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Golf Post Premium US Open

Matthew Wolff: „Ich mochte es nicht, da draußen zu sein und es war schwer für mich.“

18. Jun. 2021 von Florian Weber - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Matthew Wolff spielt in dieser Woche erstmals seit zwei Monaten wieder auf der PGA Tour. (Foto: Getty)

Matthew Wolff spielt in dieser Woche erstmals seit zwei Monaten wieder auf der PGA Tour. (Foto: Getty)

Matthew Wolff spielte in der ersten Runde der US Open stark. Er startete beeindruckend in das Turnier, spielte auf den ersten fünf Bahnen vier Birdies und lag sogar nach 13 Bahnen in Führung, bevor er auf den letzten Bahnen einige Schläge verlor, trotzdem bei -1 und auf dem geteilten elften Platz liegend einen gelungenen Auftakt verbuchte.

Doch wichtiger ist für den 22-Jährigen in dieser Woche etwas anderes. "Ich fing an, ein bisschen zurückzufallen", resümierte Wolff die letzten Bahnen seiner Back Nine, "aber ich konnte, obwohl die Dinge nicht immer gut laufen, trotzdem genießen, Spaß haben und glücklich sein, und meiner Meinung nach ist das im Moment das Wichtigste für mich, egal wie es da draußen läuft, ich will nur sicherstellen, dass ich Spaß habe und meine Zeit hier draußen genieße, weil es toll ist, da draußen zu sein."

Matthew Wolff: Die Schattenseiten seines Traums

Vor dem 7. Juli 2019 kannte kaum jemand Matthew Wolff. Er spielte Golf für die "University of Southern California", war talentierter als viele seiner Freunde und Gleichaltrige und nicht zuletzt wegen seines eigenwilligen Schwungs bereits einigen Golfexperten ein Begriff. Er träumte davon, irgendwann auf der PGA Tour Titel zu gewinnen, doch diesen Traum verfolgen viele Jugendliche in den USA, talentierte wie untalentierte, leben dürfen diesen Traum nur die Wenigsten. Wolff stellte bereits bei seinem ersten Turnier auf der PGA Tour, die Phoenix Open im Februar 2019, unter Beweis, dass er das Zeug dazu hat, zu dieser Gruppe der Wenigen zu gehören. Zwei überstandene und einen verpassten Cut später wandelte sich Matthew Wolffs Leben für immer. Als 20-Jähriger, an jenem besagten 7. Juli, gewann er die 3AM Open, erst sein viertes PGA-Tour-Turnier überhaupt, und wurde schlagartig international bekannt - aus seinem Traum wurde plötzlich Realität.

Wolff wurde festes Mitglied der PGA Tour und entwickelte sich 2020 zu einem der hoffnungsvollsten Talenten im Golf. Bei der PGA Championship wurde er geteilter Vierter, bei der US Open spielte er bis zuletzt um den Titel, beim TaylorMade Driving Relief wurde Wolff auf eine Stufe mit Rory McIlroy und Dustin Johnson gestellt. Ein märchenhafter Aufstieg, der, wie Wolff in den letzten Monaten bitterlich feststellen musste, auch Schattenseiten hat. Denn als es 2021 für den hoffnungsvollen Shootingstar sportlich einfach nicht mehr lief - kein einziges Top-20-Resultat, Disqualifikation beim Masters -, wurde der Traum zur Last und Wolff musste auf die Bremse treten. "Beim Masters, glaube ich, war das so ziemlich der Wendepunkt, die ganze Zeit war mein Kopf unten und ich habe es gehasst. Ich meine, ich mochte es einfach nicht, da draußen zu sein und ich genoss es nicht und es war schwer für mich", erzählte Wolff später. Wenige Wochen später, nach der Zurich Classic, entschied der 22-Jährige endgültig zu pausieren. Die US Open ist sein erstes Turnier seit dieser Entscheidung.

"Es war sehr hart. Wie ich schon sagte, ich liebe die Fans, ich liebe es, hier draußen zu sein und ich möchte für jeden Golf spielen aber ich glaube, ich habe mir einfach zu viel Druck gemacht. Und es war eine schwierige Entscheidung, weil ich so neu auf der Tour bin", sagte Wolff. "Und ich denke, das Wichtigste, was ich im Moment versuche, ist, wieder Spaß zu haben und mich um mich selbst zu kümmern. Ich meine, ich liebe diese Fans und ich will gut für sie spielen, aber im Moment versuche ich einfach nur glücklich zu sein und ich, wie ich schon sagte, ich will es genießen."

"Ich will immer gut spielen, ich will immer den Fans gefallen"

Ermutigt zu diesem Schritt habe ihn unter anderem, dass mentale Probleme in den vergangen Monaten in den USA, auch im Profisport, immer häufiger thematisiert wurden und einige Betroffene offen darüber sprechen. Um nur zwei Beispiele zu nennen: Der Basketballer Kevin Love sprach vor Jahren erstmals über wiederkehrende Angstzustände, die Tennisspielerin Naomi Osaka sprach vor wenigen Monaten öffentlich über ihre Depression und sagte die French Open, eines der renommiertesten Tennisturniere überhaupt, ab . "Die mentale Gesundheit kann zum großen Problem werden - jeder professionelle Sportler muss mit viel mehr Stress und Druck umgehen als die meisten Leute und es hat mich einfach irgendwie erwischt", erzählte Matthew Wolff auf der Pressekonferenz nach seiner ersten Runde bei der US Open.

Den Traum unzähliger Menschen zu Leben und der dauerhafte, auch selbst auferlegte Erwartungsdruck führte dazu, dass er seinen eigenen Traum kaum noch genießen konnte, erzählt Wolff: "So viele Millionen und Abermillionen von Menschen würden sofort mit mir tauschen. Und ich musste einfach zurückkommen und sagen: Alter, du lebst ein unglaubliches Leben, du musst nicht immer gut spielen. Ich weiß, dass ich das will, ich will immer gut spielen, ich will immer den Fans gefallen, aber ich habe einfach gemerkt, je mehr ich mir eine kleine Auszeit genommen habe, desto mehr wurde mir klar, dass ich einfach nur Spaß haben und glücklich sein muss."

"Es war schwer für alle um mich herum"

Der Schritt, nach zwei Monaten Pause ausgerechnet bei der US Open, vor den Augen etlicher Fans und einer fast größtmöglichen Öffentlichkeit, zurückzukehren, war für Matthew Wolff kein einfacher: "Ich hatte kaum Selbstvertrauen, bevor ich heute angefangen habe. Vielleicht, weil ich so ängstlich oder nervös oder verängstigt war, aber es ist einfach großartig, da draußen zu sein und meinen Kumpel Nick an der Tasche zu haben, ich bin mit ihm aufs College gegangen und er hat mir wirklich sehr dabei geholfen."

Doch Wolff spürte nach der Pause, dass es an der Zeit sei, wieder zurückzukehren. "Ich habe, glaube ich, nur mit den Leuten gesprochen, die mir nahe stehen", erklärte er, "und es war schwer für sie, schwer für mich, schwer für alle um mich herum. Aber ich habe einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht, und ich habe noch einen verdammt langen Weg vor mir, aber ich arbeite daran."

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