Im Rahmen des am Freitag beginnenden LIV Golf Events in Houston, Texas stellte sich der deutsche LIV Spieler Martin Kaymer zusammen mit dem gebürtigen Texaner Bryson DeChambeau einigen Fragen in einer Pressekonferenz. Kaymer gibt dabei unter anderem Eindrücke zu der kommenden US Open und erklärt, wieso es für seine Cleeks GC in dieser Saison immer besser läuft.
Martin Kaymers Rückkehr nach Pinehurst
In der kommenden Woche steht mit den US Open das dritte Major-Turnier in diesem Jahr an. Martin Kaymer selbst blickt voller Vorfreude dem Turnier entgegen. Schließlich kehrt der Deutsche nach seinem Major-Sieg 2014 das erste Mal nach Pinehurst zurück. "Ich war seit meinem Sieg nicht mehr dort, also habe ich natürlich viele gute Erinnerungen. Pinehurst hat natürlich viele gute Erinnerungen für mich, und hoffentlich werde ich mit der Form, die sich in die richtige Richtung entwickelt, und der Positivität, die ich damals in Pinehurst gewonnen habe, einige gute Ergebnisse erzielen können.", blickt der 39-Jährige zurück, der in Gedanken an seinen letzten Titel in einem Major in Erinnerungen schwelgt: "Es war ein überwältigendes Gefühl, ein Major mit acht Schlägen Vorsprung zu gewinnen. Ich hatte nicht erwartet, dass ich das schaffen würde. Ich wusste, dass ich vorher gutes Golf gespielt hatte. Zwei Monate zuvor hatte ich die Players Championship gewonnen. Dementsprechend wusste ich, dass ich gut drauf bin. Aber dann, als ich nach zwei Runden auf diesem Golfplatz bei 10 unter Par lag, fühlte ich mich fast ein wenig beschämt, weil ich zwei Tage vor dem Event gefragt wurde, was ich für den Sieger-Score halte, und ich sagte 'wahrscheinlich 2 oder 3 über Par', und dann spielst du 10 unter, und überraschst dich selbst."
Spaß am Spiel als Schlüssel zum Erfolg
Als Schlüssel zum Sieg stand zum damaligen Zeitpunkt gerade der Spaß am Spiel im Vordergrund. Dies sei für Kaymer gerade im Hinblick darauf, dass nach der hohen Führung nach den ersten beiden Tagen bereits viele Golffans mit einem sicheren Sieg gerechnet haben, wichtig gewesen, um den hohen Erwartungen gerecht zu werden. "Also habe ich jeden Tag neu begonnen, und ich habe es genossen, Golf zu spielen. Ich habe den Golfplatz genossen, und ich habe die Herausforderung genossen. Manchmal sagt man sich, ich möchte rausgehen und Spaß haben, aber das ist nicht so einfach. Manchmal, wenn du einen schwierigen Start hast, dann wirst du nervös. Du hast ein paar unsichere Schläge. Wenn du sie so durchziehst, wie du es willst, gibt dir das das ultimative Vertrauen, und dann kannst du deine Reise fortsetzen, und das habe ich damals wirklich gut gemacht."
Gleichzeitig bedauert der Deutsche allerdings auch die lange Misere die ihn seither begleitet. "Aber natürlich, wenn man mir vor 10 Jahren bei der Pressekonferenz gesagt hätte, dass ich das Turnier von 2014 bis 2024 nicht gewinnen würde, hätte ich gedacht, du wärst verrückt. Aber das ist die Realität und das ist natürlich ziemlich schwierig für mich zu verkraften, dass ich seitdem nicht mehr gewonnen habe. Aber das ist der Sport, und ich denke, das ist das, was wir versuchen, um besser zu werden, und hoffentlich werden wir bald wieder oben sein."
Voller Fokus auf LIV Event in Texas
Zunächst steht allerdings noch das LIV Golf Event in Houston an, bei dem Martin Kaymer mit seinen Cleeks GC antreten wird. Für Kaymer eine gute Chance sich einzuspielen, in einem Bundesstaat, der für den Sport lebt. "Es ist einer dieser Bundesstaaten, die wirklich in ihre Sportarten vertieft sind. Ich würde sagen, dass ganz Amerika wirklich in Sportarten vertieft ist, aber besonders Texas. Ich habe den Golfplatz schon ein paar Mal vor dem Masters in der Vergangenheit gespielt. Ich habe es immer genossen. Diese Woche ist eine Umstellung wegen des Grases, aber insgesamt hatte ich hier immer eine gute Zeit."
"Hoffentlich kommen viele Leute, um uns beim Golfspielen und hoffentlich vielen guten Golfschlägen zuzuschauen und zu sehen, wohin mein Team kommen kann." Gerade ob des oftmals unbeliebten Standings der LIV Golf League rät Kaymer dazu sich zunächst selbst ein Bild zu machen. "Ich denke, man kann nur eine Meinung zu etwas haben, das man erlebt hat. Wenn ich zum Beispiel an die PGA Championship zurückdenke, habe ich mit vielen Leuten über LIV gesprochen und sie gefragt, ob sie schon mal einen Schlag gesehen oder an einem Event teilgenommen haben, und einige von ihnen sagten nein, aber sie mögen es nicht. Ich sagte: 'Hör mal, ich habe noch nie ein Cricket-Spiel gesehen, aber ich würde nie sagen, dass ich es mag oder nicht mag, weil ich es nicht weiß.' Ich würde die Leute gerne ermutigen, einen Tag herauszukommen und es selbst zu erleben. Wenn sie es mögen, großartig. Wenn sie es nicht mögen, ist das auch in Ordnung."
