Absolut, so lautet die klare Antwort auf die immer wiederkehrende und einfältige Frage, ob Golf überhaupt ein Sport sei. Sportmedizinische Untersuchungen haben aufgezeigt, dass auf einer Runde von 18 Loch der Dauerpuls kaum unter 100 Schläge pro Minute sinkt.
Der Golfer legt dabei gut acht bis neun Kilometer zurück in etwa so viel wie ein durchschnittlicher Fußballer in 90 Minuten und verbraucht dabei zwischen 1200 bis 1500 Kalorien. Die sogenannten CK-Werte (Creatinkinase), die zur Bestimmung der Skelettmuskelarbeit herangezogen werden können, ergaben, dass beim Golfspielen 124 Muskeln der cirka 650 dauerhaft belastet werden. Im Vergleich mit untrainierten Menschen weist der Golfer zudem eine bis zu 20 Prozent bessere Lungenfunktion auf.
Biomechanik, Bewegung und der Kopf
Sich jedoch mit der Fußballtruppe nun einfach nur auf die Range stellen und Bälle prügeln, verbleibt in der Kategorie "Abwechslung zum normalen Training." Die beiden Berliner Bundesligaspieler Ronny und Adrian Ramos zum Beispiel bekamen vom Hertha-Präsidenten Werner Gegenbauer im Trainingslager einen Schnupperkurs geschenkt - mit überschaubarem Erfolg. Der „Trainingseffekt“ für den Kicker und Sportler allgemein beschränkt sich bei kurzen Ausflügen zum Golf darauf, „mal den Kopf frei zu bekommen“.
Golf als Ausgleichssport ratsam
Jemand, der den Sport jedoch intensiver neben der eigentlichen Hauptsportart betreibt, kann daraus durchaus Nutzen ziehen, weiß Dieter Hochmuth: „Die bewusste und gezielt trainierte, korrekt ausgeführte Bewegung des Golfschwunges führt zu einem gewissen Effekt“, so der Gründer und Geschäftsführer von SportMed-Prof Europe – dem ersten Institut für golfspezifische Fortbildung. Hochmuth ist ein vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) lizensierter Sportphysio-Trainer mit jahrelanger Erfahrung im Hochleistungssport und Mitherausgeber einer Studie über den biomechanisch optimierten Golfschwung.
„Muskuläre Translation“ bezeichnet Hochmuth diese Bewegungen im Golf und ihren Nutzen für die eigentliche Hauptsportart (z.B. Fußball). So entfaltet sich zum Beispiel beim Golf der Übergang vom Aufschwung zum Abschwung zu einer Explosionskraft, die den Fußballskills in Bezug auf Reaktionszeit oder Antrittsgeschwindigkeit durchaus zugutekommen könne. Ebenso sei eine punktuelle Verbesserung der Stabilität und Koordination nicht von der Hand zu weisen. In jedem Fall ist laut Hochmuth „ein Ausgleichssport - zum Beispiel Golf - als Bewegungsalternative immer ratsam“.
Das Golftraining wird aber eine Konditionseinheit in Magath'scher Tradition nicht ersetzen können. Über den psychologischen Aspekt vermehrten Golftrainings kann an dieser Stelle nur spekuliert werden. Nicht selten wird Golf als Analogie des Lebens gedacht. Nimmt man dies zum Maßstab, ist anzunehmen, dass im individuellen Maße Fairplay, Duldsamkeit sowie Konzentration durch die Lektionen des Spiels auf die Probe gestellt werden.
GOFUS, Phelps und der Kaiser
Der Faszination Golf sind ehemalige und aktuelle Nationalspieler wie ein Sebastian Kehl oder Thomas Müller verfallen und viele mehr teilen die Golfleidenschaft ganz unabhängig von Trainingseffekten. Auch Norbert Dickel, Präsident und Gründer von GOFUS, sieht kleine Gemeinsamkeiten zwischen Fußball und Golf.
Dass aber auch andere Leistungssportler das Golfspiel zu schätzen wissen, zeigt der Weltrekordschwimmer und Rekord-Olympionike Michael Phelps, der sich mit Tiger Woods' ehemaligem Trainer Hank Haney dem Golfsport verschieben hat und nun nicht mehr schwimmt, aber teilweise an internationalen Golf-Turnieren teilnimmt.
Für den Sportler womöglich am reizvollsten ist nicht der einstündige Ausflug auf die Driving Range, sondern die regelmäßige Golfrunde und die Tatsache, sich im Golf auch nach der aktiven Karriere und bis ins Alter im sportlichen Wettstreit messen zu können. Franz Beckenbauer, häufiger Gast bei GOFUS-Charity-Turnieren und Flightpartner von Tiger Woods, spielt noch immer mit Handicap 12.