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Major

„Maschine“ Ludvig Åberg: Sein Talent wiegt mangelnde Major-Erfahrung auf

15. Jun. 2024 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Ludvig Aberg ist alleiniger Führender nach 36 Löchern bei seinem US Open-Debüt. (Foto: Getty)

Ludvig Aberg ist alleiniger Führender nach 36 Löchern bei seinem US Open-Debüt. (Foto: Getty)

Schwamm drüber über den verpassten Cut bei der PGA Championship: Ludvig Åberg ist ein Major-Phänomen. Der 24-jährige Schwede spielt bei der ersten US Open seiner Karriere genauso abgeklärt und souverän, dabei locker und leicht auf wie bei seinem Masters-Debüt vor zwei Monaten. Es wird immer davon gesprochen, dass es für Erfolge bei Majors vor allem Erfahrung mit Majors brauche, doch Åbergs Talent scheint sogar die mangelnde Routine aufzuwiegen. Dabei hat er keine sonderlich gute Erinnerung an Pinehurst, scheiterte 2019 als Student von Texas Tech bereits in der zweiten Runde der US Amateur Championship am Kurs No. 2. „Ich erinnere mich, dass dies eine meiner ersten Erfahrungen war, als ich in die USA kam“, so Åberg. „Und ich dachte: So ist also Golf in Amerika? Zum Glück war es nicht jede Woche so, aber es war sehr hart.“

 

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Daran hat sich nichts geändert, doch der Shootingstar ist noch besser geworden und zeigt, dass er dem Platz diesmal mehr als gewachsen ist. Bis zum achten Loch der zweiten Runde verfehlte Åberg, mittlerweile Weltranglistensechster, nicht einmal das Fairway und geht heute mit einem Schlag Vorsprung in den Moving Day. „Ich habe das erste Mal mit ihm gespielt, und der Kerl ist eine Maschine“, sagt Tony Finau über die gestrige zweite Runde: „Er lässt Golf auch hier ziemlich einfach aussehen.“ Mal abwarten, was der heutige Spielpartner Bryson DeChambeau, US-Open-Champion von 2020, am Ende sagt. Apropos Champion: Den bislang einzigen Debütantensieg bei einer US Open feierte der legendäre Amateur Francis Ouimet im Jahr 1913. Man wird’s ja noch mal erwähnen dürfen …

McIlroy und Scheffler: Freud und Leid mit dem Driver

Spiel der Gegensätze: Die Dramaturgie mit den drei besten Spielern der Welt in einer Gruppe war perfekt – wenngleich Xander Schauffele von Rory McIlroys Souveränität und Scottie Schefflers Balance auf der Cutlinie etwas in den Hintergrund gerückt wurde. Während der PGA-Champion einem anstrengenden zweiten Tag auf dem Kurs No. 2 von Pinehurst Tribut zollen musste, hielt McIlroy sein Spiel einigermaßen zusammen, wenngleich der Nordire lange nicht so präzise war wie bei der 65 zum Auftakt und lediglich eine 72er-Runde ins Clubhaus brachte.

 

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Aber „Rors“ konnte sich auch gestern auf ein paar Schlüsselkomponenten seines Spiels verpassen: die Abschläge beispielsweise. Er variiert Flugbahn und -höhe wie kaum ein anderer, lag mit den Drives teilweise über 30 Yards vor Scottie Scheffler. Allerdings spielte er ebenso klug und griff gerade auf der Front Nine öfters zum langen Eisen: „So kann man besser auf die eine oder andere Seite des Fairways zielen, um sich bessere Winkel zu Fahne zu verschaffen.“ Genau so: McIlroy attackierte nur aus wirklich günstigen Positionen, was Stress vermied und ihm eine Fülle von Chancen verschaffte.

