Normalerweise beginnt für mich die Turnierwoche für Sky mittwochs mit dem Weg zum Kölner Flughafen. Als Wahl-Kölner fliege ich nach München und fahre vom Flughafen gleich weiter zum Sendezentrum nach Unterföhring. Im Büro beginnt dann meine Recherche, um danach aus der sogenannten "Sprecher-Box" live zu kommentieren. Doch da ich an diesem Wochenende als begeisterter Golfer meine Mannschaft (Dr. Velte) beim ersten Spieltag der neuen Kramski Deutsche Golf Liga unterstützt habe, verfolgte ich das Spielgeschehen beim 'fünften Major' des Jahres wie alle anderen vor dem heimischen Fernseher: Freunde einladen, den Grill anschmeißen, ein Gläschen Wein dazu.
Tiger Woods sucht seinesgleichen
Was ich dann gesehen habe, war beeindruckend und auch ein wenig beängstigend zugleich. Dass Tiger Woods als Weltranglistenerster, Führender im FedExCup und mit dem frühesten vierten Saisonsieg seiner Karriere wieder ganz der „Alte“ ist, kann man wohl als offensichtlich bezeichnen. Dass allerdings auch die Konkurrenz wieder vor Ehrfurcht erstarrt, wenn Tiger oben mitspielt, zeigt, dass seine Aura ebenfalls wieder für alle spürbar präsent ist.
Der Heimatclub der PGA Tour, der TPC Sawgrass, zählte bislang nicht zu den Erfolgs-Plätzen von Woods und möglicherweise ließ auch diese Tatsache die Tour-Kollegen mit den weißen Fahnen schwenken. Sie erlebten einen Tiger Woods, der seinem Schwung voll vertraut, mental seinesgleichen sucht, sensationell puttet, die wichtigsten Statistiken auf der US-Tour anführt (Scoring Average & All-Around-Ranking) und vor allem nach zwölf Jahren wieder jenes Turnier für sich entscheidet, vor dem er 2001 das Masters gewann und im Anschluss das Bay Hill Invitational. Prognosen zu Tiger Woods hinsichtlich der kommenden Monate und Jahre kann nun jeder selbst anstellen. Ich glaube, dass ein Tiger Woods auf Top-Niveau aktuell von keinem geschlagen werden kann. Die Kontrahenten müssen auf seine Schwächen hoffen und dabei selbst an ihre persönlichen Grenzen gehen.
Martin Kaymer wird mittelfristig wieder oben mitspielen
Derweil hat Martin Kaymer noch ein wenig Luft bis an sein Limit in dieser Saison. Die PLAYERS beendete er auf einem geteilten 43. Rang. Man könnte meinen, dass dem 28-jährigen Deutschen der Sprung auf die PGA Tour noch nicht wirklich gut getan hat.
Bei Kaymer stimmt mich persönlich allerdings zuversichtlich, dass er Golf liebt und hart arbeitet. Er sagt selbst, „er wolle am liebsten immer nur Golf spielen“. Und dass ein Major-Sieger und ehemaliger Weltranglistenerster das Golfspielen nicht verlernt hat, versteht sich von selbst. Es ist im Amateurbereich vom Prinzip her nicht anders, manchmal bedarf es nur einer kleinen Umstellung, einem neuen Gefühl und es läuft, zumindest vorübergehend, wieder wie von selbst. Bei der PLAYERS war Kaymer nach vier Runden zwölf Schläge hinter Woods. Das sind auch im Profibereich keine Welten, sondern im Zweifel pro Runde ein paar Putts, die wenige Zentimeter am Loch vorbei laufen. Der Mettmanner wird kurz- bis mittelfristig wieder oben mitspielen, wenn sich Schwung und Putten so gut anfühlen, wie zu seinen Top-Zeiten.
Sergio-Tiger-Zwist: Ihr seid doch erwachsene Männer!
Eine Anmerkung noch am Schluss zum Samstags-Zweikampf „Tiger/Sergio“. Garcia nämlich ärgerte sich ziemlich über den Weltranglistenersten in einer Situation. Dieser zog sein Holz 5 für den zweiten Schlag auf Bahn 2 (Par5) aus dem Bag, was zum Jubel der umstehenden Fans führte, weil Tiger das Grün attackieren wollte. Genau in dem Moment spielte Garcia seinen Zweiten auf der anderen Seite der Spielbahn, wurde natürlich gestört und verzog wiederum sein Holz. Über die Medien trugen die Beiden dann ihre Sichtweisen der Situation vor und aus. Zu einem persönlichen Gespräch reichte es zumindest am selben Tag noch nicht. Mensch Jungs, ihr seid erwachsene Männer!
Viele Grüße,
Gregor Biernath
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