Ein verborgenes Juwel. Als ich von der EGTMA (European Golf Travel Media Association) die Möglichkeit erhielt, an einem Golftrip nach Madrid teilzunehmen, war ich zunächst überrascht. Denn dass der Großraum Madrid das Leaderboard mit der Anzahl der meisten Golfplätze unter den europäischen Hauptstädten anführt, ist mir bisher verborgen geblieben. Wer weiß schon, dass es dort 19 Golfclubs in einem Radius von gut 25 km gibt, die in maximal 45 Minuten vom Zentrum aus zu erreichen sind?
Golf in greater Madrid
Bereits 2014 wurde die ASOCIACIÓN DE CAMPOS DE GOLF DE MADRID gegründet. Derzeit gehören ihr 19 Golfclubs an. Unter dem Namen und Motto ‚golf in greater Madrid‘ möchte die Organisation die spanische Metropole zu einer international anerkannten Golf-Destination entwickeln, die weit mehr als nur Golf zu bieten hat. Unterstützt wird dieses Vorhaben durch Tourismo Madrid.
Zu den vielfältigen Maßnahmen zählt die Information der Golf-Medien. So mache ich mich auf den Weg in die sieben Millionen Einwohner-Metropole, um mit Medienvertreter:innen aus acht Ländern ausgewählte Plätze und einige der Highlights Madrids kennenzulernen.
Geführt wird ‚golf in greater Madrid‘ von den sympatischen Javier Gervás und Inigo Garamendi Acha, die nicht nur ausgezeichnete Golfer, sondern auch perfekte Gastgeber sind.
Vom Airport direkt zum Kloster
Nach einer knapp einstündigen Fahrt von dem im Nordosten Madrids gelegenen Flughafen Barajas, checken wir für eine Nacht im vier Sterne Exe Victoria Palace in San Lorenzo de El Escorial ein.
Von seiner Terrasse genieße ich die großartige Aussicht auf das nur 200 Meter entfernt liegende, berühmte Kloster El Escorial. Es zählt zum Kulturerbe der UNESCO. Genauso beeindruckend sind die Blicke auf das Naturschutzgebiet Valmayor und die umliegende Gebirgskette der Sierra de Guadarrama.
Start auf einem der Könglichen
Von den ca. 400 Golfplätzen in Spanien dürfen 18 das Real in ihrem Namen tragen. Hierzu zählt auch der Real Club de Golf La Herrería, der sich nur ein langes Par-5 vom Hotel entfernt befindet.
Das in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts errichtete Kloster zieht die Blicke auf der Runde des Parkland-Kurses immer wieder an.
Entstanden ist der Platz in den späten 1960er Jahren. Seine Bahnen, die durch das teils sehr hügelige Gelände führen, sind von alten Eschen und Steineichen umgeben. Er ist nicht nur optisch ein Genuss. Auch spielerisch hat er seinen Reiz, wozu auch der hohe Pflegezustand beiträgt.
Buen provecho
Den Abend verbringen wir in dem seit 1977 bestehenden, gemütlichen und stilvollen Restaurant Charolés in Escorial. Die Fisch- und Fleischgerichte sind vom Feinsten. Bei einem Glas leckerem Rioja lassen wir den Tag gemütlich ausklingen.
Club de Golf La Dehesa
Am nächsten Tag stehen zwei weitere Clubs auf dem Programm. Wir starten mit neun Löchern auf dem Club de Golf La Dehesa, der sich gute zwanzig Minuten stadteinwärts befindet.
Der 1992 gegründete Club versteht sich als Familienclub. Designed wurde er von dem renommierten spanischen Golf-Professional und Ryder Cup Spieler Manuel Pinero. Sportliche Wettbewerbsfähigkeit und Gleichgewicht mit dem Ökosystem waren die zu erfüllenden Herausforderungen.
Die Bahnen laufen durch ein Gelände ohne große Steigungen. Sie sind breit und von jedem der vier unterschiedlichen Abschläge gut einsehbar. Auf blinde Schläge wird auf dem Platz verzichtet. Dafür kommen etliche Wasserhindernisse und Bäume ins Spiel. Die Ausblicke auf die Bergkulisse der Sierra de Madrid sind beeindruckend. Wir spielen die Back Nine und treffen auf eine wunderschöne Landschaft in äußerster Ruhe.
