Die R&A, neben der USGA Herausgeber der offiziellen Golfregeln, und die European Golf Association (EGA) haben im November den neuen "European Golf Participation Report" veröffentlicht. Dieser enthält gesammelte Informationen über die Entwicklung der Beteiligung am Golfsport in Europa der letzten zwei Jahre. Es handelt sich um Analysen der Gesamtbeteiligung am Golfsport, der Verteilung von anlagegebundenen und unabhängigen Golfern, der Beteiligung von Frauen und Kindern sowie der Entwicklung von Golfplätzen. Verfasst wurde die Studie von Sports Marketing Surveys auf Basis der von den nationalen Golfverbänden gemeldeten Daten..
Die Corona-Pandemie hat auch dem Sportsektor viele Steine in den Weg gelegt, sodass sportliche Aktivität, vor allem auf Sportanlagen, nicht zu jedem Zeitpunkt möglich war. Der Golfsport, ein Sport, der in der Regel unter freiem Himmel und mit großem Abstand zu Mitspielern stattfindet, konnte sich in den vergangenen zwei Jahren auf allen Ebenen dennoch positiv entwickeln.
Über 10 Millionen Golferinnen und Golfer in Europa
Der Golfsport hat noch immer mit hartnäckigen Klischees zu kämpfen, welche das Wachstum des vielseitigen Sports erschweren. Golf gilt noch immer als Randsportart, welche Probleme hat, genügend Nachwuchs zu generieren. Doch die Ergebnisse der Analyse der letzten zwei Jahre zeigen: Der Golfsport befindet sich definitiv im Wachstum. Und das trotz oder gerade wegen Corona.
Mittlerweile zählen die R&A und die EGA rund 10,6 Millionen Golferinnen und Golfer in Europa. Das sind 1,2 Prozent der europäischen Gesamtbevölkerung. Betrachtet man die prozentuale Beteiligung der Bevölkerung der Länder einzeln, fallen fünf Länder ganz besonders auf: In Schweden spielen über 5,8 Prozent, in Irland 7,84 Prozent, in England 8 Prozent, in Schottland 10,89 Prozent und in Island unglaubliche 17,74 Prozent Golf.
Dabei muss man zwischen zwei Arten von Golfspielerinnen und -spielern unterscheiden. Es gibt die "registered" und "unregistered" Golferinnen und Golfer. Die R&A und EGA beschreiben "registered" Golferinnen und Golfer folgendermaßen: "Die Anzahl der Golfer, Erwachsene und Junioren, die im April 2021 dem nationalen Verband angeschlossen sind. Dies spiegelt die Golfer wider, die entweder Mitglied eines Golfclubs sind oder sich separat beim nationalen Verband angemeldet haben, um ein Handicap oder eine offizielle Spielberechtigung zu erhalten." Zusätzlich gibt es die unabhängigen Golferinnen und Golfer, die nach dem Prinzip "Pay and Play" golfen und keinem nationalen Verband angehören. Die Verteilung dieser zwei Varianten fällt in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich aus. Während zum Beispiel in England und Italien über 80 Prozent der Golferinnen und Golfer unabhängig von einem Golfclub oder Golfverband spielen, sind in Schweden und Spanien 90 Prozent aller Golferinnen und Golfer ein entsprechendes Mitglied. In Deutschland (43 Prozent unabhängig) und Frankreich (50 Prozent unabhängig) ist die Verteilung ausgeglichener. Betrachtet man die Gesamtverteilung in Europa, zeigen sich die Zahlen auch hier relativ ausgeglichen: während 41 Prozent anlagengebunden golfen, spielen 59 Prozent unabhängig Golf. In den nachfolgenden Ergebnissen handelt es sich um Beobachtungen der Golferinnen und Golfer, die einem Golfclub oder Golfverband angehören.
Die R&A und die EGA appellieren an alle Golfverbände, die unabhängigen Golferinnen und Golfer mehr in das Vereinsgeschehen aufzunehmen. Die Beziehung zu diesen zu verbessern, könne die Zufriedenheit aller Golferinnen und Golfer erhöhen und die Mitgliederzahlen steigen lassen.
