Unter seiner Regie soll die seit 2002 nur ein Mal unterbrochene Siegesserie anhalten: Darren Clarke ist Europas Kapitän für den Ryder Cup 2016 in Hazeltine/Minnesota. Wir haben zehn Fakten über den 46-jährigen Nordiren.
Der erschlankte Bonvivant
Zigarren- und PS-Liebhaber Clarke, nach einer Diät und intensivem Sportprogramm mittlerweile vorteilhaft erschlankt, ist ein Charismatiker mit breiter Brust, ideal für den Auftritt in der Höhle des US-Löwen. "Darren ist ein guter Redner und ein guter Motivator", sagt Lee Westwood. Und Rory McIlroy weiß: "Er wird überall geschätzt, besonders in den USA, wo die Fans ihn lieben."
Die Läuterung
In seiner Autobiographie "An Open Book" beichtet Genussmensch Clarke einen exzessiven Lebensstil: Der Kauf von 60 Boxershorts, 40 Hosen oder 30 Gürteln auf einmal sei keine Seltenheit gewesen. 15 Ferrari, drei Lamborghini, dazu Bentley, Jaguar und deutsche Nobel-PKW habe er besessen - auch mal sieben Autos gleichzeitig. Er sei aber "geläutert": "Früher habe ich zehn Guinness getrunken, heute trinke ich zehn Gin Tonic. Das macht auch lustig, aber mit weniger Kalorien."
Nachwuchs-Förderung
Mit seiner "Darren Clarke Golf School" im nordirischen Antrim und der "Darren Clarke Golf Tour" kümmert sich der Vater zweier Söhne sehr intensiv um den Golfnachwuchs. Alan Dunbar, britischer Amateur-Champion von 2012, kommt auch aus der Talentschmiede. Für seine Verdienste erhielt Clarke 2012 von Queen Elizabeth II den Orden des Britischen Empire (OBE).
Die Tragödie
Zwischen 2004 und 2006 erfuhr die Karriere des Golfprofis Darren Clarke einen tiefen Knick. Bei seiner ersten Frau Heather wurde erneut Brustkrebs diagnostiziert. Golf geriet zur Nebensächlichkeit. Heather Clarke starb am 13. August 2006 im Alter von 39 Jahren. Paul McGinley zog darauf hin bei der PGA Championship zurück, um seinem besten Freund zur Seite zu stehen.
Phönix aus der Asche
Sechs Wochen später gewann Darren Clarke als "Captain's Pick" von Ian Woosnam beim Ryder Cup 2006 im irischen K-Club seine drei Matches. Nach dem Siegputt zum 3&2 im Einzel gegen Zach Johnson erklärte Clarke unter Tränen und von Teamkameraden geherzt, es sei Heathers letzter Wunsch gewesen, dass er diesen Wettbewerb spiele. Selbst die Amerikaner gratulierten mehr als nur höflich.
Später Triumph
Nach 21 Profisiegen, davon 13 auf der European und zwei auf der PGA Tour – u. a. mit einem 4&3-Sieg über Tiger Woods beim WGC-Matchplay 2000 – krönte Darren Clarke seine Spielerlaufbahn 2011 mit der Open Championship im Royal St. Georges Golf Club. Ab Tag zwei in Führung, holte sich der damals 42-Jährige im 20. Versuch den ersehnten Claret Jug.
In der Pressekonferenz nach dem Open-Sieg hatte Clarke den ersten Teil der Feier schon hinter sich:
Der Umfaller
Keine besonders rühmliche Rolle spielte Clarke bei der Wahl des Ryder-Cup-Kapitäns für Gleneagles 2014. Erst warf er seinen Hut in den Ring, dann kniff er kleinlaut, als Amerika die Europäer mit der Nominierung ihrer vermeintlichen Lichtgestalt Tom Watson schockte ("Wir haben niemanden dieses Kalibers"). Er plädierte sogar für Colin Montgomerie, statt seinem Freund McGinley den Rücken zu stärken, was dieser ihm lange nachtrug.
Der unterlegene Rivale
Miguel Ángel Jiménez war Clarkes schärfster Konkurrent ums Kapitänsamt 2016, aber nicht der Favorit der Spieler, vor allem des Ryder-Cup-Kontingents von den britischen Inseln um Rory McIlroy. Vermutlich ist der Spanier für 2018 in Frankreich damit jetzt quasi gesetzt.
Mucho nice tu be considered as @EuropeanTour Ryder Cup Captain vs @RyderCupUSA Congrats mi amigo @DarrenClarke60 no biggie I'll be playing!
— Miguel Angel Jimenez (@warmupjimenez) 18. Februar 2015
Erfahrung im Ryder Cup
Clarke bestritt zwischen 1997 und 2006 fünf Kontinentalduelle als Spieler und holte insgesamt 11,5 von 20 möglichen Punkten. Er gewann mit Europa vier, nur das berühmt-berüchtigte "Battle of Brookline" 1999 nicht. Als "Vize" von Colin Montgomerie 2010 und José María Olazábal 2012 hatte er auch die im Anforderungsprofil eines Europa-Kapitäns vorgeschriebenen Assistenten-Jobs.
Der Widerpart
Dieser Tage sickerte durch: Davis Love III darf zur allgemeinen Überraschung 2016 noch mal als US-Kapitän ran und wird damit Darren Clarkes Pendant auf amerikanischer Seite. Nächste Woche will die PGA of America offiziell verkünden, dass der Verlierer von Medinah eine zweite Chance kriegt. "Mulligan at Minnesota" schrieb die "New York Times" treffend. Der heiß gehandelte Fred Couples, als extrem legerer Typ wohl doch nicht ganz der Richtige für all die formalen Pflichten eines Teamchefs, dürfte Loves erster "Vize" und dank seiner Beliebtheit das starke Bindeglied zu den Spielern werden.
Die Wahl finde ich super. Jimenez spielt noch viel zu gerne und gut selber aktiv auf der European Tour. Wenn er so weiter macht, ist er sogar selber noch als Spieler dabei. Die Rolle als Captain kommt für ihn noch zu früh.
Aber war Clarke nicht 2012 Vice-Captain bei Olazabal und in 2014 nicht dabei? Kann mich nicht an Bilder von Clarke als Vice-Captain unter Paul McGinley erinnern. Und auf der offiziellen Ryder-Cup Seite steht auch nur was von 2010 und 2012.
Hallo Sue,
vielen Dank für den – natürlich – völlig richtigen Hinweis. Der nahezu unentschuldbare Flüchtigkeitsfehler wird umgehend korrigiert.
Viele Grüße