Heute ist Weltbienentag. Zum dritten Mal, seit die Generalversammlung der Vereinten Nationen 2018 den 20. Mai zum „World Bee Day“ ernannt hat. Deswegen geht es mal nicht vorrangig um Golf, allenfalls um Golfplätze als Lebens- und Wirkräume für Maja, Willi und ihre Artgenossen. Wichtig genug. Zumal generell 70 Prozent der in Deutschland lebenden Insektenarten und Schmetterlinge bedroht sind. So jedenfalls musste es Bundesumweltministerin Svenja Schulze gerade gestern im „Bericht zur Lage der Natur“ bekanntgeben, der etwa alle sechs Jahre veröffentlich wird. Es fehlt an geeigneten Lebensräumen, aus Sicht des Artenschutzes sind 32 Prozent in unzureichendem und 37 Prozent in schlechtem Zustand.
Die Bienen freut das Rough
Dass ökologisch gut geführte Golfanlagen hingegen wahre Refugien für Fauna und Flora sind, dürfte mittlerweile hinlänglich bekannt sein, kann aber nicht oft genug wiederholt werden. Mit einer bewusst bewahrten oder angelegten Vegetationsvielfalt – Blüh-, Streuobst- sowie Magerwiesen, Hecken, Büschen, Totholzbereichen – und natürlich den unvermeidlichen Insektenhotels als augenfälligste Fördermaßnahme kann der Golfplatz zum Naturparadies werden, immerhin sind in der Regel nur 40 Prozent seiner Fläche wirklich im Spiel. Gerade die Bienen freut‘s.
Wenn man bei Google die Begriffskombination „Golf“ und „Biene“ eintippt, dann spuckt das System rund 3,1 Millionen Treffer aus. Den rund 800.000 in Deutschland existierenden Honigbienenvölkern stehen 722 Golfanlagen gegenüber – es scheint, als seien beide beinahe symbiotisch. Und im Sinne des Artenschutzes muss das wohl auch so sein. Landauf landab stehen Bienenkästen in den Roughs oder in den naturbelassenen Flächen der Golfanlagen, die fleißigen Flieger summen und sammeln in Millionenstärke: Golfplatzbienen und Golfplatzhonig sind zum Markenzeichen geworden.
Bereicherung der Lebensqualität
Ein Bienen-„Paradies“ braucht Pflanzen wie Klee, Dill, Luzerne, Sommerwicke, Ringelblume, Sonnenblume, Erbse, Lupine und vor allem Phacelia, die umgangssprachlich nicht von ungefähr Bienenfreund genannt wird. Dazu sorgende Hände des Imkers. Die von Horst Kämpfer beispielsweise.
Der Elektro-Ingenieur Berufsschullehrer im hochaktiven Unruhestand, Golfer überdies, lebt im thüringischen Saalborn am Rand des Spa & Golf Resort Weimarer Land und widmet sich seit über 20 Jahren der artgerechten Haltung und Zucht von Honigbienen; sein Garten mit den Stöcken für plusminus 40 Völker grenzt fast ans neunte Loch des Goethe Course. „Meine Lebensqualität hat um ein Mehrhundertfaches zugenommen“, sagt Kämpfer über seine Hingabe. „Wer sich um Bienen kümmert, hat plötzlich zu tun mit genauem Hingucken: Wie sehen Landschaften aus, wie werden Lebensmittel erzeugt, all die Dinge.“
Ein Superorganismus wird zum Massen-Masttier
Bienen sind das wichtigste Nutztier der Menschheit, heißt es beim Umweltinstitut München. Zurecht. Vor allem als Wildbienen bestäuben sie achtzig Prozent unserer Nutzpflanzen und viele Wildpflanzen. Aber weil Nutztier irgendwie ein hässliches Wort ist, hat natürlich auch diese Medaille eine Kehrseite. Die heißt Profitstreben: Der Mensch hat den Superorganismus Bienenvolk manipuliert, agiert hier ebenfalls wie ein Massen- und Mast-Tierhalter, beschneidet der Königin die Flügel, um den Schwarmtrieb zu verhindern, kreuzt mit Spermien besonders guter Drohnen, um immer neue Generationen von Hochleistungsbienen zu erzeugen und und und …
