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Golf in Deutschland

DGV-Präsident im Interview: „Die jetzige Stimmung würde ich als stabil bezeichnen“

20. Jan. 2023 von Tobias Hennig in Stuttgart, Deutschland

Claus Kobold, Präsident des Deutschen Golf Verbandes, im Interview mit Golf Post. (Foto: Deutscher Golf Verband)

Claus Kobold, Präsident des Deutschen Golf Verbandes, im Interview mit Golf Post. (Foto: Deutscher Golf Verband)

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In Stuttgart stellt der Deutsche Golf Verband (DGV) jedes Jahr im Januar die Mitgliederzahlen der deutschen Golfanlagen vor und gibt Auskunft über den Zustand des Golfsports. Im Anschluss an die Pressekonferenz sprach Golf Post mit DGV-Präsident Claus Kobold über die dringlichsten Themen der bevorstehenden Saison. Die Inflation und stark gestiegene Rohstoffpreise machen den Golfclubs in Deutschland zu schaffen. Nach zuletzt über drei Prozent Wachstum und 2022 1,3 Prozent neuer Mitglieder in den deutschen Golfclubs erlebt der Sport aber auch eine ordentlichen Zustrom. Wie ist also die Stimmung in schwierigen und gleichzeitig ermutigenden Zeiten?

Claus Kobold im Interview: "Die Menschen respektieren das"

Golf Post: Herr Kobold, Sie haben eben ein Wachstum von 1,3 Prozent mehr Mitgliedern in deutschen Golfclubs präsentiert. Manifestiert sich hier die Nachhaltigkeit oder ist das das auslaufende Wachstum? Ist das überhaupt schon zu beurteilen?

Claus Kobold: Also ich glaube, dass man das in dem frühen Stadium des Jahres 2023 noch nicht beurteilen kann. Dass Mitgliederbindung ein essenzielles Thema ist, habe ich heute auch gesagt. Es geht insbesondere darum, den Leuten perfekte Bedingungen für den Golfsport zu bieten, was natürlich gerade klimatisch gesehen immer schwieriger wird. Auf der anderen Seite kann sich Golf aber auch da sehen lassen, wo es um Golf und Natur geht, um Nachhaltigkeit, um Artenvielfalt und Biodiversität. Und ich glaube, dass die Menschen das auch respektieren und goutieren. Die Faszination des Golfsports liegt nicht nur im rein Sportlichen, sondern auch im Drumherum, der Natur und allem, was der Golfsport zu bieten hat - das fördert das Verbleiben der gewonnenen Mitgliedern.

Golf Post: Sie haben gerade noch einmal gesagt, Bindung sei das Wichtigste. Wie kann und soll das funktionieren?

Claus Kobold: Wir haben zum Beispiel unseren Mitgliedern, den Clubs und Anlagen, nicht den einzelnen Golfern, mit "Players First" ein Tool zur Verfügung gestellt. Es ist ein Abfrage-Tool, das den Clubs die Möglichkeit gibt, genau nachzufragen, welche Wünsche und Vorstellungen vielleicht offen oder noch nicht berücksichtigt sind. Das geht von der Gastronomie über den Platz bis hin zum Service etc. Das ist so strukturiert und so detailliert, dass die Clubs sehr viel Honig heraussaugen können. Und wenn man diese Interaktion mit den Mitgliedern betreibt, dann glaube ich, kann man auch sehr viel zur Bindung selbst initiativ beitragen.

"Wir sind in dem Bereich aktiv, der die politische Seite betrifft"

Golf Post: Inwiefern ist die Mitgliederbindung gerade die größte, die wichtigste Aufgabe für die Golfclubs? Wenn man auf die ganzen Probleme Inflation, Energiekrise, Rohstoffpreise, Verfügbarkeit von Material und Maschinen schaut, wo ist da das Verhältnis und der Zusammenhang.

Claus Kobold: Bindung ist essenziell, weil natürlich die Mitglieder den Golfclub finanziell ausstatten. Das heißt, jetzt haben wir unstreitig Kostensteigerungen in allen möglichen Bereichen. Wir haben eine hohe Inflation und wenn da die Mitgliedszahlen nicht stimmen, wird es umso schwieriger, perfekten Service und eine perfekte Anlage zu bieten. Das bedeutet wiederum, dass man die Mitglieder einfach umwerben muss. Man muss sich um die einzelnen Leute kümmern, man muss sie auf der Terrasse bildlich gesprochen mal ein bisschen umarmen. Diese Zeit ist sehr herausfordernd. Aber ich glaube, dass wir das gut bewältigen, weil wir in jedem Club kleine Unternehmer haben, die genau wissen, worauf es ankommt.

