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Panorama

Crossgolf: Wild im Gelände ohne Platzreife und Vorschriften

05. Mai. 2013 von Kathrin Ivenz in Köln, Deutschland

Die Jungs vom UHC Elster beim Chippen in eine Waschmaschine. Beim Crossgolf wird auf selbst gewählte Ziele gespielt. (Foto: mphabu/flickr)

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Mario Prell ist Crossgolfer aus Leidenschaft und Dienste seines Sports im Internet als rebel unterwegs. Er sieht es als seine Mission an, Golf in Deutschland für alle ohne Zugangsbeschränkungen möglich zu machen. Mario Prell betreut die Vereinshomepage www.crossgolf.uhc-elster.de und ist eine der treibenden Kräfte hinter dem Mitteldeutschen Crossgolf Ranking.

Golf Post: Mario, was ist eigentlich Crossgolf?

Mario Prell: Crossgolf ist im Grunde genommen das, was die Erfinder des Golf gespielt haben. Es bedeutet, Golf an allen Orten zu spielen, an denen es möglich ist, also auf urbanem wie ländlichem Gelände, auf der Straße wie auf Sand oder Rasen. Das Tolle ist zum einen, dass man hier ganz ungezwungen Golf spielt, ohne dass man dafür eine Platzreife-Prüfung benötigt oder andere Hürden überwinden muss. Außerdem muss man sich beim Crossgolf nicht irgendwelchen Kleidervorschriften unterwerfen. Und zu guter Letzt bietet es die Möglichkeit, Golf zu spielen ohne die Familienkasse zu plündern.

Golf Post: Wie verhält es sich bei euch mit Regeln und Sicherheit, wenn man keine Platzreife braucht?

Mario Prell: Regeln gibt es bei uns auch wie beim normalen Golf, nur dass die sich wirklich auf ein Mindestmaß beschränken. Es wird nicht versucht, alles bis ins kleinste Detail zu klären und das auch noch als Buch heraus zu bringen. Uns reicht der normale Menschenverstand. Crossgolfer spielen Zähl- oder Lochspiel. Stableford und Handicap gibt es bei uns nicht. Wer eine 69 spielt und nicht vorn dabei ist – der ist eben nicht gut genug und muss weiter üben.

Auch die Ziele sind anders, auf die wir beim Crossgolf spielen. Wir haben schon auf Hundehütten, stehende Bratpfannen, die obligatorischen Papierkörbe - die stehen ja auch überall rum - und auch Einrichtungsgegenstände gespielt. Dabei gibt es eine besondere Schwierigkeit: Löcher auf dem Golfplatz kann man von allen Seiten aus anspielen, bei Crossgolfzielen ist das nicht immer möglich. Da bedarf es schon strategischem Vorgehen, um zum Beispiel eine Waschmaschine anzuspielen. Und bei allem gilt: Sicherheit geht vor! Das ist quasi unsere Etikette.

Golf Post: Crossgolf soll sehr viel günstiger sein als Golf. Warum ist das so?

Mario Prell: Beim Crossgolf kommt in den meisten Fällen gebrauchtes Golf-Equipment zum Einsatz, das man recht günstig in Auktionshäusern erwerben kann oder eben bei speziellen Crossgolf-Ausrüstern wie Holz und Eisen.

Golf Post: Ihr zahlt auch Beiträge für euren Verein. Wie viel ist das in etwa?

Mario Prell: Unser Jahresbeitrag im Verein beträgt 72€. Da wir nur eine Sektion im Verein (Unihockeyclub Elster in Sachsen-Anhalt, Anm. d. Red.) sind, wird mit dem Geld auch die Jugendarbeit der anderen Sektionen Unterstützt. Wir selber würden auch mit weniger Beitrag auskommen.

Golf Post: Was glaubst du; woran liegt es, dass Crossgolf so populär geworden ist?

Mario Prell: Das hat sicher mehrere Gründe. Zum einen gibt es in Deutschland so gut wie keine Plätze, auf denen man einfach so den Golfschläger schwingen kann. Ein weiterer Punkt sind die Kosten. Wenn ich in Schottland golfen gehe, dann kann ich für 20 oder 25 Pfund einen ganzen Tag auf der Anlage abschlagen. In Deutschland ist man schon froh, wenn man nur einen Fünfziger auf den Tresen legen muss.
Bei der Wahl der Spielorte sind uns  - außer vom Gesetz - keine Grenzen gesetzt. Sei es ein Park, ein Freibad, die Innenstadt oder ein Einkaufstempel während der Geschäftszeiten. All das macht Crossgolf so interessant und spannend.

Golf Post: Letztes Jahr im Sommer hat sich unter Crossgolfern ein Verband gegründet - der Deutsche Crossgolf Verband DXGV. Die Meinungen zu diesem Verband gehen auseinander. Wie stehst du dazu?

Mario Prell: Grundsätzlich fände ich es gut, wenn sich ein Crossgolf-Verband gründen würde. Der DXGV ist aber keiner, sondern laut Aussage des Vorsitzenden nur ein Verein, der den Namen "Verband" im Namen trägt. Das ist für uns Irreführung und das wollen wir nicht tolerieren.

Denn bedauerlicherweise wurden im Vorfeld der Gründung mit den anderen Crossgolf-Vereinen und Crews keine Gespräche geführt, sondern uns allen ein Konstrukt vorgesetzt. Für mich und für unseren Verein sind die Vertreter des DXGV als Personen nicht vertrauenswürdig und somit lehne ich und auch der Rest unseres Vereines den DXGV als sogenannte Intressenvertretung der Crossgolfer in Deutschland ab.

Golf Post: Was sind die Konsequenzen aus dem Streit um den DXGV?

Mario Prell: Die Harakiri-Aktion des DXGV ist vielleicht der Auslöser, den die Crossgolfer in Deutschland brauchten, um sich besser zu verzahnen bzw. die Kommunikation untereinander zu verbessern. Gegebenenfalls wird es in der Zukunft einen Verband geben, nur wird dieser sich dann hoffentlich aus den 80-90 Prozent der Crossgolfer bilden und kein Alleingang von einigen Personen werden.

Golf Post: Was erhoffst du dir in Zukunft für den Crossgolfsport?

Mario Prell: Ich hoffe mal, dass sich der Trend von immer mehr Crossgolfern fortsetzt. Bisher sieht es ja danach aus. Möglicherweise wird Crossgolf der Volkssport, der Golf in Großbritannien oder Schweden ist.

Vielen Dank für das Gespräch, Mario.

Das Interview führte Kathrin Ivenz.

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