Pianisten, sagt man, haben ein erhöhtes Konzentrationsvermögen und feinere motorische Fähigkeiten. Womöglich hat dies Inbee Park, die in ihrer Freizeit liebend gerne Klavier spielt, auf ihrem Weg an die Weltspitze geholfen. Freilich bedarf es aber auch einer Menge Ehrgeiz, Trainingsfleiß und Selbstdisziplin, um den Sprung auf Platz eins der Golf-Weltrangliste der Frauen zu schaffen.
Inbee Park auf dem Höhenflug
Seit Mitte April steht die 24-jährige Südkoreanerin ganz oben. Schon im vergangenen Jahr hat sich diese Entwicklung abgezeichnet: Bei 24 Turnieren auf der LPGA-Tour hat Park 23 Mal den Cut geschafft, zwei Turniere gewann sie, zehn Mal war sie unter den Top Ten. Park schaffte außerdem 2012 erst als fünfte Spielerin in der Geschichte der LPGA, mehr als zwei Millionen US-Dollar einzuspielen. Dieses Jahr ging der Höhenflug bislang weiter: acht Turniere, drei Siege, fünf Top-Ten-Platzierungen und bereits zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison fast 900.000 US-Dollar Preisgeld.
Angefangen hat für die Südkoreanerin alles im Alter von zehn Jahren. Park gilt damit im Vergleich zu ihren Konkurrentinnen auf der Tour schon fast als Spätzünderin. Dafür ging es für sie umso steiler nach oben. Schon als Mädchen zog es sie in die Vereinigten Staaten, mit 14 Jahren gewann sie im Jahr 2002 die US-Mädchen-Meisterschaft – im Zählspiel und im Matchplay. Ein Jahr später wiederholte sie diesen Erfolg. Park stellte daraufhin den Antrag, schon vor ihrem 17. Geburtstag auf der LPGA-Tour spielen zu dürfen. Der Vorstoß blieb aber erfolglos. Und so behielt sie ihren Amataur-Status bis Ende 2006.
Holpriger Start als Proette
Ihr erstes Jahr als Profi verlief anfangs recht schleppend. Park verpasste 2006 einen Cut nach dem anderen, ihre beste Platzierung war ein 45. Rang. Dann kamen die US-Open und der Knoten platzte. Park wurde Vierte, ein Jahr später gewann sie sogar das Major an gleicher Stelle – mit 19 Jahren als jüngster Champion der Geschichte des Turniers. Bis zu ihrem nächsten Sieg auf der LPGA-Tour musste die 24-Jährige dann eine lange Durststrecke überstehen: Erst im vergangenen Jahr, 2012, gelang ihr beim Evian Masters in Frankreich der zweite Erfolg auf der Tour. Danach ging es Schlag auf Schlag weiter. Es folgten Triumphe in Malaysia und Thailand, mit der Kraft Nabisco Championship bei einem weiteren Major sowie vor kurzem beim North Texas LPGA Shootout.
Park empfindet übrigens das Reisen gleichzeitig als Vor- und Nachteil im Leben eines Golfprofis. Sie mag es, sagt sie, ständig andere Teile der Welt zu sehen. Andererseits könne dies aber auch ermüdend und belastend sein. Inspiriert werde sie immer wieder durch ihre Landsfrau Se-Ri Pak, erklärt Park. Die 35-Jährige ist die erfolgreichste Golferin Südkoreas, fünffache Major-Siegerin und seit 2007 Mitglied der World Golf Hall of Fame. Ein Ziel, das auch das neue koreanische Golf-Sternchen stets vor Augen hat.