Sein Flugzeug hat ihn verraten: Als Tiger Woods Mitte Januar 2013 auf dem Weg zur Abu Dhabi Golf Championship einen Zwischenstopp in Österreich einlegte, um Lindsey Vonn zu treffen, fiel zuerst am Flughafen der stattliche Privatjet mit dem amerikanischen „N“-Kennzeichen auf. Wenig später hatte der Boulevard Gesprächsstoff: Die Ausnahme-Skirennläuferin und der Golf-Superstar, Liebesnacht in Salzburg.
Als pekuniärer Überflieger der Profi-Branche hat Woods „natürlich“ das größte Fluggerät. Seine Gulfstream G 550 bietet mit fast 30 Metern Länge Platz für bis zu 19 Personen, hat bei einer Reisegeschwindigkeit von Mach 0,85 eine Reichweite von 12.500 Kilometern und kostet rund 53,5 Millionen Dollar – in der Basisversion! Auch Greg Norman lässt sich in einer G 550 um die Welt „chauffieren“. Dafür steuert der„große weiße Hai“ aus Australien seinen Helikopter selbst, wenn er in Florida unterwegs ist.
Ready for Take-off ohne lästiges Beiwerk
Die Fortbewegung im eigenen oder im gecharterten Privatflieger ist ein Luxus, den sich die Golfprominenz gerne gönnt. Weil sie‘s kann. Und weil es vieles so enorm erleichtert angesichts einer Szene, die längst zur globalen Tour mit Reisekilometern in sechsstelliger Höhe geworden ist. Frei nach Reinhard Meys berühmtem Titel „Über den Wolken“ mit dem Refrain von der grenzenlosen Freiheit: Keine Standard-Flugpläne, kein Anstehen und Einchecken am Schalter, schon gar keine Pilotenstreiks.
Statt dessen fährt man am GAT, am General Aviation Terminal, vor, wo die Piloten den Slot für die Startzeit längst erhalten haben, zeigt den Pass, lässt schnell das Gepäck scannen (falls einen das Personal nicht kennt) und nimmt im bequemen Leder-Fauteuil Platz: Ready for Take-off! So geht Tingeln auf höchstem Niveau.
Padraig Harrington freilich erlebte kürzlich über den Wolken eine Schrecksekunde. Auf dem Weg zur McGladrey Classic löste sich am gecharterten Jet des Iren ein Teil der Triebwerks-Abdeckung, die Maschine landete indes sicher auf St. Simons Island. Zwei Tage später dürfte der dreifache Majorsieger, der 2012 seine eigene Gulfstream III zum Verkauf ausschrieb, garantiert noch einmal an den Vorfall gedacht haben. Denn am 25. Oktober jährte sich zum 25. Mal das Flugzeug-Drama, bei dem Payne Stewart den Tod fand.
Shot 1over today but still happy to be here. Have a look at what happened to the plane I was on,one hour into flight pic.twitter.com/RidXyS63VM
— Padraig Harrington (@padraig_h) 23. Oktober 2014
Phil Mickelson fliegt selbst
Doch generell gilt: Das Gefährlichste am Fliegen ist der Weg zum Flughafen. Das weiß auch Phil Mickelson. Er besitzt nicht nur eine Gulfstream V, den Vorgänger von Woods‘ und Normans G550, sondern fliegt den zweistrahligen Jet sogar selbst. Wer mal spinxen möchte, wie „Lefty“ so reist: Das Online-Portal „Business Insider“ hat Innenansichten.
Auch Arnold Palmer war ein leidenschaftlicher Pilot. „The King“ machte 1956 seinen Flugschein und absolvierte am 31. Januar 2011 im Alter von 81 Jahren seinen letzten Flug mit der eigenen Cessna Citation 10. An diesem Tag nämlich lief nach über 20.000 Flugstunden seine Lizenz ab. In den Jahren dazwischen hatte Palmer unter anderem eine Boeing 747 geflogen (1969) und in einem Lear 36 binnen 57 Stunden, 25 Minuten und 42 Sekunden von Denver aus die Welt umrundet (1976).
Adam Scott übrigens besitzt gleich zwei Exemplare der scheinbar unter den Golf-Assen sehr beliebten Produkte von Gulfstream Aerospace: Eine G IV von 1989 und eine G 450, Baujahr 2010. Dafür haben sich Lee Westwood und Darren Clarke zehn Jahre lang eine zehnsitzige Challenger 601 geteilt, bis Westwoods Umzug nach Florida die Disposition des Fliegers enorm erschwerte.
Der deutsche Golf-Jetset ist bodenständig
Wer keine ganze Maschine sein Eigen nennt, der erwirbt halt Anteile an einem Flugzeug. So wie die Lake-Nona-Gang mit Ian Poulter, Graeme McDowell und Henrik Stenson, die sich für ihre Flüge von und nach Orlando beim weltgrößten Privatjet-Betreiber NetJets eingekauft haben. Das Unternehmen hat insgesamt 800 Jets im Einsatz, die Reservierungsfrist beträgt bloß zehn Stunden, die Preise pro Flugstunde fangen – je nach Flugzeug-Typ – bei ein paar tausend Dollar für Kurzstrecken an und werden auf der Langstrecke auch schon mal fünfstellig.
Dagegen ist der deutschen Golf-Jetset vergleichsweise bodenständig. Bernhard Langer kam im September per Linienflug via Hamburg zur WINSTONgolf Senior Open nach Schwerin. Und unvergessen ist das Foto von Martin Kaymer, der am Tag nach seinem PLAYERS-Sieg geknipst wurde, als er im Terminal des Flughafens von Jacksonville auf dem Boden hockte und sein Handy auflud – ein Flugreisender wie du und ich.
I'm being a total creeper but this scene is priceless. Would you believe this guy won $1.8mil yesterday?? Love it. pic.twitter.com/2Py3AraM8p
— Stephanie Wei (@StephanieWei) 12. Mai 2014