In den USA existieren Riesenanlagen mit 50.000 bis 100.000 Völkern; Bienenkisten werden auf Sattelzügen durchs Land gekarrt und für Bestäubungsleistungen geordert – was die Tiere nicht überstehen würden, wären sie nicht mit Zuckerlösung, Pollen und Medikamenten vollgepumpt. Imker-Idyll ist irgendwie anders …
Monokulturen, Insektizide und Klimawandel
Hierzulande sind 560 Wildbienenarten ansässig – dazu gehören beispielsweise auch die Hummeln –, mehr als die Hälfte ist vom Aussterben bedroht. Wegen der Monokulturen, der Äcker voller Insektizide und der meist aus Asien eingeschleppten Viren und Milben, die das Bienenleben bedrohen. Und wegen des Klimawandels ohne wirklichen Winter, der die Zyklen des Bienenjahres um Wochen verschoben hat: „Die milden Tage seit Januar und eine viel zu früh erwachende Natur bewirken, dass die Arbeiterinnen ihr neu angelegtes Nest für die Nachkommen vorzeitig auflösen, weil sie an den frischen Nektar der Blüten wollen. Es gibt aber noch keinen“, verdeutlicht Horst Kämpfer.
Ein Volk Honigbienen kann bis zu 150.000 Angehörige haben und 20 bis 100 Kilo Honig pro Jahr produzieren. Ein Honigschlecken ist das Bienenwesen dennoch nicht. Vielmehr harte Arbeit, die verantwortungsbewusste Imker wie Horst Kämpfer zu dieser Jahreszeit zwölf Stunden am Tag auf Trab hält, um die Stöcke zu pflegen oder neu sich bildende Völker wieder einzufangen, und bis in den August tägliche Betreuung der Bienenkisten erfordert. Demnächst beginnt das kräftezehrende Ausschleudern der Waben – vor das Vergnügen des Honiggenusses haben die Götter bekanntlich den Schweiß gesetzt.
„Flüssiges Gold“, das nie eine Biene gesehen hat
Apropos Honig. Es gibt „flüssiges Gold“, so der indogermanische Wortstamm, das diesen Namen nicht verdient, weil es nie eine Biene gesehen hat. Bienen erzeugen Honig durch Einlagerung von Blütennektar und Honigtau (die Ausscheidungen verschiedener Blatt-, Schild-, Baumläuse) im Darm, Vermischung mit weiteren Stoffen, mehrfache Umlagerung, Trockenfächeln, Verdunstung von Wasser im warmen Bienenstock.
Letztlich indes besteht Honig dennoch zuvorderst aus Glukose und Fruktose. Zuckersirup allerdings gleichermaßen. Und mit etwas Hokuspokus aus den Chemielabors der Nahrungsmittelindustrie sieht auch das Zeug aus wie Honig. Gepanscht sowieso. Bloß der Geschmack … Wer echten und ehrlichen, hygienisch einwandfrei gewonnenen Honig vom Imker des Vertrauens gekostet hat, weiß wovon die Rede ist.
Daher zum Schluss noch ein Tipp von Horst Kämpfer für den Honig-Echtheitstest ohne Labor:
1. Auf einen halben Teelöffel Honig fünf Tropfen Jod geben. Bei grauer, fleischfarbener oder rötlichblauer Färbung ist der Honig mit Milchprodukten gestreckt.
2. Einen halben Teelöffel Honig mit einem Teelöffel Wasser verrühren und 15 ccm Brennspiritus hinzugeben. Bei milchig trüber Veränderung ist Honig mit Sirup gestreckt.