Phänomen: Da ist sie wieder, die Vokabel „Bifurcation“, die ab und an gern durch die Golfszene geistert. Gemeint sind zweigeteilte Regeln, welche für Hobby-Spieler und welche für Profis und Top-Amateure. Regelmäßiger Auslöser sind die Distanz-Reports der Golfverbände, die seit geraumer Zeit feststellen, dass die Zunahme der Längen des Ballflugs „auf Dauer nicht zum Vorteil für das Spiel ist“. Jetzt hat auch Star-Coach Butch Harmon, Ex-Trainer von Tiger Woods und Rickie Fowler sowie aktueller Betreuer von Brooks Koepka und Dustin Johnson eine Zweiteilung des Material-Regelwerks gefordert – vor allem bezüglich des Balls. „Die fortschrittliche Technologie soll dem Durchschnittsspieler helfen“, sagte der 76-Jährige. „Tour-Spieler sollten ihre eigenen Regeln haben.“ Die Vorgabe eines Einheitsballs verhindere auch, dass „etliche großartige Kurse überflüssig werden“. Harmon: „Mir würde es gefallen, wenn die PGA Tour und die European Tour ihre eigenen Regeln machen!“ Das ändere nichts an den Verhältnissen: „Auch bei einer Ein-Ball-Regel sind die Longhitter immer noch Longhitter.“
DeChambeau schindet Zentimeter am Driver
Längeninflation: Nein, diesmal geht es nicht wieder den Ballflug, jedenfalls nicht unmittelbar. „Der verrückte Wissenschaftler“ Bryson DeChambeau hat während des Golf-Lockdown mal wieder experimentiert und will mit einen 48-Zoll-Schaft für seinen Driver antreten, wenn‘s auf der PGA Tour wieder los geht. Die Standardlängen für Driverschäfte bewegen sich um 44,5 Zoll (113 Zentimeter), und bekanntermaßen ist ein Schläger schwieriger zu spielen, je länger er ist. Einen Profi wie DeChambeau ficht das naturgemäß nicht an, er will es mit neuer Kraftraum-Statur und langem Stecken auf weit mehr als seine durchschnittlichen 321,3 Yard, die er mit einem 45,5-Zoll-Schaft erreichte (115 Zentimeter). „Wenn die USGA mir den längeren Schaft erlaubt und ich damit weiter schlage – warum soll ich das dann nicht machen?“, fragte der Texaner in einem Video:
Für guten Zweck: Profis spielen sich schon mal warm
Aufgalopp: Am 11. Juni soll die Charles Schwab Challenge in Houston/Texas den Re-Start der PGA Tour einleiten, und ein paar Profis können sich dieser Tags schon mal einspielen. Der Maridoe Golf Club in Carrollton veranstaltet ein 54-Loch-Wohltätigkeitsturnier zugunsten seiner Caddies. Als Teilnehmer stehen unter anderem bereits die Profis und Clubmitglieder Viktor Hovland, Scottie Scheffler und Harry Higgs sowie Ex-Football-Star Tony Romo fest. Eventuell will auch Jordan Spieth noch ein Gastspiel geben. Das Feld von insgesamt 72 Akteuren zahlt jeweils 250 Dollar Nenngeld, spielt aber auch um einen Preisgeldtopf von 27.000 Euro für die Professionals – natürlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Koepka verliert Haare und macht sich Sorgen
Kahlschlag: Corona macht uns unter anderem auch alle zu Do-it-yourself-Friseuren. Davon sind auch Golfstars nicht ausgenommen. Mit wechselhaftem Erfolg allerdings. Bei Brooks Koepka beispielsweise ist das Ergebnis der Bemühungen von Freundin Jena Sims eher suboptimal ausgefallen, der vierfache Majorsieger trägt jetzt „Bowl Cut“ samt Schnauzer. Kann man ansehnlich finden, muss man aber nicht. Parallel macht sich der Weltranglistenzweite Gedanken über eine zuschauerlose Fortsetzung der PGA Tour. „Die Jungs werden eine Menge Bälle verlieren, wenn am Fairwayrand keine Fans stehen, die beobachten, wohin verirrte Kugeln fliegen“, sagte Koepka. Der Mann hat Sorgen, und das mit diesem Haarschnitt …
Jena Sims gave boyfriend Brooks Koepka an at-home, quarantine haircut. It went about as well as you’d imagine.
