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Panorama

Ein Blick in die Republik: Wie wird die Etikette interpretiert?

22. Apr. 2013 von Gastautor in Kempten, Deutschland

Michael Phelps Golf Etikette

Ein Banause, was die Etikette angeht: Der mehrfache Schwimm-Olympiasieger Michael Phelps. (Foto: Getty)

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Martin Kaymer hat es schon wieder getan. In keiner anderen Sportart wird in Deutschland so oft und leidenschaftlich über Stilfragen diskutiert wie beim Golf. Kaymer hat vor Kurzem beklagt, dass der Golfsport unter einem veralteten Image leide. In einem Gespräch mit dem Magazin „Der Spiegel“ forderte der 28-Jährige, dass sich Golf hierzulande einem breiteren Publikum öffnen müsse, und sagte: „Viele deutsche Plätze darf man leider nicht in Jeans betreten – Schwachsinn." Schon vor zwei Jahren hat er die zum Teil strengen Regelungen beklagt. Die Golfkleidung hat sich in den vergangenen Jahren zweifelsohne gewandelt. Blue-Jeans sind allerdings nach wie vor in vielen traditionellen Clubs verpönt. Wie offen sind die Clubs in Deutschland in diesem Punkt der Etikette tatsächlich?

"Ich bin generell gegen jede Art von Uniform"

„Man muss in dieser Sache offen sein. Was hat das mit dem Sport an sich zu tun? Ich spiele wegen passender oder unpassender Kleidung doch auch nicht besser oder schlechter als andere“, sagt Konstantin Mirliauntas. Er ist Vorsitzender des Golfclubs St. Pauli. Und der ist, wie die Kiez-Fußballer auch, wegen seines ganz besonderen Geistes über die Stadtgrenzen hinaus berühmt geworden: freiheitsliebend und unangepasst, eben anders als andere. Von Einschränkungen bei der Kleiderwahl hält der Ober-Paulianer daher recht wenig. „Ich bin generell gegen jede Art von Uniform. Jeder sollte so auf die Runde gehen dürfen wie er das am liebsten will“, sagt der 46-Jährige.

Für die Entwicklung kontraproduktiv

Auch Christian Montén, Golf-Pro und Manager des Golfclubs Gut Westerhart im bayerischen Memmingen, stimmt Kaymer zu. Strenge Vorschriften seien für die Entwicklung des Golfsports in Deutschland kontraproduktiv. Schließlich versuche nicht nur er, junge Mitglieder für seinen Club zu gewinnen. „Und die Jugend läuft in der Regel nicht ständig mit Karohemd und Bundfaltenhose durch die Gegend“, sagt Montén. Tops mit Spaghetti-Träger sind für Frauen zum Beispiel aber auch in Memmingen tabu. Ob die Hosen, Röcke, Blusen oder Hemden der Aktiven allerdings rot, blau oder leuchtend gelb, gestreift, gepunktet oder kariert sind, spiele keine Rolle.

St. Leon-Rot aufmerksam

Der Golfclub St. Leon-Rot ist da quasi das Gegenstück. Schließlich zählt er zu den exklusivsten und besten Anlagen in Deutschland. Was vom Kopf bis zu den Füßen erlaubt ist und was nicht, ist dort genau geregelt. Mit Gültigkeit für alle Golfer, deren Caddies und Begleitpersonen. Seitens des Golfclubs heißt es, diese Kleiderordnung werde zu jeder Zeit überwacht und umgesetzt. Und wer nicht entsprechend angezogen ist, dem werde der Zugang zu den Golfplätzen samt Übungseinrichtungen verwehrt.

Dresscode in Berlin-Wannsee? Jein!

„So weit, dass wir jemanden wegen falscher Kleidung wieder nach Hause schicken mussten, ist es bei uns noch nie gekommen“, erzählt Yasin Turhal. Er ist Geschäftsführer des renommierten Golf- und Landclubs Berlin-Wannsee, einer Anlage  auf der Politiker, Wirtschaftsbosse und andere Prominente ein und aus gehen. Auf die Frage, ob er einen Dresscode auf dem Golfplatz im 21. Jahrhundert noch für zeitgemäß halte, antwortet Turhal mit „Jein!“. Sprich: Feste Regeln auf Papier gibt es am Wannsee nicht. „Aber wir sehen es schon als Etikette, sich angemessen zu kleiden. Es würde ja auch niemand mit Badeshorts ins Theater gehen“, erklärt Turhal. Schließlich sei auch Martin Kaymer selbst immer so angezogen, dass er auf dem Platz nicht negativ auffällt. Bis auf ein Mal: Bei den BMW International Open 2010 in München-Eichenried puttete er während der Fußball-WM auf der 18. Bahn im Deutschland-Trikot – und handelte sich dafür prompt eine Verwarnung ein.

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