Tiger Woods hat es in diesem Jahr sage und schreibe dreimal geschafft, einen Ball bei einem Profiturnier zumindest regelfraglich zu droppen. Bei der Abu Dhabi Golf Championship kassierte er dafür zwei Strafschläge und verpasste deshalb den Cut. Beim Masters kostete ihn sein regelwidriger Drop den Sieg. Auch bei der PLAYERS Championship am vergangenen Wochenende waren einige Zuschauer ob seines Drops an Loch 14 irritiert; ein Zuschauer hat gar ein Video daraus gemacht (siehe unten). Im Endeffekt wurde die Aktion als regelkonform gewertet. Doch wenn stets ein Regelkomitee für korrekte Entscheidungen nötig ist, ist Golf dann nicht einfach zu kompliziert?
34 Regeln, bald 116 Jahre alt
Fast 116 Jahre sind die Golfregeln inzwischen alt. Zugegeben, sie werden alle vier Jahre von der Regelinstitution schlechthin, dem Royal & Ancient Golf Club of St Andrews (R&A), sowie der die United States Golf Association (USGA) überarbeitet. Doch „modern“ ist das Regelwerk nicht.
Dabei gibt es im Golf nur 34 Regeln. Die sollte sich jeder merken können. Doch diese verhältnismäßig kleine Anzahl wird durch unzählige Ergänzungen massiv erweitert - im Grunde, um Missverständnisse und Zweideutigkeiten zu vermeiden. Die umfangreichen Verästelungen und Formulierungen stiften oft jedoch mehr Verwirrung als dass sie wirklich Aufklärung liefern.
Zwar sind die Regeln die Basis für die Gleichbehandlung aller Spieler und es gehört zum Fairplay, dass Spieler Regelverstöße selbstständig anzeigen. Aber dazu müssen sie die Regeln kennen und verstehen. Aufgrund der komplexen Verzweigungen fällt das selbst Profis zuweilen nicht leicht.
Ist weniger mehr?
Ohne Frage sind Regeln notwendig, aber sie sollten sich nicht selbst behindern. Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen zu können freut zwar jene Regelexperten, die im US-amerikanischen Fernsehen ihr Geld damit verdienen, bei fraglichen Situation zurate gezogen zu werden und mit ihrer Regelexpertise zu kokettieren. Auf lange Sicht könnte eine derartige Paragraphenreiterei dem Golfsport aber schaden, da ihm so ein übertrieben bürokratischer Touch verpasst wird.
Es sollte das Ziel sein, durch eine Vereinfachung des Regelwerks mehr Klarheit bei Spielern und Zuschauern zu schaffen, damit aufgrund der unzähligen Zweideutigkeiten nicht jedes Mal ein Regelbuch für die Runde oder vor dem Fernseher benötigt wird.
Trennung von Amateur- und Profisport
Vorschlag: Warum nicht im Amateurbereich auf die Urteilskraft der Flights vertrauen und Spielraum für flexible Lösungen aus Gründen des Spielflusses schaffen? Und wäre es nicht sinnvoll, die vielen Ausnahmen und Beschlüsse der R&A nur im Profisport vorauszusetzen?
Oh ja, es sind zu viele Regeln. Das schlimme ist ja, das die decisions und Erläuterungen mehr Platz beanspruchen als die Regeln selber. Und genau das ist die Stelle, wo der Hamster anfängt zu humpeln.
Das ganze Regelwerk gehört kräftig entschlackt und wie Mario Wagner schon schrieb: „Nicht vergessen: “Play the ball as it lies” ist immer eine Option!“
Das ist doch gerade das Besondere am Golf: Diese jahrhundertealte Tradition von Regeln und Etikette, Plätze die aus dem Mittelalter (St. Andrews) stammen, Regularien die seit über 70 Jahre Bestand haben (Augusta). Und wenn Tiger Woods keine Lust hat, die 34 Golf-regeln zu kennen hat er in jedem Turnier an jeder Bahn die Möglichkeiten, seinen Referee kommen zu lassen und ihn zu befragen. Und für uns Amateure ist es sicher nicht zu problematisch, uns regelkonform auf dem Platz zu verhalten.
Warum sind denn die Regeln so kompliziert? Weil es immer Leute geben wird, die sich aufgrund von „kreativen Interpretationen“ an und für sich klarer Regeln einen Vorteil verschaffen. Dann werden die Regeln aufgebauscht, Erläuterungen geschrieben, decisions erlassen etc. Die führen dann zu noch mehr kreativen Interpretationen und so fort.
Beispiel von gestern: Mein Ball liegt prima am Grünrand und ich stehe auch vernünftig. Zwischen dem Ball und mir liegt aber exakt der Sprenkler. Warum sollte ich in einer solchen Situation auch nur darüber nachdenken, mir Erleichterung zu verschaffen? Ich liege und stehe ja prima! Andere fangen da mit Diskussionen, Regeln, Platzregeln, Regelball usw. an.
Nicht vergessen: „Play the ball as it lies“ ist immer eine Option!
Das ist mir sogar aufgefallen – und das nach gerde mal zwei Jahren Golf und mit Hcp -16…. ich habe auch das Gefühl, dass das BEWUSST gemacht wurde – dem großen Tiger kann man ja anscheinend nicht ans Bein pinkeln… für mich hat der Sieg daher einen faden Nachgeschmack…
Guter Vorschlag, die Regeln (drastisch) zu vereinfachen. In der Amateurpraxis braucht man doch ohnehin nur 3 bis 4 Regeln häufig, alles andere weiß man schon bald nicht mehr und es ist sehr zweifelhaft, ob man sich bei Nichtbeachtung wirklich einen Vorteil verschafft.
Tja, da hat der Tiger mal wieder kräftig geschummelt!
Jeder Golfer weiss, dass er an der Stelle, an der er auf das Wasserhindernis zuspielt, hätte droppen müssen. Auch Tiger weiss das. An der Spitze hilft offensichtlich kein Fairplay. Schade Tiger. Sergio Garcia hätte sich hoffentlich anders verhalten.
Schönes Spiel! Carl