Golf Santander & Sports
Die Hauptverwaltung der drittgrößten europäischen Bankengruppe befindet sich in dem Vorort Boadilla del Monte, der 25 Minuten vom Zentrum Madrids entfernt liegt. Das Management der Grupo Santander entschied bei deren Bau in 2005, für seine Angestellten, Kunden und Aktionäre einen Sports Campus und einen Top-Golfplatz zu errichten. Auf dem ehemaligen Gelände einer Müllhalde wurde die ‚Ciudad Grupo Santander‘ geschaffen, in der heute ca. 8.000 Angestellte beschäftigt sind. Zutritt zu dieser abgegrenzten Welt erhält man nur nach vorheriger Anmeldung und Passieren der Eingangskontrollen.
Sein Design ist dem Amerikaner Rees Jones und der spanischen Golfikone Seve Ballesteros zu verdanken. Eröffnet wurde er 2005.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Entstanden ist ein super moderner Platz mit luxuriösem Clubhaus, Restaurant und großer Terrasse. Tausende Büsche und mehr als 5.000 Bäume wurden angepflanzt. Mit 6.858 Metern ist er von den Championship-Abschlägen nicht nur einer der längsten, sondern auch einer der schwierigsten Plätze in Spanien, der in dessen Rankings eine Spitzenposition einnimmt.
Sechs verschiedene Abschläge stellen sicher, dass der Platz sowohl für Anfänger als auch für Professionals geeignet ist. Der Platz zeichnet sich durch eine große Vielfalt aus, wie das kurze Par-3 der 17. Bahn mit einem Inselgrün und das längste Loch des Platzes, ein Par-5 mit mehr als 620 Metern, beweisen.
Wir sind sowohl von dem Layout als auch dem Platzzustand begeistert. Doch nicht nur der Platz genießt höchste Anerkennung, sondern auch die zum Club gehörende Jim McLean Academy. Sie zählt zu den besten weltweit.
Dezenter Luxus inmitten der pulsierenden City
Nach der Runde geht es für die beiden nächsten Nächte in das Hotel & Spa URSO Madrid. Das fünf Sterne Hotel zählt zu den Small Luxury Hotels of the World und liegt in zentraler Lage. Es befindet sich in einem restaurierten Palast und überzeugt durch seine geschmackvolle, mit Liebe zum Detail gewählte Ausstattung. Die eleganten, geräumigen Zimmer schaffen von Beginn an eine Wohlfühl-Atmosphäre. Das ausgezeichnete Frühstück bleibt ebenso in Erinnerung wie der großartige Service.
Spanische Delikatessen in lockerer Atmosphäre
Den Abend verbringen wir in der ehemaligen Markthalle San Miguel, die 1916 eröffnet wurde. Heute ist sie der Kulinarik-Tempel Madrids, der jährlich mehr als 10 Millionen Besucher anlockt. Hier finden wir alle Komponenten der spanischen Küche und erstklassige Produkte aus den verschiedenen Teilen des Landes. Der Jamon am Stand der Charcuteriá Carrasco Iberícos schmeckt genauso fantastisch wie die kreativen Eiscremes von Rocambolesc.
Real Club La Moraleja
Zweifelsohne ist der Besuch des Real Club La Moraleja am nächsten Morgen das golferische Highlight unseres Trips.
Seine Anfänge gehen auf das Jahr 1975 zurück, als der erste von heute vier Plätzen des Clubs eröffnet wurde. Er entstand als reiner Privatclub nach englischem und amerikanischen Muster für seine 6.000 Mitglieder. Designed wurde dieser und die nachfolgenden drei Plätze von Jack Nicklaus persönlich oder den von ihm gegründeten Unternehmen. 1990 wurde der heutige Platz 2, 2013 die Plätze 3 und 4 offiziell eingeweiht.
Der Club hat zahlreiche bedeutende internationale Turniere ausgetragen und erhielt höchste Auszeichnungen. So wurde der Platz Nummer 3 in 2014 von der Zeitschrift Golf Digest als zweitbester Platz Spaniens hinter dem Club Valderrama geratet.
2018 erhielt der Club von dem spanischen König Don Felipe IV die Erlaubnis, den Titel ‚Real‘ tragen zu dürfen.