Martin Kaymer mit den Cleeks auf dem richtigen Weg
Gerade in dieser Saison läuft es für Kaymer und seine Cleeks deutlich besser als in den Vorsaisons. Zuletzt sicherte man sich in Singapur in der Teamwertung den geteilten zweiten Platz. "Ich denke, wenn du die Spieler siehst, spielt Richard Bland momentan wirklich solides Golf, oder ich würde sagen, seit den letzten drei, drei einhalb Jahren. Er hat kürzlich die PGA Championship der Senioren gewonnen. Wir haben einen sehr guten Teamgeist. Gestern Abend hatten wir ein schönes Abendessen, um seinen Sieg zu feiern. Adrian Meronk ist ein sehr fleißiger Kerl, ein sehr solider Spieler. Wenn er ein wenig mehr Konstanz in seinem Spiel findet, denke ich, dass ihn das noch glücklicher machen würde. Kalle (Samooja) freut sich sehr, hier draußen zu sein. Wir haben eine gute Dynamik."
Auch Martin Kaymer selbst hat sich in seinen Leistungen in letzter Zeit stabilisieren können und konstant Platzierungen in den Top-20 sammeln können. Für den Deutschen genügt dies den eigenen Ansprüchen allerdings nicht. "Wenn wir über meine Platzierungen sprechen, die Top 20er, ist das offensichtlich nicht das, was ich möchte - ich würde gerne ein wenig höher stehen - aber wenn man sieht, von wo ich in den letzten zwei Jahren herkomme, geht es definitiv in die richtige Richtung", schätzt er die derzeitige Entwicklung ein, die für ihn auch im mannschaftlichen Aspekt in die richtige Richtung zu gehen scheint: "Wir hatten in letzter Zeit ein paar gute Platzierungen. Wie gesagt, wir haben einen guten Teamgeist. Nichts hält uns zurück. Wir können konkurrieren. Vielleicht sind wir nicht das beste Team auf dem Papier in Bezug auf vergangene Erfolge. Aber wir haben definitiv die Fähigkeit und die Möglichkeit, gut abzuschneiden. Das ist etwas, worauf ich mich wirklich freue, darauf hinzuarbeiten, eine dieser Trophäen zu gewinnen. Ich würde gerne einmal ganz oben landen. Ich denke, es wäre eine wirklich schöne Erfahrung, und es würde unserem Team viel bedeuten."
2. Platz in Singapur - Verpasste Chance oder Schritt in die richtige Richtung?
Nah dran an einem solchen Titel war man in Singapur, als es letztendlich lediglich für den zweiten Platz gereicht hat. Kaymer selbst sieht trotz des verpassten Sieges viel Positives in der Performance seiner Mannschaft. "Natürlich gebe ich mir selbst die Schuld. Ich hatte eine gute Gelegenheit auf der 17 im letzten Durchgang und eine gute Gelegenheit auf der 18, und ich hätte zwei oder drei Schläge besser spielen können. Das habe ich nicht getan. Das hätte bedeutet, dass wir ganz oben gewesen wären. Ich übernehme die volle Verantwortung dafür. Aber ich denke, es ist ein sehr gutes Zeichen. Es fühlte sich gut an zu wissen, dass wir solide gespielt haben und obwohl wir gut gespielt haben, war es nicht unsere beste Leistung. Wenn uns das schon auf Platz 2 bringt, ist das ein gutes Zeichen."
Richard Bland mit großem Anteil am Erfolg der Cleeks
Großen Anteil an den verbesserte Teamleistungen hat vor allem sein Mitspieler Richard Bland. Kaymer ist von der Entwicklung des mittlerweile 51-Jährigen in den vergangenen Jahren sehr beeindruckt. "Ich denke, ein großes Ding für ihn war es, endlich auf irgendeiner Tour zu gewinnen. Als er das British Masters gewann, war er einer dieser Typen, der immer zwischen der Challenge Tour und der European Tour hin und her wechselte. Das ist sehr anstrengend. Gerade deshalb habe ich so viel Respekt vor ihm für das, was er getan hat, um weiterzumachen, denn es ist nicht einfach, sich zu fragen, ob man gut genug ist, um zu gewinnen oder nicht, besonders wenn man so viele Jahre dabei ist."
Für Bland's gute Leistungen sieht Martin Kaymer indes vor allem auch den Teamspirit und das angenehme Teamgefüge verantwortlich. "Ich denke, das Spielen von Trainingsrunden und die gemeinsamen Abendessen haben seinem Geist wirklich geholfen, abgesehen vom Golfsport. Das haben wir nicht wirklich, wenn man auf der PGA Tour und der European Tour spielt. Man reist viel mehr und ist ziemlich oft allein. Diese Umgebung hier, ich denke, sie hat seinem Golfspiel sehr geholfen."
In Anbetracht seines Golfspiels hat sein Mitspieler laut Kaymer erkannt, worauf es ankommt und auf welche Dinge er wert legen muss. "Er konzentriert sich auf die Dinge, die er tun muss. Er weiß, dass er nicht 300 Yards oder 330 Yards weit schlägt. Das weiß er. Er ist sehr realistisch, und das ist etwas, das du tun musst. Du musst wissen, wo deine Stärken liegen und du musst auch wissen, welche Art von Schwächen habe ich, und wie ich diese Schwächen beheben kann."
Es grenzt schon an Überheblichkeit, wenn Herr Kaymer glaubt noch mal gewinnen zu können- ich rate ihm zu Hause zu bleiben. !!!