Mit einem 'Caddie-Verbot' sorgt die Deutsche Golf Liga (DGL) aktuell für gespaltene Meinungen. Die neue Caddie-Regelung tritt zu dieser Saison in Kraft und betrifft Spieler und Spielerinnen von der 1. Bundes- bis zur Regionalliga. Die Folge: Ausschließlich (Ersatz)-Spieler und -Spielerinnen dürfen noch ans Bag.
DGL 2024: Ausschließlich (Ersatz)-Spieler dürfen noch ans Bag
Die neue Caddie-Regelung der DGL kommt für viele Vereine, Spieler und Spielerinnen überraschend. Ab der Saison 2024 sind Caddies, die nicht (Ersatz)-Spieler oder -Spielerinnen bei dem Verein sind, verboten. In der Ausschreibung der DGL heißt es: „In der 1. Bundesliga bis zur Regionalliga dürfen nur noch die gemeldeten Spieler/-innen inklusive Ersatzspielerinnen bzw. Ersatzspieler am jeweiligen Spieltag und der Kapitän als Caddie eingesetzt werden. Weitere Caddies sind nicht zulässig.“ Bei einem Verstoß gegen diese neue Regelung kann es bis zu einer Disqualifikation kommen, insofern sämtliche Mannschaftsmitglieder die Vorgabe über die volle Runde nicht beachtet haben.
Als Grund für die neue Caddie-Regelung werden die Kosten und die Spielerförderung angegeben. Beispielsweise durch Bezahlung, Übernachtung und Verpflegung kommt für die Vereine pro Caddie eine gewisse Summe zusammen, die auch anderweitig Verwendung finden könnte. Darüber hinaus ist es durchaus logisch, dass finanzstärkere Vereine ihren Spielern und Spielerinnen häufiger und bessere Caddies stellen können, das Verbot könnte hier für mehr Chancengleichheit im Wettbewerb sorgen. Als Argument für die Spielerförderung wird vor allem angegeben, dass Jugendspieler und -spielerinnen durch die neue Regelung geschützt und gefördert werden. Diese wurden in der Vergangenheit häufig als Caddies eingesetzt und können die Zeit jetzt nutzen, um selbst zu spielen.
Einige Vereine sehen das allerdings genau umgekehrt. Gerade die Möglichkeit, als Caddie gemeinsam mit Spielern und Spielerinnen aus hohen deutschen Golf-Ligen Erfahrung zu sammeln und einen Einblick in das Geschehen zu erlangen, ist für viele Jugendspieler und Jugendspielerinnen deutlich wertvoller, als in dieser Zeit selbst auf dem Platz zu stehen. In einigen Clubmannschaften war es dementsprechend Praxis, unerfahrenen, potenziellen Mannschaftsspielern und -spielerinnen aus dem Jugendbereich so die schnellere Eingewöhnung zu ermöglichen.
Der DGV in Gestalt des Sportrates trifft eine Entscheidung, welche den Charakter der DGL nachhaltig verändern wird und wohl auch soll, andernfalls hätte es keinen Regelungsbedarf gegeben. Die Herzkammer des deutschen Golfverbandes, wie Herr Neumann die DGL in seinem Schreiben nennt, leidet unter plötzlichen Rhythmusstörungen. Kein Wunder, wurde doch am offenen Herzen eines sehr lebendigen Probanden experimentiert. An den handelnden Akteuren vorbei ändert der deutsche Golfverband Regeln, ohne vorher ein breiteres Meinungsbild eingeholt zu haben. Es ist unklar, wie der Prozess der Entscheidungsfindung im Sportrat abgelaufen ist und welche „Experten“ gehört wurden. Die Landesgolfverbände wurden meines Wissens nicht gehört, sondern nur über die getroffene Entscheidung vorab informiert. Wie main.golf heute berichtet geht die Initiative möglicherweise auf die Vorsitzende des Sportrates Miriam Hiller aus Berlin Wannsee zurück. Es wird kommunikativ gleichwohl der Eindruck vermittelt, der Sportrat verfüge über ein breites und diverses Meinungsbild zu dem Thema. Ist das nicht nur eine Nebelkerze? Trotz offensichtlichem breitem Protest wird die Entscheidung nicht revidiert, die Argumente nur wiederholt. Die Wiederholung macht die Argumente nur leider nicht richtiger. Nach meiner Wahrnehmung bestimmt die Kadergröße einer DGL Mannschaft am ehesten die Kosten, welche Clubseitig aufgebracht werden. Auch das Anwerben von Spitzenspielern aus anderen Clubs belastet die Etats. Die Idee einer Ausbildungsentschädigung wie sie in vielen anderen Sportarten längst üblich ist, würde meines Erachtens viel effektiver wirtschaftlichen Ungleichheiten etwas die Spitze nehmen. Das in der Breite der Mannschaften die Kosten für mitgereiste Caddies bisher von den Clubs übernommen wurden, entspricht in keinster Weise meiner Erfahrung der letzten beinahe 10 Jahre in den höchsten Ligen der DGL. Das ist schlicht falsch. Ich frage mich darüber hinaus schon, welche (mir nicht bekannte) Studie den Vorteil herausgearbeitet hat, Nachwuchsspieler nicht mehr als Teil einer DGL Mannschaft zu entwickeln, sondern als Einzelspieler in anderen Formaten. Ich schreibe nicht über Kinder, welche jahrelang als Caddies verheizt werden, ohne eine Perspektive auf Teilnahme als Spieler im DGL Team zu entwickeln, denn dieses Phänomen habe ich in den letzten Jahren bei teilnehmenden Mannschaften nicht beobachtet. Auch dies bleibt vielleicht eher eine theoretische Überlegung des Sportrates. Bleibt die angekündigte Evaluation des Erfolges dieser Maßnahme in 2024 für 2025. Hier bin ich bereits gespannt auf das Meinungsbild, welches seitens des DGV eingeholt werden wird. Oder sind Beobachter des DGV an den Spieltagen präsent, um mal zu schauen wie es läuft? Alles in allem erkenne ich nur mit Mühe ein gut gedacht; ein schlecht gemacht scheint vielmehr offensichtlich.