Am Rande der Jahres-Pressekonferenz des Deutschen Golf Verbandes in Stuttgart traf Golf Post den Präsidenten Claus Kobold, um mit ihm die kurz zuvor bekanntgegebenen Mitgliederzahlen einzuordnen. Auch über die weitere Entwicklung des Verbandes, die zurückliegenden ersten zwei Jahre der Werbekampagne "Golf. Mitten ins Glück" und die Brancheninitiative "Gemeinsam golfen 2017" sprach Golf Post mit dem seit April 2015 amtierenden Präsidenten des DGV.
Golf Post: Claus Kobold, am Mittwoch wurden auf der Jahres-Pressekonferenz die neuesten Zahlen zum Mitgliederwachstum vorgestellt. Wie zufrieden sind Sie mit dem Zuwachs von 0,5 Prozent?
Claus Kobold: Wir sind erst einmal zufrieden. Vor allem damit, dass wir Wachstum hatten und zwar ein doppelt so großes wie im Jahr zuvor. Allerdings sprechen wir noch über überschaubare Zahlen was das Wachstum betrifft. Viel interessanter ist aber das Umfeld zu beleuchten. Dabei muss man ganz genau darauf schauen, dass wir außerhalb der 643.158 DGV-Karten und –Mitgliedschaften die verkauft worden, weit über 100.000 Menschen haben, die sich im Golfsport um die Clubs herum tummeln. Zum Teil sind diese schon Mitglieder, vielleicht nur für drei oder für sechs Monate. Bei ihnen ist es vielleicht auch eine Frage der Sichtweise, ob wir immer die Jahresmitgliedschaften zählen, oder ob wir da auch mal – in Anführungszeichen - ein bisschen moderner werden. Letzten Endes zusammengefasst: Wir sind zufrieden damit, dass wir über 800.000 Menschen im Bereich des Golfsports haben und davon ca. 770.000 im weitesten Sinne an die Clubs gebunden.
Golf Post: Ist das denn jetzt schon die Trendwende? Wird das nächstes Jahr noch mehr?
Claus Kobold: Ich würde gern nächstes Jahr um diese Zeit die Antwort geben. Ich verspreche mir von der Brancheninitiative „Gemeinsam golfen 2017“ sehr viel. Ich habe immer gesagt, dass, wenn die Initiative nicht zu einem spürbaren Anstieg oder einer spürbaren Veränderung führt, dann ist unser Markt schwierig und vielleicht sogar ausgetrocknet im Sinne größerer Zuwächse als bis jetzt. Diese Brancheninitiative, in der Mitglieder Neugolfer in einer perfektionierten Form werben - das könnte eine Initialzündung für eine Trendwende sein.
Golf Post: Was heißt das im Umkehrschluss für die Kampagne „Golf. Mitten ins Glück“?
Claus Kobold: Nehmen wir mal das, was wir haben. Wir haben zwei Jahre Kampagne „Golf. Mitten ins Glück“. Wir haben weiterhin zwei Jahre Wachstum, wohingegen es in anderen Sportbereichen überall bergab geht. Im Fußball werden tausende Jugendmannschaften abgemeldet etc. Wenn man sich die konkreten Zahlen anschaut, die Internetpräsenz, die Fernsehpräsenz, dann ist die Kampagne sicher als Erfolg zu bezeichnen. Es ist imagemäßig was passiert, auch das haben wir vorgestellt. Das sind alles kleine Bausteine. Wenn man sich das jetzt im Detail anschaut, dann muss man sagen, das ist auf dem richtigen Weg gewesen und ist es auch noch bis zum nächsten Jahr.
Golf Post: Ist es nicht vor allem dann der richtige Weg, wenn es mehr Club-Golfer werden?
Claus Kobold: Klar, vom Ergebnis her gesehen ist es das am Ende leicht zählbar und dann auch der richtige Weg gewesen. Aber erstens haben wir als Vorstand mit Achim Battermann [Vizepräsident des DGV, Anm. d. Red.] und Claus Kobold mit einer Kampagne umzugehen gehabt, die wir praktisch mit in die Wiege gelegt bekommen haben. Wir haben uns zusammen mit den Partnern weiterentwickelt, was jetzt „Gemeinsam golfen 2017“ zeigt. Lassen Sie uns nächstes Jahr um diese Zeit über das Thema reden, wenn die Zahlen aktuell sind. Ich hoffe, dass wir dann über ein deutliches Plus und vielleicht sogar weniger Abgänge reden als das bisher der Fall ist.
Golf Post: Welchen Effekt, glauben Sie, haben die Olympischen Spiele gehabt?
Claus Kobold: In der Breitenwirkung, glaube ich, eine ganz, ganz große Wirkung. Ich habe von vielen Freunden und Bekannten gehört: ‚Du, ich habe mir da Golf angeschaut. Das wurde super erklärt.’ Natürlich gab es auch unterschiedliche Meinungen. Selbst meine Eltern, die mittlerweile an die 80 sind, haben gesagt: ‚Der Kommentator hat uns Bogey, Birdie und die Schläger erklärt.’ Ich hatte ihnen das auch schon mal erklärt aber... (lacht). Es ist eine große mediale Präsenz gewesen. Es ist für das Standing des Golfsports innerhalb der deutschen Strukturen wichtig gewesen. Und wir haben natürlich mit den Auftritten von Martin Kaymer im Sportstudio und auch an anderer Stelle die perfekten Botschaften mit einem perfekten Botschafter gehabt.