Wir spielen nach dem sich auflösenden Nebel die Back Nine des Platzes 4, die sanft über das leicht hügelige Gelände laufen. Die Abschläge sind nicht wie üblich mit farbigen Kugeln, sondern als Zahl der jeweiligen Gesamtlänge des Platzes gekennzeichnet.
Schon das Betreten der Tee Boxen ist ein Genuss. Weich wie ein Samtteppich präsentieren sich diese ebenso in einem perfekten Zustand wie die Fairways, Bunker und Grüns.
Club de Golf Retamares
Nach den leckeren Tapas auf der Terrasse geht es weiter zum Club de Golf Retamares, der in Madrids Norden liegt. Er verfügt über einen 18 Loch Par-72 Platz, dessen Design dem spanischen Ryder Cup Spieler José María Olazabal zu verdanken ist.
Es geht teils steil bergauf und -ab. Fast wäre mir an der extrem abfallenden, nur 276 Meter langen fünften Bahn ein Eagle gelungen, doch leider prallt mein Pitch am Flaggenstock ab und bleibt tot an der Fahne liegen. Zeitlich passender hätte dieses nicht gelingen können, denn am nächsten Abschlag trauen wir unseren Augen nicht, als einige Adler majestätisch über uns hinweggleiten.
Von dem hochgelegenen, äußerst hügeligen Platz haben wir großartige Ausblicke über die weiten umliegenden Felder bis hin zu der im Hintergrund thronenden Bergkulisse der Sierra of Madrid. Die Ruhe ist beeindruckend.
Etliche Turniere der PGA European Challenge Tour und der Ladies European Tour wurden auf dem Platz bereits ausgetragen, was dessen hohen Standard unterstreicht.
OléOlá
Am Abschlussabend zieht uns die Dinner Show OléOlá im Teatro Eslava in ihren Bann. In dem gemütlichen Ambiente des traditionellen Theaters wird unser Gaumen mit leckeren Tapas verwöhnt. Die moderne Choreographie der Geschichte des Flamencotanzes und -gesangs reisst uns ebenso mit wie das Temperament der großartigen Darstellerinnen und Darsteller.
Golfen mit Blick auf die Skyline
Die letzten neun Löcher unserer Golf-Ralley durch Madrid spielen wir auf dem Centro Nacional de Golf (RFEG). Es ist ein öffentlicher Platz, der im Herzen von Madrid liegt und von der Real Federacíon Espanola de Golf gegründet wurde, die hier ihren Sitz hat. Das Angebot richtet sich an alle Golfinteressierte - vom Anfänger bis zum Professional. Das riesige Trainingszentrum verfügt unter anderem über eine zweigeschossige Driving Range mit Toptracer Abschlagsboxen und Flutlicht. Die Bebauung reicht direkt an den Platz heran mit den im Hintergrund thronenden vier markanten Skyscrapern.
Auch dieser Platz kann auf die Ausrichtung zahlreicher namenhafter Turniere zurückblicken. So war er Gastgeber der Spanish Open in 2007, der Madrid Open in 2009 und der Spanish Open in 2018.
Der an einen Hang gebaute Platz erfüllt höchste Anforderungen in Sachen Nachhaltigkeit. So wird das Rough in seinem ursprünglichen Zustand gelassen. Entworfen wurde er von Dave Thomas in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Green Project. Auf der Back Nine treffen wir auf ein abwechslungsreiches Layout mit Links-Charakter. Die drei Abschlussbahnen führen um einen großen See herum und haben ihren besonderen Reiz.
Viel mehr als nur Golf
Das frisch gezapfte Canva auf der Terrasse des imposanten Clubhauses schliesst einen großartigen Trip in die spanische Metropole ab. Die vielfältigen Eindrücke und das bestens organisierte Programm haben Lust auf mehr gemacht. Muchas gracias an EGMTA und ‚golf in greater Madrrid‘. Bei meinem nächsten Besuch möchte ich weitere Golfplätze der Stadt kennenlernen, in der mehr als 3.000 Stunden jährlich die Sonne scheint. Und dabei in die Architektur, Geschichte, Kunst und Kultur der Weltstadt eintauchen. Viva Madrid.