 

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Genau das Gegenteil bei Scheffler. Der Weltranglistenerste mit seinem neuen Haarschnitt sah schon am Donnerstag nicht gut aus. Es scheint, als relativiere ausgerechnet diese Woche die einsamen Höhen, in denen sich der Mann aus New Jersey während dieser Saison bewegt hat. Besonders vom Tee agiert Scheffler diesmal vergleichsweise unterirdisch. Weder mit dem Driver, noch mit den langen Eisen traf der 27-Jährige die Fairways – ein völlig ungewohntes Bild bei ihm –, spielte erstmals in seiner Profilaufbahn auf einer Runde kein Birdie und beklagte anschließend die Unberechenbarkeit der Schläge aus den mit borstigen Grasbüscheln zusätzlich erschwerten Waste Areas. Aber Pinehurst No. 2 ist halt ein Platz, der unpräzise Schläge gnadenlos bestraft. Aber wenn es einer aus dem hinteren Teil des Felds noch in die Top-Ten schaffen kann, dann ist es Scottie Scheffler.

 

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Das Kunststück des Francesco Molinari

Weil’s so schön war: Seit Beginn der entsprechenden Aufzeichnungen im Jahr 2003 hat kein Spieler bei einer US Open sich per Hole-in-one auf dem letzten Loch seiner Runde auf die Cutlinie und ins Wochenende geschossen. Dann kam gestern Francesco Molinari, der auf Bahn zehn gestartet war und sich pikanterweise durch ein Bogey auf Bahn acht noch auf +7 verschlechtert hatte, also zwei Schläge zu viel auf der Scorekarte hatte. Da kamen dieser Schlag über 194 Yards und das abschließende Ass auf der Neun für den Gewinner der Open Championship 2018 genau richtig:

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Tiger Woods und die schwindende Magie seines Spiels

Vage Antwort: Klar, dass Fragen nach dem A womöglich letzten Auftritt bei einer US Open kam, als Tiger Woods den Cut von Pinehurst um zwei Schläge verpasste – nicht zuletzt, weil der Putter eiskalt geblieben war. Der 15-fache Majorsieger wirkte bei seiner ausweichenden Antwort auch weniger gefestigt als sonst – was vielleicht aber der Unmittelbarkeit der Enttäuschung geschuldet war. „Ich kann derzeit nicht absehen, ob diese US Open oder die kommende Open Championship meine letzten Open sein werden. Kann sein, kann aber auch nicht sein“, so Woods, der vor dem Turnierstart mal wieder davon gesprochen hatte, sich stark und gut genug zu fühlen, um in Pinehurst durchaus auch gewinnen zu können.

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Dieses vor jedem Major bemühte Mantra kommt bei etlichen Fans mittlerweile nicht mehr sonderlich gut an. In den sozialen Medien reichen die Reaktionen von Beifall fürs Bemühen über Empfehlungen, doch endlich ein Cart zu nehmen, bis zur Erkenntnis „The magic is gone“.

US Open Golf 2024: Tyrrell Hatton ist mal wieder pur Tyrrell Hatton

Absolutes Unikat: Tyrrell Hatton ist bei dieser US Open in seinem Element. Der „Angry Englishman“, wie er bei den US-Medien meist genannt wird, ist in Pinehurst die absolut pure Version seiner selbst, spielt und flucht sich kreuz und quer über den Platz und liegt vor dem Moving Day mit Eins unter Par auf dem geteilten neunten Platz. Erstaunlicherweise hat er im Gegensatz zu sonstigen Schimpftiraden am Kurs No. 2 wenig auszusetzen und sucht die Schuld eher bei sich selbst. Trotzdem: Das Beste an dieser US-Open-Woche seien bislang die Desserts, die der Koch von Matt Fitzpatrick im gemeinsam angemieteten Haus serviere. Und er gibt auch freimütig Auskunft über die Summe an Geldbußen, die er sich während seiner Zeit auf der DP World Tour wegen seiner Verbalausfälle eingehandelt hat: „Viel weniger, als ihr glaubt.“

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Pinehurst No. 2 fördert und fordert variables Denken

