"Golfglück" war zur Mitte der ersten Jahreshälfte 2015 in Deutschland in aller Munde. Die Werbekampagne des DGV, der dafür reichlich Geld in die Hand genommen hat, polarisiert. Die einen finden, er bringe die Vorzüge von Golf auf den Punkt und unterstützen, dass erstmalig auf breiter Front etwas für die Golfer-Gewinnung getan werde. Die anderen kritisieren die Zielgruppe oder die fehlende Emotionalität. Für beide Gruppen lohnt sich ein Blick auf das amerikanische Pendant: "Get Golf Ready".
Was ist "Get Golf Ready"?
Die PGA of America, der amerikanische Verband aller professionellen Golfer, fährt seit 2009 die "Get Golf Ready"-Kampagne, die sich, wie das deutsche Pendant "Golfglück", das Rekrutieren neuer Golfer auf die Fahne geschrieben hat. Denn auch in den USA ist die Zahl der Golfer seit einigen Jahren rückläufig, und vor allem der Nachwuchs bleibt aus. Mit "Get Golf Ready" sollen also - ähnlich wie in Deutschland - neue Liebhaber für das Spiel gewonnen werden. Und das, laut der PGA of America, ziemlich erfolgreich: 2014 hat das Programm knapp 100.000 Interessierte an den Golfsport herangeführt, was die Gesamtbilanz auf 360.000 steigerte. PGA-of-America-Präsident Derek Sprague dazu: "Get Golf Ready nimmt dem Golf-Einstieg das Unbehagen und macht es auch für Anfänger finanziell leistbar, das Spiel zu erlernen. Im Gegenzug entstehen neue Kunden für die Anlagen."
Der Unterschied zur Golfglück-Kampagne: Das Schnupperangebot besteht nicht aus einer vom Teaching-Pro begleiteten zweistündigen Einheit in einer Gruppe auf der Range. Die Idee ist stattdessen, Interessierten direkt die Grundlagen des Spiels zu vermitteln. Ab 99 US-Dollar, nach aktuellem Kurs umgerechnet knapp 90 Euro, erwerben die Interessenten fünf Trainingseinheiten, in denen sie, mit dem Pro an ihrer Seite, zunächst an das Spiel herangeführt werden. Am Ende geht es auf den Platz.
Schnuppergolf vs. Golfcrashkurs
Der Plan hinter der Golfglück-Kampagne hingegen ist, dem Image von Golf in den Medien entschlossen entgegen zu treten und mehr Golf-Interessierte auf den Platz zu bekommen. Das soll geschehen, indem in der ersten Stufe der Werbeoffensive das kostenlose Ausprobieren während der Golf-Erlebniswoche im Mai beworben wurde - von den teilnehmenden Clubs sehr unterschiedlich bewertet. In der zweiten Stufe steht dann das Schnupper-Produkt für 19 Euro im Fokus, das ganzjährig zum Schlägerschwingen auf dem Golfplatz einlädt.
Und mit dem Schnupperangebot ist es dann an den Clubs, die potenziellen Neugolfer zu binden. Manchen gelingt das gut, manchen weniger, das größte Problem ist und bleibt aber: Die Kluft zwischen zwei Stunden auf Range & Grün und einem Platzreifekurs für mehrere hundert Euro kann für den geneigten Neugolfer doch eine bedeutende Hürde sein.
An dieser Schwelle setzt das amerikanische Konzept an: Zwar muss der Interessierte zu Beginn eine nicht unbedeutende Summe investieren, sie ist aber geringer als zum Beispiel ein Platzreifekurs hierzulande. Durch die mehrstündige Begleitung eines Golflehrers, die Aufenthalte auf der Anlage und die damit verbundenen Eindrücke kann die Verbindung zum Spiel, zur Kultur des Spiels und zum Club dann schon zu Beginn stärker ausgebildet werden. Die Neigung, den Sport weiter zu betreiben, ist nach einer fünften Einheit, die man gemeinsam auf dem Platz verbracht hat, sicher größer als nach einer kurzen Einheit auf der Range. Dafür sprechen auch die Zahlen. Laut der PGA of America spielen 86 Prozent der Absolventen des Programms aus 2014 noch in diesem Jahr, aus 2013 spielen noch 79 Prozent. Bei solchen Zahlen wundert es nicht, dass die Kampagne nicht auf eine bestimmte Zeit, sondern mit offenem Ende angelegt ist.
Ein Konzept mit Langzeitwirkung?
Das Konzept "Get Golf Ready", sieht vor, dass in den fünf Trainingseinheiten alle Bereiche von Golf so gut es geht vertieft werden. Los geht es in der Regel mit dem richtigen Warm-Up und den Basics: Der Griff, der Stand, das kurze Spiel. Während der ersten Trainingseinheit rund ums Grün, wo reichlich gechippt, gepitcht und geputtet wird, steht auch die richtige Platzpflege auf dem Programm: Wie bessert man Divots und Pitchmarken aus, und vor allem: Warum? Im nächsten Schritt geht es Richtung voller Schwung, also ab auf die Range. Nebenher wird über die Golf-Terminologie gesprochen, über Fairway und Grün, Birdies und Bogeys, Bunker und mehr.
Wenn es dann bei nächsten Mal ans große Gerät geht, ist zumindest ein Teil des Golfvirus schon injiziert. Den Driver zu schwingen heißt Spaß zu haben, und um den geht es auch bei Themen wie schnelles Spiel oder die richtigen Tee-Boxen.
Zum Abschluss steht dann eine Runde mit dem Pro auf dem Programm, wo das Gelernte ausprobiert und mit weiteren Praxis-Tipps unterfüttert wird, wo Regelfragen erläutert werden und der Pro erklärt, wie es jetzt im Club weitergeht, wenn das Interesse vorhanden ist. Also im Prinzip eine deutsche Platzreife in reduzierter Form, um mit dem Golfsport vertraut zu werden.
Wenn die Amis eins können, dann Werbung
Auch die Amerikaner haben zu diesem Anlass 2014 zwei TV-Spots gedreht, die im US-amerikanischen Fernsehen zu sehen sind. Die Spots (30 Sekunden) sind zwar länger als der des DGV (20 Sekunden), haben von der inhaltlichen Ausrichtung her aber in etwa die gleiche Stoßrichtung. Doch transportieren sie eine breitere Palette an Emotionen und Identifikationsankern. Der deutsche Spot nähert sich der Thematik aus der Richtung "Der Hektik im Alltag entfliehen", während der amerikanische Werbefilm eher die Geselligkeit und den Spaß in den Fokus rückt.
Die Amerikaner schaffen es, mit verschiedenen Schlagworten möglichst viele Zielgruppen zu erreichen; Männer, Frauen, Familien. Dabei schwingt eine Portion Selbstironie und die Leichtigkeit einer lockeren Runde Golf an einem tollen Tag mit - daher auch das Motto: "Hier draußen ist jeder Tag perfekt - auch, wenn Sie es nicht sind."