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Golfreisen

Major-Schauplatz Whistling Straits: Kurs der tausend Bunker

15. Aug. 2015 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

An Bunkern herrscht auf dem Gelände von Whistling Straits wahrlich kein Mangel. (Foto: Getty)

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Die Experten sind uneins: Von 976 Bunkern spricht die European Tour, aber der „Golf-Digest“-Journalist Ron Whitten hat in einem elfstündigen Marathon persönlich nachgezählt und kommt auf 1.012 Sandhindernisse. 535 auf der Front Nine, 477 auf der zweiten Schleife, im Schnitt 56,2 pro Loch, 109 allein auf der Par-vier-Acht. Da hat er vermutlich jedes noch so kleine Sandhäufchen eingerechnet.

Wie auch immer: Whistling Straits ist der Kurs der tausend Bunker. Und als nunmehr dreifacher Gastgeber der PGA Championship nach 2004 und 2010 ein mehr als würdiger Abschluss des Major-Reigens 2015: Der mondäne Schönling Augusta National, der wüste Rüpel Chambers Bay, der majestätische Patriarch Old Course und nun der prächtige Kraftprotz am Ufer des Lake Michigan.

Mit Badkeramik zum Golf-Imperium

Whistling Straits, die „flüsternde Meerenge“, ist der „primus inter pares“, der Erste unter Gleichen, in einem Golfplatz-Ensemble von bestechender Qualität. Die „Destination Kohler“ besteht aus dem Straits-Kurs, 2020 auch Bühne für den Ryder Cup, und seinem jüngeren Bruder „Irish“ sowie den beiden 18-Loch-Plätzen von Blackwolf Run. Dreh- und Angelpunkt des Resorts ist „The American Club“, eine Hotelanlage samt Spa, die bereits 1918 eröffnet wurde. Hinter all dem steht die Familiendynastie der Kohlers, die es – salopp formuliert – mit Toilettenschüsseln und Wasserhähnen zu Reichtum und einem Golf-Imperium gebracht hat.

Seit 1873 machen die Kohlers in Sanitär-Hartware, Installationsmaterialien, Möbeln, Kleinmaschinen und Generatoren, 1900 begründeten sie mit einer neuen Fabrik und den Mitarbeiter-Wohnstätten in Wisconsin das Dorf Kohler, der amtierende Patron Herbert V. „Herb“ Kohler (76) expandierte ins Hotel- und Tourismusgeschäft. 2004 erwarb Kohler nach nur 40-tägigem Vorlauf das legendäre Old-Course-Hotel in St. Andrews – und ließ erstmal alle Rohrleitungen austauschen. Mittlerweile gehören ihm dort auch der „Duke‘s Course“ und andere Objekte.

Fasziniert von der Design-Kritik am TPC Sawgrass

20 Jahre zuvor freilich verschwendete der Enkel des österreichischen Immigranten und Firmengründers John Michael Kohler noch keinen Gedanken ans Business rund um die kleine weiße Kugel. Da musste erst ein Mitarbeiter kommen und sich beim Chef über den fehlenden Golfplatz wundern, obwohl den Kohlers doch alles Land im weiten Umfeld gehörte und die Gäste des „American Club“ ständig nach Spielmöglichkeiten fragten.

Also suchte Herb Kohler einen Architekten. Und fand Pete Dye. Der hatte gerade TPC Sawgrass fertig gestellt und sich mit seinem Design den Unmut der Professionals zugezogen. „Es hat mich fasziniert, dass er die Pros derart in Rage bringen konnte“, sagt Kohler. Dye baute ihm 1988 erst Blackwolf Run, zehn Jahre später dann Whistling Straits, auf einer ehemaligen Fliegerabwehr-Trainingsbasis der US-Armee namens „Camp Haven“.

„Als ich das Gelände erstmals besichtigte, war es ein flaches Plateau, 21 Meter über dem Wasserspiegel“, erinnert sich Dye. „Und Mr. Kohler sagte: ,Wenn ich dieses Stück Land das nächste Mal sehe, möchte ich, dass es aussieht wie Ballybunion‘ [Legendärer Linksplatz an der irischen Westküste mit imposanten Dünen, Anm. der Redaktion]. Ich wollte ihn schon fragen, ob er verrückt geworden sei. Aber das habe ich mir verkniffen.“

„Salvador Dalí trifft Pablo Picasso“

Statt dessen machten sich der Star-Architekt und Ehefrau Alice ans Werk, senkte das Gelände unmittelbar an der Küste mit Hilfe des US-Army-Corps sowie enormem Einsatz von Bulldozern und Baggern auf einer Länge von 3,2 Kilometern gehörig ab, konstruierte darauf die ersten Neun. „Wir haben zehn bis 15 Meter rausgeschnitten, so dass der Eindruck entsteht, man spielt direkt am See.“ Es entstand eine Terrasse, auf der oberen Stufe verlaufen die Back Nine, den steinigen Abtrag nutzte Dye als Untergrund bei der Modellierung der Platzkonturen und warf dann 80.000 Kubikmeter Sand darüber. Alles in allem wurde 13.126 Lkw-Ladungen an Boden durch die Gegend gekarrt.

Das Ergebnis wird ob des ebenso opulenten wie phänomenalen Designs als „Salvador-Dalí-trifft-Pablo-Picasso“-Kunstwerk („Golf Digest“) von „atemberaubender Schönheit“ („Milwaukee Journal Sentinel“) gepriesen. „Golf.com“ bejubelt gar das „Wunder von Wisconsin“. Beim Anblick des Platzes im Licht der über dem Lake Michigan aufgehenden Sonne erscheint das allerdings kaum übertrieben.

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