Hint: It did not go well. pic.twitter.com/BknUBvgK8t— Samantha Marks (@SamMarksGC) April 23, 2020
Bowl cuts are back. #QuarantineCuts pic.twitter.com/8kUnoWkq8S
— Brooks Koepka (@BKoepka) April 23, 2020
Schwung sitzt, Kamera kaputt
Autsch: Wenn das Golftraining im heimischen Garten buchstäblich ins (Kamera-)Auge geht … Gerrit van Niekerk aus Südafrika lässt uns freundlicherweise an seinem Missgeschickt teilhaben, frei nach der Devise: Schwung sitzt, Kamera kaputt.
Schottland: Vandalismus und Erstattungen
Nachrichten aus dem Golf-Mutterland: In Schottland häufen sich Vorfälle von Vandalismus und Freizeitaktivitäten auf den im Zuge der Corona-Krise geschlossenen Golfplätzen. Da wird mit Motorrädern über Fairways und Grüns „gecruist“ – so wie dieser Tage auch auf dem Süd Course der Green Eagle Golf Courses bei Hamburg –, es werden Lagerfeuer entfacht, Leute machen Picknick und lassen ihre Abfälle liegen oder die Hinterlassenschaften von Hunden werden nicht entsorgt.
Andererseits lassen sich die Clubs für die Zeit der Wiedereröffnung einiges einfallen. Der Durness Golf Club im äußersten Nordwesten beispielsweise bietet Neu-Vollmitgliedschaft bis April 2021 für 185 Pfund und mit einem geringen Aufpreis auch Erweiterungen für Platz-Preziosen wie Tain, Brora und Golspie an. Der Thornton Golf Club in Fife spendiert alle Angehörigen des britischen Gesundheitsdiensts NHS eine Runde Golf. Und generell läuft unter der Leitung von Scottish Golf gerade eine Diskussion über Teilerstattungen von Mitgliedsbeiträgen für 2020.
Trump-Golf bitte um Unterstützung für Mitarbeiter
Rettungsschirm: Die Golf-Organisation von US-Präsident hat bei der schottischen und bei der irische Regierung um Unterstützung und Hilfszahlungen für die Resorts Turnberry, Aberdeen und Doonbeg gebeten, deren Mitarbeiter wegen der Corona-Krise beurlaubt werden mussten. In den USA hat der Kongress wegen des Präsidenten-Amts und eventueller Befangenheiten ausgeschlossen, dass Trumps Firmen am gigantischen Rettungsschirm des Staats für die Wirtschaft partizipieren können, daher versuchen seine Söhne Donald Jr. und Eric als Leiter der Golf-Organisation auf andere Weise Geld zu sparen. So wurde beispielsweise das Palm Beach County nach Aussetzung der Pachtzahlungen angefragt, auf deren Grund und Boden der Trump International Golf Club West Palm Beach und das Anwesen Mar-a-Lago liegen.
Journey Man bei Schießerei getötet
Tragisch: Der US-Golfprofessional Pat Landers und seine Freundin Karla Baca sind während der Corona-Quarantäne in Mexiko Opfer einer Schießerei geworden. Sie waren in Juárez/Bundesstaat Chihuahua in ihrem SUV mit New Yorker Kennzeichen unterwegs, als das Feuer eröffnet und das Auto von über 20 Schüssen getroffen wurde. Die Polizei tappt im Dunklen, vermutet aber, dass Landers und Baca, die Mexikanerin und auch seine Trainerin ist, in ein Gefecht rivalisierender Drogen-Banden geraten ist. Der 32-Jährige New Yorker spielte auf kleineren amerikanischen Touren, arbeitete nebenbei als Hausverwalter und hinterlässt einen kleinen Sohn.
Golf für Couch-Potatoes
Zum Schluss: Auf der Couch statt beim Golfspiel? Das muss sich nicht widersprechen. Auch in diesen Zeiten nicht, wo manche Bundesländer die Golfer immer noch „out of bounds“ halten. Coach Rusty zeigt uns, wie es gehen kann. Natürlich, sofern man über das entsprechende Sitzmöbel verfügt: