Als amtierender US Open Champion ist Bryson DeChambeau bei der 152. British Open im Royal Troon angekommen. Vor dem letzten Major Turnier des Jahres spricht der charismatische 30-Jährige in seiner Pressekonferenz am Dienstag über seine Erwartungen, die Besonderheiten des Platzes, wie er sein Spiel den Bedingungen anpassen wird und auch über sein erstes Gespräch mit Rory McIlroy nach ihrem spannenden Kampf bei der US Open vor wenigen Wochen. Lesen Sie hier einen Teil aus der Pressekonferenz mit DeChambeau vor dem Start der British Open, die im englischsprachigen Raum meist Open Championship oder schlicht 'The Open' genannt wird.
Bryson DeChambeau vor der British Open 2024
Liv McMillan: Guten Morgen, allerseits. Ich freue mich, den US-Open-Champion Bryson DeChambeau im Interviewraum begrüßen zu dürfen. Bryson, willkommen in Royal Troon und willkommen bei der Open. Ich glaube, Sie haben gestern die Back Nine gespielt. Können Sie uns sagen, was Sie bisher vom Platz gesehen haben?
Bryson DeChambeau: Zunächst einmal ist es toll, hier zu sein. Zweitens, es ist ein schwieriger Golfplatz. Die hinteren Neun haben es in sich, und man muss vom Tee gerade schlagen und seinen Golfball kontrollieren. Die Grüns sind ziemlich fair, aber den Ball gerade zu schlagen und ihn im Wind zu kontrollieren, wird in dieser Woche sehr wichtig sein.
Frage: Bryson, ich weiß, dass Sie den Postage Stamp [Loch 8, Par-3, Signature Hole des Platzes; Anm.d.Red.] noch nicht gespielt haben, aber ich bin sicher, Sie haben davon gehört. Ich bin sicher, dass Sie sich ein bisschen damit beschäftigt haben. Was fühlen Sie, wenn Sie zu diesem Loch kommen?
Bryson DeChambeau: Nun, es kann sicher teuflisch sein. Ich weiß nicht allzu viel darüber, außer dass ich die Mitte des Grüns treffe und dann ist alles gut. Das wird jeden Tag das Ziel dieser Woche sein.
Bryson DeChambeau über seine Strategie
Frage: Bryson, viele Pros sprechen davon, dass sie ihren Ball in bestimmte Bereiche ("windows") fliegen sehen wollen, nachdem sie ihn geschlagen haben. Ich bin nur neugierig, warum das in einer Woche wie dieser so wichtig ist und auf welche Tendenzen Sie immer aufpassen?
Bryson DeChambeau: Ich schlage den Golfball sehr hoch, also war das schon immer ein bisschen ein... kein Problem. In bestimmten Situationen ist es definitiv hilfreich. Hier draußen im Wind muss ich diese Woche lernen, den Ball zu kontrollieren - nicht lernen, sondern den Ball etwas mehr unter dem Wind zu halten, einen niedrigeren Flug zu haben.
Die meisten Leute versuchen, den Ball durch Fenster zu sehen. Das tue ich auch, aber nicht so spezifisch. Es ist eher so, dass der Ball, wenn ich auf eine bestimmte Distanz gehe und durchziehe, aufgrund des Lofts ohnehin in einem bestimmten Winkel abfliegt. Ich konzentriere mich also wirklich darauf, diese Aufgabe zu bewältigen, einfach so zu schwingen, wie ich es möchte, und die Ergebnisse werden hoffentlich für sich selbst sprechen.
Für mich wird es diese Woche darum gehen, die Höhe durch die Länge des Rückschwungs zu kontrollieren. Das wird schwer werden. Es ist immer schwierig, von rechts nach links in den Wind, von links nach rechts in den Wind und runter. Es ist sehr teuflisch, und der Schlüssel für mich ist diese Woche, dass ich einfach versuche, den Ball niedrig unter dem Wind zu halten.
Frage: Bryson, macht Ihnen diese Art von Golf Spaß? Haben Sie gelernt, Linksgolf zu mögen? Ist Ihre Länge ein Problem, wenn es darum geht, herauszufinden, wo Sie den Driver einsetzen müssen und wo der Ball ins Aus gehen würde?