Vorgezogenes Loblied: Eine US Open in Pinehurst ist eher untypisch. Keine schmal geschnittenen Fairways, kein beinahe sumpfiges Rough, in dem man selbst die eigenen Schuhspitzen nicht mehr sieht, und und und … Dennoch ist der Kurs No. 2 wohl die beste Bühne, die das Major mit dem Claim „Golfs härtester Test“ haben kann. Das Geläuf lässt die Spieler tatsächlich spielen, ermutigt zu einer Mischung aus Attacke und Abwarten, beides zum rechten Zeitpunkt; fordert alle Schläger im Bag und Schläge im Repertoire des Spielers; fördert, ja verlangt förmlich individuelle Strategien.

 

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Als Blaupause mögen Tom Kim und Rory McIlroy und deren gestrige Performance auf der Par-4-Sieben herhalten. Kim, aktuell geteilter Neunter, schlug einen aggressiven Drive über 275 Yards in die linke Seite des Fairways und dann ein kurzes Eisen auf zwei Fuß an die Fahne. Zur Belohnung fiel das Birdie. Direkt dahinter schickte McIlroy den Ball per Eisen aufs Fairway (236 Yards), platzierte den Approach mit einem längeren Eisen taktisch klug in der sicheren Mitte des Grüns und notierte am Ende ein entspanntes Par. Beide kamen mit völlig unterschiedlichen Herangehensweisen zwar zu unterschiedliche Ergebnissen, machten aber gemäß der „Strokes gained“-Analyse dennoch Schläge aufs Feld gut. Das ist eine sehenswerte Abwechslung zum wöchentlichen Einerlei auf den amerikanisch manikürten Plätze der PGA Tour. Auf Pinehursts No. 2 ist nahezu jedes Loch vom Abschlag bis zum Grün eine Denksportaufgabe. Und so soll Golf idealerweise sein.

US Open - Die "offene Amerikan...

Justin Thomas’ Cut-Bilanz bei Majors

Auffällig: Eine Menge Stars haben bei dieser 124. US Open das Wochenende verpasst: Tiger Woods, Viktor Hovland, Phil Mickelson, Kanada-Sieger Bob MacIntyre (ohne Papa Dougie am Bag), Jason Day, Dustin Johnson, Rickie Fowler, Will Zalatoris, Max Homa …

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Und Justin Thomas. Der zweifache PGA-Champion scheint tatsächlich nur bei der „Profi-WM“ reüssieren zu können. Seit 2022 hat er außer bei der PGA Championship in keinem anderen Major mehr den Cut überstanden.

Gestatten, Monti the Barber

Nachtrag: Hier noch derjenige, der Scottie Scheffler den extrem kurzen Haarschnitt verpasst und damit die Golferblässe freigelegt hat – Monti the Barber alias Anthony Montanez, der Friseur der US Open und seit Shinnecock Hills 2018 jedem Turnier dabei. „Er hat genau diesen Trimm gewollt, also haben wir geliefert – und er war sehr zufrieden damit“, sagt Monti, der mit seinem Kollegen Eddie Callinas selbst Tiger Woods schon frisiert hat. Wir halten dennoch fest: Je mehr Haare Scottie Scheffler auf dem Kopf und im Gesicht hat, desto besser spielt er. Oder wie ein Kommentar in den sozialen Medien feststellt: „Ohne den Bart ist Scottie nicht Scottie.“ Und noch eine Wortspielerei, um im Bild zu bleiben: Mit dem raspelkurzen Schnitt hat Scheffler diesmal nur um Haaresbreite den Cut geschafft.

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Pinehursts elfter Platz: Der Kurs No. 10

Zum Schluss: … ein Blick auf Pinehursts neues Schmuckstück, dem Kurs No. 10. Das Werk von Stararchitekt Tom Doak und der deutschen Designerin Angela Moser als Bauleiterin ist pünktlich zur US Open fertig geworden und setzt als insgesamt elfter Platz des Resorts einen weiteren Glanzpunkt:

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