Martin Kaymer hat es schon wieder getan. In keiner anderen Sportart wird in Deutschland so oft und leidenschaftlich über Stilfragen diskutiert wie beim Golf. Kaymer hat vor Kurzem beklagt, dass der Golfsport unter einem veralteten Image leide. In einem Gespräch mit dem Magazin „Der Spiegel“ forderte der 28-Jährige, dass sich Golf hierzulande einem breiteren Publikum öffnen müsse, und sagte: „Viele deutsche Plätze darf man leider nicht in Jeans betreten – Schwachsinn." Schon vor zwei Jahren hat er die zum Teil strengen Regelungen beklagt. Die Golfkleidung hat sich in den vergangenen Jahren zweifelsohne gewandelt. Blue-Jeans sind allerdings nach wie vor in vielen traditionellen Clubs verpönt. Wie offen sind die Clubs in Deutschland in diesem Punkt der Etikette tatsächlich?
"Ich bin generell gegen jede Art von Uniform"
„Man muss in dieser Sache offen sein. Was hat das mit dem Sport an sich zu tun? Ich spiele wegen passender oder unpassender Kleidung doch auch nicht besser oder schlechter als andere“, sagt Konstantin Mirliauntas. Er ist Vorsitzender des Golfclubs St. Pauli. Und der ist, wie die Kiez-Fußballer auch, wegen seines ganz besonderen Geistes über die Stadtgrenzen hinaus berühmt geworden: freiheitsliebend und unangepasst, eben anders als andere. Von Einschränkungen bei der Kleiderwahl hält der Ober-Paulianer daher recht wenig. „Ich bin generell gegen jede Art von Uniform. Jeder sollte so auf die Runde gehen dürfen wie er das am liebsten will“, sagt der 46-Jährige.
Für die Entwicklung kontraproduktiv
Auch Christian Montén, Golf-Pro und Manager des Golfclubs Gut Westerhart im bayerischen Memmingen, stimmt Kaymer zu. Strenge Vorschriften seien für die Entwicklung des Golfsports in Deutschland kontraproduktiv. Schließlich versuche nicht nur er, junge Mitglieder für seinen Club zu gewinnen. „Und die Jugend läuft in der Regel nicht ständig mit Karohemd und Bundfaltenhose durch die Gegend“, sagt Montén. Tops mit Spaghetti-Träger sind für Frauen zum Beispiel aber auch in Memmingen tabu. Ob die Hosen, Röcke, Blusen oder Hemden der Aktiven allerdings rot, blau oder leuchtend gelb, gestreift, gepunktet oder kariert sind, spiele keine Rolle.
St. Leon-Rot aufmerksam
Der Golfclub St. Leon-Rot ist da quasi das Gegenstück. Schließlich zählt er zu den exklusivsten und besten Anlagen in Deutschland. Was vom Kopf bis zu den Füßen erlaubt ist und was nicht, ist dort genau geregelt. Mit Gültigkeit für alle Golfer, deren Caddies und Begleitpersonen. Seitens des Golfclubs heißt es, diese Kleiderordnung werde zu jeder Zeit überwacht und umgesetzt. Und wer nicht entsprechend angezogen ist, dem werde der Zugang zu den Golfplätzen samt Übungseinrichtungen verwehrt.
Dresscode in Berlin-Wannsee? Jein!
„So weit, dass wir jemanden wegen falscher Kleidung wieder nach Hause schicken mussten, ist es bei uns noch nie gekommen“, erzählt Yasin Turhal. Er ist Geschäftsführer des renommierten Golf- und Landclubs Berlin-Wannsee, einer Anlage auf der Politiker, Wirtschaftsbosse und andere Prominente ein und aus gehen. Auf die Frage, ob er einen Dresscode auf dem Golfplatz im 21. Jahrhundert noch für zeitgemäß halte, antwortet Turhal mit „Jein!“. Sprich: Feste Regeln auf Papier gibt es am Wannsee nicht. „Aber wir sehen es schon als Etikette, sich angemessen zu kleiden. Es würde ja auch niemand mit Badeshorts ins Theater gehen“, erklärt Turhal. Schließlich sei auch Martin Kaymer selbst immer so angezogen, dass er auf dem Platz nicht negativ auffällt. Bis auf ein Mal: Bei den BMW International Open 2010 in München-Eichenried puttete er während der Fußball-WM auf der 18. Bahn im Deutschland-Trikot – und handelte sich dafür prompt eine Verwarnung ein.
Wenn ich auf den Platz gehe dann will ich mich sportlich betätigen und bin in der „Natur“ und nicht auf einer Hochzeit oder bei einem Vorstellungsgespräch. Diese Kleiderordnungen sind gnadenlos veraltet und zum glück gibt es immer mehr Plätze die das so sehen.
Es ist doch sowas von egal, was da getragen wird. Ich stimme den St.Paulis voll und ganz zu. Es wird Zeit, das Golf sich zum Breitensport entwickeln kann. Und da sind antiquierte Regeln doch mehr als hinderlich. Aber ich kann auch die Befürworter verstehen, würden sie doch ihr bequemes Schubladendenken aufgeben müssen. Vielmehr sollte mehr Wert im Umgang miteinander gelegt werden. Denn den Bauern kann auch ein Smoking nicht zum Herren machen.
Wer nicht einen bestimmten Stil tragen will, soll doch zuhause bleiben! Ich gehe ja freiwillig golfen, zahle meinen Betritt freiwillig – also soll ich auch einen gewissen Stil dort tragen und nicht dies Alles dort auch wollen,Was ich zuhause will.
In meinem ganzen Berufsleben musste ich sets Dunkel, schwarz und grau gekleidet sein, jetzt bin ich penionit und habe Mut zur Farbe bekommen und geniesse die Golfkleidung – aber mit Still und ohne Jeans!
Wer zahlt schafft an und lässt sich nicht vorschreiben was er anzuziehen hat.
…ich finde zu Turnieren sollte nach wie vor eine „strenge Kleiderordnung“ nach alt bewährter Etikette Regel gelten..
Zur „normalen Runde“ sollte man jedoch ruhig Blue Jeans und andere Etikette abweichende Kleidung tragen dürfen. Wenn man bedenkt, dass die Blue Jeans schon lange keine Arbeitshose mehr ist und so manches dieser „edlelen Teile“ mehr als die komplette Golfausrüstung eines Anderen kostet, finde ich es nur Zeitgemäß, die Etikette im Bezug auf die Kleidung, anzupassen…im Tennis gab es mal vor 15 Jahren das gleiche Problem… Und??…heute ist alles schön bunt und kein Hahn kräht mehr danach, obwohl der Sport der gleiche geblieben 😉
Von Uniform kann man ja wohl in diesem Fall der Bekleidungsetikette nicht reden. Es ist doch alles erlaubt an Oberteilen was Kragen hat und an Hosen alles außer Blue Jeans. Wie würde es denn aussehen, wenn unsere Jugend mit zerrissenen Jeans zum Turnier erscheint?
„Sind doch auch Blue Jeans“ In der breiten Palette der Sport Mode oder auch der „normalen Mode“ gibt es mehr als genug individuelle Kleidung für jeden Geschmack die der Etikette dennoch entspricht.
Zerrissene Jeans müssen es ja nicht gleich sein, aber warum sollte man denn bitte nur mit Kragen auflaufen dürfen? Der Tennissport hat den Sprung geschafft und Golf wird es über kurz oder lang auch schaffen. Klar ist auch, dass die Assoziationen bei der momentanen „Etikette“ immer eher in Richtung Snobs, Reiche und Pseudo-Sport gehen wird.