, aber dennoch hat er einem jungen Fan bei der Players Championship das Erlebnis seines Lebens bereitet. Während der Einspielrunde durfte der an Krebs erkrankte Ethan Evans sein Idol begleiten, sogar zum Schläger greifen und erlebte via Handy noch eine weitere besondere Begegnung mit einem Football-Helden via Handy. Koepka scheiterte zwar am Cut, für den über die materiellen Präsente hinaus reich beschenkten Ethan indes dürfte der vierfache Majorsieger auch aktuell ein besonderer Champion sein:
Und zu Koepkas „Nemesis“, dem eingangs bereits erwähnten 17. Loch, sei der Vollständigkeit halber dies angemerkt:
Woods ohne Beinling und als Batman
Blick aufs Detail: Was wurde nicht alles geschrieben über Tiger Woods’ Aufnahme in die World Golf Hall of Fame, über die berührende Einführungsrede seiner Tochter Sam und über die intensiven, sehr persönlichen Worte des Superstars selbst. Bei alldem indes ist ein bemerkenswerter Umstand untergegangen, auf den dankenswerterweise das Portal „Golfmagic“ hinweist: Bei der Ankunft der Tiger-Familie im World Golf Village in St. Augustine/Florida zeigte sich Woods nicht nur in lockerer Reisekleidung, sondern erstmals seit seinem Autounfall vom Februar 2021 ohne eine schützenden Hülle über seinem so schwer verletzten rechten Unterschenkel, der beinahe hätte amputiert werden müssen. Bisher hatte der 46-Jährige stets einen Beinling getragen, wenn er sich in kurzen Hosen in der Öffentlichkeit zeigte. Das nährt natürlich neue Spekulationen über ein baldiges Comeback.
Woods’ Caddie Joe LaCava trägt ebenfalls sein Teil dazu bei. Der Looper, der schon mal im Wartestand war und getreu ausharrte, geht auch diesmal „zu 100 Prozent“ (O-Ton) von einer Rückkehr seines Chefs zum Turniergolf aus und muss über dessen Ankündigung schmunzeln, nie mehr eine komplette Saison spielen zu wollen: „Alle sprechen von Vollzeit, aber er hat nie wirklich Vollzeit gespielt. Vollzeit waren für ihn immer nur elf, zwölf Turniere im Jahr.“
Ach übrigens: Ab und an trägt Tiger Woods dann doch noch bzw. wieder Strumpfhosen. Das jedenfalls hat Tochter Samantha offenbart, als sie bei der Ruhmeshallen-Laudatio die Vorliebe ihres Vaters für Comics und für Superhelden erwähnte und erzählte, dass er sogar im Batman-Kostüm zur „Comic-Con“, der weltgrößten Messe der Comic-Branche, gegangen sei. In dem Outfit blieb er wenigstens ebenso unerkannt wie sein fiktives Fledermaus-Vorbild Bruce Wayne.
Varner III: Shitstorm und Aussprache mit Monahan
Bekenntnis: Einen besonderen Kater erlebte Harold Varner III nach der Siegesfeier für den Gewinn des Saudi International im Februar. Bei der Rückkehr in die USA sah sich der Profi mit afro-amerikanischer Herkunft aufgrund seiner Teilnahme an dem wegen Mord, Missständen und Menschenrechtsverletzungen in Saudi Arabien umstrittenen Turnier einem Shitstorm in den sozialen Medien ausgesetzt. Und nach den Treue-Gelöbnissen aller Top-Spieler zugunsten der PGA Tour beim Genesis Invitational wurde der 31-Jährige plötzlich zuvorderst als potenzieller Überläufer in eine Saudi-Liga gehandelt. Grund genug für eine Aussprache mit Tour-Commissioner Jay Monahan: „Ich fand es klasse, dass er sich mit mir hingesetzt und total offen über alles gesprochen hat“, sagte Varner III, der im TPC Sawgrass um den Sieg mitspielt, ohne Details berichten zu wollen. Nur soviel von ihm: „Ich verstehe nicht, was schlecht daran sein soll, ein Turnier zu gewinnen, und finde es absurd, deswegen auf einmal ganz oben auf der Liste zu stehen. Ich habe die PGA Tour immer unterstützt, wenn sie mich brauchte, und ich werde weiterhin dabei sein.“
Marion Hollins: Späte Ehre für eine ganz Große
Würdigung: Das berechtigte Ballyhoo um die Aufnahme von Tiger Woods in die World Golf Hall of Fame hat seine „Mitschüler“ in der „Class of 2021“ etwas in den Hintergrund gerückt – Susie Maxwell Berning als Sportlerin, Tim Finchem und Marion Hollins für ihre Verdienste um das Spiel. Vor allem für Hollins war es eine sehr posthume, längst fällige Ehrung. Die 1944 verstorbene US-Amateurin war als Aktive wie als Golfplatz-Entwicklerin eine ganz Große des Golfsports. Sie gewann 1921 die US Women’s Amateur und war 1932 Kapitänin des ersten amerikanischen Curtis-Cup-Teams. Berühmt wurde Hollins, Tochter eines New Yorker Wall-Street-Brokers und sportliches Multitalent, aber vor allem wegen ihrer Verdienste um die Realisierung von drei absoluten Weltklasse-Kursen, die heute zu den Ikonen des Spiels zählen: der Women's National Golf & Tennis Club in Glen Head auf Long Island sowie der Pasatiempo Golf Club und der Cypress Point Club in Kalifornien. Bei allen drei Plätzen waren Architektur-Koryphäen am Werk: Auf Long Island war Charles Blair Macdonald involviert, Pasatiempo und Cypress Point sind dem Genius von Alister MacKenzie entsprungen. Es gilt als gesichert, dass Hollins auch beteiligt war, als Bobby Jones den Schotten MacKenzie für den Bau von Augusta National anwarb.