Mitgliederzahlen steigen in drei von vier Ländern
Seit Beginn der Pandemie steigen in 73 Prozent der europäischen Länder die Mitgliederzahlen in Golfclubs. Vor der Pandemie, vom 2018 auf 2019, konnte nur ein Anstieg in 34 Prozent gemessen werden. In Schweden (54.600 neue Clubmitglieder) und in England (63.500 neue Clubmitglieder) war das Wachstum am größten. Der Golfsport hat Corona also einige neue Mitglieder zu verdanken - das mag an dem Umfeld liegen, in welchem Golf in der Regel stattfindet. An der frischen Luft, mit genügend Abstand zu seinen Mitmenschen. 98 Prozent der Menschen, die neu im Golfsport sind, sagen, sie spielen sehr gerne Golf und 95 Prozent sind sich sogar sicher, dass sie dem Sport auch noch in vielen Jahren nachkommen werden.
85 Prozent aller Clubmitglieder in Europa teilen sich auf nur zehn verschiedene Länder auf. Deutschland schafft es hier sogar auf den zweiten Platz: Mit 651.417 Clubmitgliedern im Jahr 2021 kann nur England mehr Clubmitglieder vorweisen. England zählt 692.500 Clubmitglieder. Zu den Top 10 zählen außerdem unter anderem Schweden, Frankreich und die Niederlande.
Deutschland liegt auf Platz zwei im Ranking der Länder mit den meisten Golfplätzen
1.054 Golfplätze sind in Deutschland zu finden. Damit liegt Deutschland auf Platz zwei im Ranking der Länder, in welchen die meisten Golfplätze zu finden sind. Nur ein Land kann das toppen: Mit 2.213 Golfplätzen hat England sogar mehr als doppelt so viele Golfplätze. Nur 15 Prozent der Länder in Europa haben mehr als 400 Golfplätze zu bieten. Gleichzeitig haben 59 Prozent der europäischen Länder weniger als 50 Golfplätze. Insgesamt bleibt die Entwicklung der Anzahl der Golfplätze stabil: Es ist ein Rückgang von lediglich einem Prozent in Europa zu beobachten. Im Vergleich zu 2019 gibt es 77 Golfplätze weniger in ganz Europa - es sind nun insgesamt 8.914 Golfplätze. Zu Beginn der Corona-Pandemie war erwartet worden, dass die Golfclubs viel stärker leiden könnten.
36 Prozent der deutschen Clubmitglieder sind Frauen
Die Mehrheit der Golfer sind nach wie vor Männer. Sowohl Kinder als auch Frauen bilden die Minderheit auf dem Golfplatz. Deutschland schneidet bezüglich des Frauenanteils jedoch sehr gut ab. Mit 36 Prozent Frauenanteil liegt Deutschland im europäischen Vergleich auf dem dritten Platz hinter Liechtenstein (37 Prozent) und Österreich (38 Prozent). In absoluten Zahlen hat Deutschland weit die Nase vorne: insgesamt sind in den deutschen Golfclubs 221.865 Frauen angemeldet. Das sind fast 90.000 Golferinnen mehr als in den Schweden (Platz 2). Zum Vergleich "Golfland" England kann nur knapp 90.000 Golferinnen vorweisen, die Zahl erklärt sich jedoch aus dem geringen Gesamtanteil der anlagengebundenen Golferinnen und Golfer.
Insgesamt sind in den vergangenen zwei Jahren 13.112 neue Frauen in einen Golfclub eingetreten. Der Gesamtanteil der Frauen im Golfsport in Europa ist jedoch leicht gesunken. Nachdem Frauen 2019 27 Prozent der Erwachsenen Golfer ausgemacht hatten, sind 2021 nur noch 26 Prozent der Erwachsenen Frauen in den Golfclubs.
Kinder machen den geringsten Anteil im Golfsport aus
Größer als der Zuwachs an Frauen war der Zuwachs an Nachwuchsspielerinnen und -spielern. Es sind in Europa 43.000 Kinder mehr als 2019, die zum Golfschläger greifen. Insgesamt spielen in Europa nun 350.000 Kinder Golf, was 8 Prozent aller Clubmitglieder ausmacht. Das bedeutet einen kleinen Anstieg.
Während England und Schweden - die Länder mit dem größten Anstieg der Clubmitgliedschaften seit 2019 - auch die meisten neuen Kinder im Golfsport begrüßen durften, gehört Deutschland zu den Ländern, die eine Abnahme der Beteiligung von Kindern am Golfsport erlebt haben. Zwar handelt es sich hier nur um eine Abnahme von ein bis zwei Prozent, jedoch signalisiert diese Entwicklung, dass der Gewinn von Nachwuchs im Golfsport in Deutschland noch Optimierung bedarf.