Bryson DeChambeau: Es kann eine schwierige Herausforderung sein. Ich würde nicht sagen, dass es ein Problem ist. Es ist eine Herausforderung. Ich denke, das ist das Tolle am Links-Golf und an der Open Championship, es ist ein anderer Test und ein anderer - ja, ein anderer Test, um zu versuchen, herauszufinden, wie man 'eine Eins' bekommt, könnte man sagen.
Ich habe beim Walker Cup in Royal Lytham St. Annes gut gespielt, als der Platz fest und schnell war. Ich habe in St. Andrews gut gespielt. Ich habe auch auf anderen Plätzen gut gespielt. Aber es war immer ein schwieriger Test für mich, weil ich am Anfang meiner Karriere nicht gut putten konnte. Ich bin ein bisschen besser geworden. Mein Wedge-Spiel ist besser geworden. Ich habe gelernt, den Ball ein bisschen zu bewegen.
Es geht also langsam voran. Ich muss nur noch ein paar Mal üben. Wenn ich diese Woche gut spiele, denke ich, dass ich mir eine gute Chance ausrechnen kann. Das ist alles, worauf ich mich konzentriere. Ich denke einfach, dass ich mich mit der Zeit immer wohler auf diesem Golfplatz fühlen werde.
Frage: Offensichtlich hatten Sie bisher ein tolles Jahr bei den Majors. Ich frage mich nur, wie es um Ihr Selbstvertrauen vor der Open im Vergleich zu den Vorjahren bestellt ist.
Bryson DeChambeau: Sehr zuversichtlich, offensichtlich. Es hängt alles davon ab, ob ich den Ball gut treffe. Ich kann mit dem größten Selbstvertrauen hierher kommen, nachdem ich eine große Meisterschaft gewonnen habe. Letzte Woche habe ich auch ganz gut gespielt.
Was wirklich zählt, ist, ob ich den Ball weiterhin so gut schlagen kann wie bisher, ob ich meine Eisen so schlagen kann, wie ich es kann, und ob ich so putten kann, wie ich es kann. Wenn ich diese drei Dinge gut mache, sogar vier Dinge beim Chippen, im Bunker und auf den Grüns, dann habe ich eine Chance. Ich weiß, wie ich den Job erledigen kann. Es kommt nur darauf an, dass ich so konstant spiele wie bei der U.S. Open, letzte Woche und auch bei einigen anderen Turnieren. Wenn ich so spielen kann wie bisher, habe ich eine gute Chance.
Bryson DeChambeau seine Beziehung zu den Fans
Frage: Ihr Sieg bei der U.S. Open hat bei den Fans in Pinehurst großen Anklang gefunden. Ich frage mich, ob Sie sich eine ähnliche Situation vorstellen können, wenn Sie am Sonntag hier gewinnen.
Bryson DeChambeau: Auf jeden Fall. Es wäre fantastisch, wenn jeder den Claret Jug berühren dürfte. Das wäre ein wahr gewordener Traum. Aber jetzt muss ich erst einmal den Job erledigen. Ich darf nicht zu weit vorausdenken. Ich muss mich darauf konzentrieren, die Schläge unter den richtigen Bedingungen auszuführen, alles zu berücksichtigen, was vor sich geht, im Moment zu bleiben und den richtigen Schlag auszuführen.
Das ist das Wichtigste in dieser Woche: sich selbst die beste Chance zu geben, den Wind, den Regen, die Hänge, die Abpraller, die Grüns zu berücksichtigen und einfach sicherzustellen, dass man in diesem Moment das Richtige tut, weil es den ganzen Tag über so variabel ist. Die Winde drehen und bewegen sich und sind böig. Man muss also einfach sicherstellen, dass man im richtigen Moment den richtigen Schlag macht, das ist der Schlüssel.
Frage: Ich weiß, dass Sie hier nur neun Löcher gespielt haben, aber ich gehe davon aus, dass Sie sich einen Spielplan zurechtlegen. Erwarten Sie, dass Ihnen der Driver hier auf diesem Platz vielleicht mehr als sonst aus der Hand genommen wird?
Bryson DeChambeau: Ich denke, es gibt ein paar Löcher, 11 ist ein gutes Beispiel dafür, dass man den Ball einfach auf das Fairway bringen muss. Es ist ein sehr schwieriges, schwieriges Loch. Wenn der Wind auffrischt, kann es ein Driver sein. Es gibt Zeiten, in denen man den Driver benutzen muss. Man kann nicht mit einem 3er oder 5er Holz schlagen, das ist einfach zu kurz. Ich könnte ein 3er Holz schlagen, und wenn es mit 15, 20 Meilen pro Stunde in den Wind geht, könnte es 250 Meter weit gehen, 240 Meter, je nach Höhe. Wenn es auch noch regnet, spielt das auch eine große Rolle.