Eine besondere Hollins-Legende ist bis heute lebendig: Beim Routing für das grandiose Cypress Point stritten sie und der ursprünglich als Designer vorgesehene, aber in den Anfängen der Realisierung verstorbene Seth Raynor um das Par für die 16 mit dem brodelnden Pazifik zwischen Abschlag und Grün, die eines der spektakulärsten Golflöcher der Welt werden sollte. Die Clubgründerin und Unternehmerin Hollins wollte ein Par 3; Raynor argumentierte, es sei zu riskant und selbst für Männer überfordernd, die mehr als 180 Meter mit einem Schlag zu überbrücken, zumal bei Wind. Hollins griff daraufhin zum Holz, feuerte den Ball über den Abgrund auf die Fläche des geplanten Grüns und sagte: „Wenn ich das schaffe, schaffen das andere auch.“ Ende der Debatte. Später notierte Alister MacKenzie: „Ich bin für dieses Loch in keinster Weise verantwortlich. Es war vor allem die Vision von Marion Hollins.“
Green Jacket im Second-Hand-Shop
Fundsache: In Toronto hat ein Mann, der aus nachvollziehbaren Gründen anonym bleiben will („Sonst rennt mir die halbe Welt die Tür ein“) in einem Shop für Second-Hand-Kleidung beim Stöbern zwischen Hunderten von Sakkos ein sehr besonderes Stück entdeckt. Einen grünen Blazer im Farbton Pantone 342 und mit einem sehr prägnanten Logo auf der Brusttasche, das der Finder als begeisterter Golfer sofort erkannte – Sie wissen schon … Wenngleich im Kragen kein Name eingenäht war und das Green Jacket offenbar eher von einem Mitglied von Augusta National, denn von einem Masters-Sieger stammte; und obwohl niemand nachvollziehen konnte, wie der feine Zwirn in eine Altkleider-Sammlung geraten ist: Er wurde eindeutig als echtes Club-Sakko aus den 1950er-Jahren identifiziert und später bei einer Auktion für Golf-Memorabilia für 139.349 Dollar versteigert. Da sage noch einer, man findet auf Wühltischen keine wirklichen Schätze.
Tour nimmt Players-Debütanten auf den Arm
Zum Schluss: Neulinge werden gern gefoppt, mit Überraschungen und Streichen bedacht oder in die Irre geführt, das ist allerorten ein beliebter Spaß. Auch die PGA Tour mochte da nicht außen vorstehen und nahm die Rookies bei der Players Championship kräftig auf den Arm. Üblicherweise gibt es für Debütanten ein Präsent vom Commissioner: Jay Monahan verteilte kostbare Manschettenknöpfe von Tiffany im Wert von über 8.000 Dollar. Anschließend freilich ging Tour-Vizepräsident Phil Marburger herum und hatte „schlechte Nachrichten“ für Stephan Jäger, Garrick Higgo und Co. Er präsentierte „aus steuerlichen Gründen“ eine Rechnung fürs Geschenk und löste damit sehr unterschiedliche Reaktionen und Emotionen aus. Vor allem bei Jäger, der „keine Manschettenknöpfe will“, den Schmuck aber „nehmen muss, weil es ein Geschenk von Jay ist, ob Du magst oder nicht“ (Marburger). Dabei hätten eigentlich alle wissen müssen, dass sie veräppelt werden – so, wie die Tour eh gerade mit Geld und sonstigen Vergünstigungen um sich wirft. Doch sehen Sie selbst, es ist ein köstliches Hin und Her: