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Golf-Equipment

Dimples oder keine Dimples, das ist die Frage!

27. Aug. 2015 von Oliver Felden in Köln, Deutschland

Warum eigentlich Dimples? Am besten erklärt es sich, wenn eine Seite des Balles keine hat. (Foto: Youtube)

Warum eigentlich Dimples? Am besten erklärt es sich, wenn eine Seite des Balles keine hat. (Foto: Youtube)

Jeder Mensch, der schon einmal einen Golfball gesehen hat, kennt Dimples. Nicht jeder allerdings kennt ihren Namen. Daher sei für alle, die dieses Wort noch nie gehört haben, erklärt: Dimples sind nicht die kleinen, frechen Wichte, die den Ball, der nur einen Meter neben dem Fairway gelandet ist, mit Matsch, Laub und Gras bedecken, sodass man ihn nie wiederfindet. Dimples sind die kleinen Dellen, die die gesamte Oberfläche eines Golfballes bedecken.

Macken in den neuen Ball

Warum heutzutage jeder Ball mit Dimples übersät ist, ist leicht erklärt. Zumindest historisch: Irgendwann, als die Bälle härter und das Spiel professioneller wurden, fiel ambitionierten Golfern auf, dass ihre gebrauchten Bälle, die mit allerlei Macken und Dellen versehen waren, weiter flogen als die glatten neuen. Nachdem die Spieler ihre neuen Bälle also irgendwann so bearbeiteten, als hätten sie schon ein paar Runden auf dem Buckel, reagierten auch die Hersteller und statteten ihre Produkte mit regelmäßig angeordneten Dimples aus.

Über Anzahl, Form und Tiefe der kleinen Dellen wird noch heute gestritten. Regeltechnisch darf ein Ball so viele Dellen haben wie möglich, bzw. es der Hersteller für nötig hält. Die bei offiziellen Turnieren erlaubten Bälle haben in der Regel zwischen 320 und 480 Dimples, wobei es auch Bälle mit über 500 Dimples gibt (z.B: Mizuno JPX). Üblicherweise sind die kleinen Dellen rund, doch gibt es einige Vertreter, die polygonen Formen bessere Eigenschaften für die Unterstützung des Ballflugs nachsagen.

Crash-Kurs Flug-Physik

Der Ball fliegt mit Back-Spin von links nach rechts - oben ist der Druck geringer. (Foto: Youtube)

Der Ball fliegt mit Back-Spin von links nach rechts - oben ist der Druck geringer. (Foto: Youtube)

Die Physik dahinter ist nicht ganz einfach. Auf das Wesentliche verkürzt lässt sich festhalten, dass im Verlauf seiner Flugbahn Luft am Ball vorbei strömt. Durch den Rückwärtsdrall, den der Ball im Treffpunkt durch Schlagfläche und Eintreffwinkel erhält, entstehen unterschiedliche Eigenschaften an der Ober- und Unterseite des Balles. Da, wo sich die Luft in Spin-Richtung am Ball vorbei bewegt - also im Normalfall über dem Ball - bewegt sie sich schneller. Ein Effekt davon ist, dass der auf den Ball wirkende Druck oben geringer ist - der Ball wird leicht nach oben "gedrückt". Es ist das gleiche Prinzip, wie etwa bei einem Slice im Tennis. Beim Treffpunkt entstandene seitliche Rotationen sind für die Richtung des Ballflugs verantwortlich.

Das 50-Prozent-Dimples-Experiment

Harte Kurve, wenn die Dimples nur auf einer Seite sind. (Foto: Youtube)

Harte Kurve, wenn die Dimples nur auf einer Seite sind. (Foto: Youtube)

Als Projektmanager bei einem der weltweit führenden Golfball Hersteller ist es sicher nicht langweilig. Titleist hat kürzlich ein Video veröffentlicht, dass die Wirkung von Dimples demonstrieren und die Arbeit seiner Mitarbeiter vermitteln soll. Nick Nardacci, Senior Manager im Bereich Aerodynamik, erklärt darin anschaulich, was ohne Dimples passieren würde - oder mit nur der Hälfte davon.

Ein Ball, der auf einer Seite Dimples hat, und auf der anderen Hälfte glatt ist, bringt entsprechend  ungewöhnliche Flugeigenschaften mit sich. Hier im Bild (oben) war der Ball so aufgeteet, dass die linke Hälfte Dimples hatte, die rechte Hälfte aber keine. Durch die Differenz des Drucks wird der Ball regelrecht weggedrückt - mit allen Dimples wäre der Ball wie an der Schnur gezogen geradeaus geflogen (dank Golf-Roboter).

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Gleicher Ball, andersherum aufgeteet. (Foto: Youtbe)

Wird jetzt der gleiche Ball, wie im ersten Experiment, einfach andersherum aufgeteet und geschlagen, ensteht die gleiche extreme Flugkurve in die andere Richtung.

Ganz ohne Dimples würde ein Golfball etwa die Hälfte seiner Flugweite einbüßen, da die Kräfte entfallen, die sich der Reibung und der Erdanziehungskraft entgegenstellen. Doch Vorsicht: Mehr Spin bedeutet nicht immer mehr Weite. Zuviel Spin bedingt auf der einen Seite eine im letzten Drittel der Flugbahn zu schnell abfallende Flugkurve, und damit wenig Roll für den Ball am Boden, auf der anderen Seite bedeutet viel Spin bei nicht zu hundert Prozent optimal getroffenen Bällen auch viel seitliche Rotation, und damit wird die Flugkurve des Balles schnell unberechenbar.

Nummer sicher: Golfball-Fitting

Dimples sind symbolisch für Golf: Sie wirken so unscheinbar, doch dahinter verbirgt sich nicht nur eine hochkomplexe Wissenschaft, sondern ebenso viele Fragen, auf die es unterschiedliche richtige Antworten gibt. Auf der Suche nach dem perfekten Ball für sein persönliches Spiel, sollte der ambitionierte Golfer in jedem Fall auch den Einfluss der Dimples berücksichtigen. Wie bei Schläger-Fittings gibt es mittlerweile auch Ball-Fittings, bei denen anhand des individuellen Schwungs der passende Ball für das eigene Spiel gefunden wird.

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