Golf Post: Waren Olympia und Martin Kaymers Auftreten vielleicht sogar wichtiger als zwei Jahre Werbekampagne?
Claus Kobold: Das sind unterschiedliche Ansätze. Ich glaube nicht, dass jemand wegen Olympia gleich in einen Club gelaufen ist. Es ist vielleicht die Vorbereitung dafür. Wenn er jetzt noch einen Schubs durch die Brancheninitiative bekommt, dann soll es mir recht sein.
Golf Post: Sie haben die Brancheninitiative „Gemeinsam golfen 2017“ bereits angesprochen. Von der erwarten Sie sich mehr als von der Werbekampagne...
Claus Kobold: (unterbricht) Nein. Das habe ich so nicht gesagt. Das ist eine Zusammenfassung, die ich so nicht gelten lasse.
Golf Post: Dann wären Sie zufrieden, wenn es wieder 0,5 Prozent Wachstum gäbe?
Claus Kobold: Ich verspreche mir davon auch sehr viel. Es ist ein ganz anderer Ansatz.
Golf Post: Werden Sie denn jemanden mit auf den Golfplatz nehmen?
Claus Kobold: Das tue ich sowieso, auch in meinem Heimatclub in Dresden. Zum Beispiel meinen Personal Trainer habe ich schon mitgenommen. Der hat es immerhin schon geschafft, dass sein Eisen 7 hinterher aus zwei Teilen bestand – aus dem Schlägerschaft und aus dem Kopf.
Golf Post: Welche Rolle spielen für Sie die deutschen Golfmedien in der Brancheninitiative? Sehen Sie bei Golf Post, Golf Time, Golf Journal etc. auch eine Verantwortung für das Gelingen?
Claus Kobold: Sicher. Sie sind ja der Spiegel und auch der Motor der Kampagne. Gerade Golf Post ist im Internet extrem stark aktiv, ich sehe das an den Mails, die ich bekomme. Da rührt sich etwas und deshalb glaube ich, dass das einen starken Anteil am Erfolg der Kampagne haben wird.
Golf Post: Muss denn der Weg in der Golfbranche generell ein größeres Miteinander sein, auch wenn es hier und da natürlich Konkurrenzsituationen gibt.
Claus Kobold: Das ist ein vernünftiger Weg, so lange man sich gegenseitig nicht behindert. Das ist wie in jeder Branche, es gibt Grenzen, die dürfen nicht überschritten werden aber Synergieeffekte sind natürlich auch hier möglich.
Das Interview führte Tobias Hennig
Der Trend geht zwar in die richtige Richtung, doch im Schnitt 4 Golfer je Anlage schöpft das vorhandene Potenzial bei weitem nicht aus. Die Initiative gemeinsam-golfen.de geht da bereits einen Schritt weiter und nimmt Freunde und Bekannte von Golferinnen und Golfern an die Hand, doch letztendlich würde nur ein bundesweites vom DGV gestütztes Mentorenprogramm, das alle Interessierten an die Hand nimmt, langfristig zum Erfolg führen. Ich drücke Herrn Moritz die Daumen, dass sein Programm alsbald in die Umsetzung geht…
leider finde ich in den Statistiken keine Angaben, wie viele Golfer 2016 ihre Mitgliedschaft an den Nagel gehangen haben bzw jetzt zu Grau- oder sonst was für Golfer wurden?
Hallo Mario,
2016 sind 52.427 neue Golfer dazugekommen und 49.450 Golfer aus diversen Gründen aus ihren Clubs ausgeschieden. Das macht einen „Überschuss“ von 2.977 Golfern, also einen Zuwachs um 0,5 Prozent. Eine detaillierte Betrachtung / Auswertung der neuen Zahlen des DGV ist für Anfang nächster Woche geplant.
Sportliche Grüße
Tobias (vom Golf Post Team)
Danke für die Zahlen.
Hat der DGV sich diesemal die Arbeit gemacht, die Grübde für die Austritte zu erfahren?
Hallo Mario,
weder auf der Pressekonferenz noch in den mitgereichten Unterlagen war/ist die Rede von Gründen für die Austritte. Ich nehme an, dass der DGV diese nicht abfragt.
Sportliche Grüße
Tobias (vom Golf Post Team)
Lässt sich da beim DGV vielleicht herausbekommen, ob irgendwann mal geplant ist, die Gründe für Austritte zu ergründen?
Einersiets wird ein Haufen Geld für Marketing ausgegeben aber die Ursachen für eine Golfabkehr nicht erfragt. Das ist ein bisschen wie wasch mich aber mach mich nicht nass?
Hallo Mario,
die Gründe für die Austritte zu evaluieren ist für den DGV selbst natürlich kaum machbar. Da müssten schon die CLubs ran. Ob da etwas Konkretes geplant ist, weiß ich nicht. Was ich aber erfahren habe ist, dass der DGV den Weg der Marktforschung intensivieren will und diesen mit einer ersten Studie zum nicht-clubgebundenen Golf (Repucom/Nielsen) auch schon beschritten hat.
Sportliche Grüße
Tobias Hennig