Es gibt also Zeiten, in denen man gezwungen ist, mit dem Driver zu schlagen, und dann muss man sich einfach zusammenreißen und einen guten Drive hinlegen. Im Großen und Ganzen hoffe ich, dass ich ihn nicht zu viel aus dem Bag nehmen muss, aber ich komme auch mit meinen Eisen gut zurecht. Es wird diese Woche eine lustige und interessante Herausforderung sein.
Frage: Bryson, um noch einmal auf den Golfplatz zurückzukommen: Passt er zu Ihrem Spiel? Wie wichtig ist das für Sie? Ich weiß, dass Sie sich sehr für Ihre Zahlen interessieren. Wie wichtig ist es, dass Sie sich auf dem Golfplatz die Abschläge ansehen und sich mit dem Visuellen vertraut machen?
Bryson DeChambeau: Es ist sehr wichtig, da draußen zu sein und sich mit den Linien vertraut zu machen, sicherzustellen, dass G-Bo [Greg Bodine, sein Caddie; Anm.d.Red.] mir gute Informationen über die linke Kante des Fairways und die rechte Kante des Fairways mit diesem Schläger gibt und so weiter. Besonders bei blinden Schlägen kann das sehr interessant sein.
Die 10 ist ein gutes Beispiel. Bei meinem ersten Abschlag in dieser Woche stand ich da oben und dachte: „Wow, wo soll ich hin? Aber über die linke Mitte dieses Bunkers und dort hinauf zu kommen und ein gutes Gefühl zu bekommen und sich mit den visuellen Gegebenheiten wohl zu fühlen, ist eines der wichtigsten Dinge. Auch wenn ich technisch versiert bin, muss ich die Dinge so gut wie möglich sehen und fühlen. Das ist also sehr wichtig.
Die British Open - Die älteste Golf-Meisterschaft der Welt lockt Profis und Zuschauer gleichermaßen auf Europas schönste und schwierigste Golfplätze. Wir haben alle Sieger in einer Fotostrecke zusammengefasst.
Bryson DeChambeau über Rory McIlroy
Frage: Bryson, Sie sind ein Spieler, der in der Vergangenheit dafür bekannt war, Golfplätze manchmal zu 'over-powern'. Ich frage mich gerade im Hinblick auf die hinteren Neun in Troon, ob es möglich ist, diesen Abschnitt der Löcher zu 'over-powern'? Wie wollen Sie das angehen?
Bryson DeChambeau: Ich glaube nicht, dass es möglich ist, sie zu 'over-powern'. Es gibt zu viele Hindernisse rund um die Fairways, auch in den Bunkern. Hier muss man sehr strategisch vorgehen. Ich habe in der Vergangenheit auf strategisch angelegten Golfplätzen gut gespielt, sei es das RBC Heritage, ich habe dort in der Vergangenheit gut gespielt. In Valderrama habe ich ziemlich gut gespielt. Ich hatte dort zwei Top-10-Platzierungen, wurde letztes Jahr Zweiter und dieses Jahr Neunter. Das sind ziemlich strategische Golfplätze und sehr platzierungsorientierte Golfplätze. Ich denke also, dass ich ziemlich solide spiele, aber diesen Golfplatz zu 'over-powern', ich weiß nicht, ob das möglich ist.
Frage: Nachdem, was letzten Monat mit Rory passiert ist, frage ich mich, ob Sie in der Zeit seit der U.S. Open mit ihm gesprochen haben? Was erwarten Sie diese Woche von ihm? Offensichtlich ist er hier ein großer Favorit. Was denken Sie, wie wird sich das auf ihn auswirken?
Bryson DeChambeau: Ich habe ihn gestern gegrüßt und wir haben uns unterhalten. Er hat mir gratuliert. Es ist also alles in bester Ordnung. Er ist ein erbitterter Konkurrent. Ich weiß, dass er diese Woche den Fans und allen anderen so viel wie möglich geben wird. Ich werde das Gleiche tun. Wir werden gegeneinander antreten. Hoffentlich wird es wieder ein guter Kampf werden.
Transkript zur Verfügung gestellt von The Open, editiert und übersetzt von Golf Post