Martin Kaymer fühlt sich gut, er hat über den Jahreswechsel gut trainiert und beim Desert Swing einen gelungenen Auftakt ins mit Höhepunkten und der Olympiarückkehr gespickte Golfjahr gefeiert. Aus Arabien mit der European Tour über eine wahre Flut an Majors binnen weniger Wochen hin nach Rio und im Idealfall weiter in die USA zum Ryder Cup - auf die deutsche Nr. 1 wartet wiederholt ein reiseintensives Jahr. Anlass genug für Golf Post, in einem exklusiven Interview genauer nachzuhaken.
Kaymer erklärt offen und in lockerer Atmosphäre, wie sein Alltag zwischen Flugzeugkabine, Hotelzimmer und Golfplatz aussieht und warum eine beinahe Bruchlandung zu Beginn der Abu-Dhabi-Woche trotzdem ein prägendes Erlebnis darstellte.
Als Markenbotschafter von Etihad Airways durfte Martin Kaymer zuletzt im Flugsimulator ans Steuer eines Airbus A380, dem größten Passagierflugzeug der Welt. Ein beeindruckendes Erlebnis und definitiv eine Abwechslung zum Turnieralltag, auch wenn der erste Versuch fast zur Bruchlandung wurde. Trotzdem, auf die Frage ob der Putt aus Medinah oder eine Landung im Riesenflieger einfacher sei, folgt seine Antwort ohne große Überlegung: "Ich würde immer den Putt beim Ryder Cup nehmen, schon weil da keine 500 Menschenleben dranhängen."
"Du musst sehr präzise sein mit deinen Entscheidungen", fügt der doppelte Majorsieger weiter an. "Und auch genau wissen, wann du die Entscheidung treffen musst". Eine Erfahrung, von der selbst er als Golfprofi lernen könne.
Martin Kaymer bevorzugt das bodenständige Reisen
Grundsätzlich mag für Reiseliebhaber ein Golferleben wie das von Martin Kaymer wie der Himmel auf Erden klingen. Der 31-Jährige berichtet Golf Post jedoch von seinem Programm alleine zwischen Weihnachten und Mitte Februar und dann erscheint das ganze trotz schön klingender Ziele ausgesprochen stressig. Erst ging es für ihn nach Phoenix zum Training, kurz für zwei Tage wieder in Deutschland vorbeigeschaut, bevor er direkt weiter nach Dubai flog, zum nächsten Training. Nach dem Turnier in Abu Dhabi ein Abstecher nach Hause - vier Tage Training, zurück nach Dubai zum Turnier und von da weiter nach Malaysia.
Während viele seiner Kollegen regelmäßig in Privatjets um den Globus fliegen, ist Martin Kaymer in den meisten Fällen auf Linienflügen anzutreffen. Vor eben einem solchen entstand auch eins der bekanntesten Twitter-Bilder. Am Tag nach seinem Triumph bei der Players Championship 2014 saß der Sieger auf dem Boden im Gatebereich, um dort sein Handy zu laden.
I'm being a total creeper but this scene is priceless. Would you believe this guy won $1.8mil yesterday?? Love it. pic.twitter.com/2Py3AraM8p
— Stephanie Wei (@StephanieWei) 12. Mai 2014
Golf Post erzählt er, dass er natürlich auch schon mal auf kleinen Strecken zusammen mit Kollegen im Privatjet unterwegs war. Für ihn alleine komme so etwas aber nicht in Frage. Natürlich sei es sehr angenehm, gleichzeitig aber auch "sehr teuer und ich sehe es nicht ein, dafür so viel Geld zu bezahlen", sagt Martin Kaymer. Erst wenn er irgendwann mit Frau und Kindern unterwegs sein sollte, wäre das bei 25 Wochen auf Reisen pro Jahr vielleicht eine Alternative.
Zwischen Golfplatz und Hotelwäscherei
Zu seiner Reiserei gehört natürlich auch, dass er die meiste Zeit des Jahres in Hotels lebt. Viel Zeit zum Lesen oder mal ein paar Serien gucken bleibt da zwischen den Golfrunden nicht. Wenn die Möglichkeit besteht, gehe er gerne mal eine Runde am Strand joggen oder mache einen Abstecher in die jeweilige Stadt. Im Übrigen gehört natürlich auch das Thema Wäsche machen zum ganz normalen Tagesablauf. Keinesfalls sei es so wie manche vielleicht denken, dass er für jeden Tag neue Klamotten von seinen Ausrüstern bekommt. Mit Hosen, Shirts und Hemden ist Kaymer deshalb regelmäßiger Gast in den Hotelwäschereien.
Gerade 2016 wird dies an noch mehr Orten der Welt der Fall sein. Durch die Konzentration auf die European Tour stehen für Martin Kaymer häufiger längere Reisen an, als es innerhalb der USA auf der PGA Tour der Fall wäre. Zudem kommen dann im Sommer die Wechsel zwischen Amerika mit der US Open, Europa mit der British Open, der PGA Championship erneut in den USA, Olympia unterm Zuckerhut in Rio de Janeiro und dann hoffentlich Hazeltine zur Ryder-Cup-Titelverteidigung.