Golf Post: Inwiefern ist denn der Verband in der Lage, diesen kleinen Unternehmern als übergeordnete Instanz bei den ganzen Problemen, die jetzt auftauchen, zur Seite zu springen und unter die Arme zu greifen.

Claus Kobold: Wir können den Clubs zum Beispiel die Mitgliedschaft in einer Einkaufsgemeinschaft vermitteln. Das bedeutet, dass die zu sehr günstigen Konditionen an bestimmte Dinge kommen. Das Thema ist ursprünglich eher in der Bauwirtschaft angesiedelt gewesen, davon können Clubs profitieren. Darüber hinaus sind wir natürlich in dem Bereich aktiv, der die politische Seite betrifft. Die Grundsteuer-Thematik spielt bei vielen Clubs jetzt auch eine Rolle. Da versuchen wir zu unterstützen. Wir haben natürlich auch das Thema der Beitragshöhe bezogen auf gemeinnützige Vereine. Auch da sind wir an der Politik sehr nah dran. Hier versucht uns auch der DOSB zu unterstützen. Und ganz pragmatisch und praktisch ist auch das Thema Dünger und integrierter Pflanzenschutz etwas, wo wir die Vereine intensiv unterstützen. Genauso wie auch beim Thema Wasserwirtschaft.

"Die jetzige Stimmung würde ich als stabil bezeichnen"

Golf Post: Es war ja tatsächlich bei einigen Golfclubs so, dass sie bis zum Jahresende nicht wussten, wie es mit Gaslieferverträgen etc. weitergeht, was Energie dann kosten wird. Soweit ich weiß, hat noch kein Club in Deutschland schließen müssen. Welche Stimmung zeichnet sich da gerade ab, was nehmen Sie wahr?

Claus Kobold: Die jetzige Stimmung würde ich als stabil bezeichnen. Es gibt keine Panik, sondern es gibt einfach eine gewisse Zuversicht, dass sich die Dinge wieder normalisieren. Und wir erleben ja jetzt gerade, dass Meldungen auf dem Markt sind, der Gaspreis sei wieder unter dem Vorkrisenniveau. Wir können natürlich auch nur die Meldungen aufnehmen, die wir in zuverlässigen Medien lesen. Ich denke, dass sich das wieder einpegeln wird. Ich hoffe, dass das in die richtige Richtung geht.
Was ein großes Problem sein wird, ist der Fachkräftemangel. Das ist völlig klar und da versuchen wir mit anderen Verbänden im Golf-Bereich über diese Website, die wir aufgelegt haben, zu helfen, sodass auch Seiteneinsteiger Interesse am Golfsport haben. Sonst fischen wir, was den Arbeitsplatz betrifft, immer wieder im gleichen Teich.

Golf Post: Sie haben hier auch Ihre erneute Kandidatur für das Amt des DGV-Präsidenten im April bekanntgegeben. Geben Sie uns einen kleinen Rückblick auf die letzten vier Jahre und einen kleinen Ausblick auf die großen Themen, die anstehen.

Claus Kobold: Wenn man sich die letzten Jahre anschaut, ist es so, dass eine extreme Aufgabenvielfalt dazu gekommen ist und dass natürlich auch die Anforderungen im Bereich Sport ganz anders geworden sind. Wir sind jetzt nicht mehr nur Zuschauer, was internationale Erfolge betrifft, sondern wir feiern Gott sei Dank auch internationale Erfolge. Wir können sie feiern und wir haben unsere Kinder und Jugendlichen und insbesondere die Heranwachsenden am Start. Das Thema Digitalisierung ist ein ganz wichtiges Feld, das jedes Jahr stärker Einfluss auf unsere Arbeit nimmt. Und natürlich auch die Verbandsfinanzierung. Die muss gewährleistet sein und das wird ein Thema sein, z.B. die Vermarktung unserer Assets. Das wollen wir in den nächsten vier Jahren angehen.

Golf Post: Vielen Dank für das Gespräch.

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