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Back Nine

McIlroy und sein Masters-Mindset: Verpatzte Generalprobe nährt Augusta-Trauma

04. Apr. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Rory McIlroy und sein Augusta-Trauma (Foto: Getty).

Rory McIlroy und sein Augusta-Trauma (Foto: Getty).

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Auch wenn’s nahe liegt: Diese Back Nine beginnt nicht mit Tiger Woods. Das ist schwierig, wenn der Superstar auf seinem Weg zurück – ins Masters-Feld und damit ins Turnier-Golf – jeden und alles in den Schatten stellt, siehe unten. Aber er ist ja schließlich nicht allein im Augusta National Golf Club, wenngleich es manchmal in diesen Tagen den Anschein hat. Reden wir also über Rory McIlroy. Der Nordire, vierfacher Majorsieger ohne Masters, hat extra aufs WGC – Match Play verzichtet, um nicht mit einer Lochspiel-Fixierung zum 14. Mal in Augusta anzutreten. Stattdessen wählte er die Valero Texas Open als Generalprobe – und scheitert im TPC San Antonio um einen Schlag am Cut. „Dieses Turnier wird wichtige Hinweise bringen, wo ich mit meinem Spiel stehe“, hatte McIlroy bei der Ankunft in Texas gesagt – super, das mit dem „passenden Mindset“ (O-Ton) hat ja echt gut geklappt.

Beim Beziehungsstatus würde man über das Verhältnis McIlroy-Masters ohnehin schreiben: „Es ist kompliziert.“ Über einen vierten Platz (2015) ist „Rors“ nie hinaus gekommen; zweistellige Platzierungen sind eher die Regel, denn die Ausnahme; vergangenes Jahr scheiterte er am Cut. Am ehesten hatte er noch 2011 die Hand am Green Jacket, bevor er auf dem zehnten Abschlag seinen Drive in die Irre feuerte und damit den Sieg weg warf, den sich an seiner statt Charl Schwartzel sicherte.

Seither liegt dieser Kollaps wie ein Trauma über McIlroys Masters- und Karriere-Grand-Slam-Ambitionen. Die Vorzeichen für 2022 sind kein Deut besser geworden – und damit doch zu Tiger Woods.

Horschel über Woods: „Wie der Tiger vor dem Unfall“

Mittelpunkt: Es bleibt dabei, dieses 86. Masters scheint nahezu nur Tiger Woods zu kennen. Der 15-fache Majorgewinner und Sieger von 2019 sowie seine mögliche Teilnahme am ersten Herren-Major des Jahres 2022 sind seit Wochen in aller Munde – erst recht, nachdem der 46-Jährige gestern wieder in Augusta gelandet ist, eine neuerliche Proberunde über neun Loch ab Bahn 10 gespielt hat und damit weiter an der Legende von der wundersamen Wiederauferstehung zimmert.

„Er liebt es halt, die Leute eines Besseren zu belehren, die ihn gern abschreiben. Sein schierer Wille und seine Beharrlichkeit sind unglaublich“, hat Rory McIlroy schon vor Wochen gesagt. Kurz vor halb Vier nachmittags war Woods da, lächelnd und ohne jedwede sichtbare Beeinträchtigung. Alle schauten auf sein beim Unfall vor gut 13 Monaten so schwer verletztes Bein, aber es fiel einzig auf, dass er nicht seine gewohnte Nike-Schuhe, sondern ein FootJoy-Modell trug. Allein das war schon ein mediales, mit Schlagzeilen begangenes Ereignis, ebenso akribisch festgehalten wie die 33 Bälle, die er binnen 20 Minuten zum Warmwerden auf den Range schlug, sieben davon mit dem Driver. ;„Für mich sah er dabei aus wie der Tiger, den wir vor dem Unfall gesehen haben, auch beim Schwungtempo“, befand Billy Horschel, der sich zur Begrüßung eingefunden hatte: „Dass er hoffentlich spielen wird – und ich glaube, er wird – freut uns alle sehr.“

Für morgen 11 Uhr Ortszeit steht Woods auf der Liste der Pressekonferenzen. Ob er sich bis dahin entschieden hat, wird man hören: Theoretisch hat er mit einer Absage Zeit bis zu seiner ersten Tee Time am Donnerstag.

Einer immerhin hat seine Version der weitern Entwicklung schon mal auf künstlerisch eindrucksvolle Weise vorweg genommen:

Matsuyama bangt um Start zur Titelverteidigung

Der Champion hat Rücken: Fürs Dinner morgen Abend wird’s reichen, aber zur Stunde ist fraglich, ob Hideki Matsuyama am Donnerstag zur Titelverteidigung im Augusta National Golf Club an den Abschlag gehen kann. Der 30-jährige Japaner leidet an einer Verletzung der Nackenmuskulatur und musste deswegen bei der Valero Texas Open während seiner zweiten Runde aufgeben. Bereits zuvor hatte er wegen Rückenproblemen die Players Championship abbrechen und fürs WGC – Match Play absagen müssen. Immerhin wurde er gestern auf der Driving Range von Augusta gesichtet, wo er volle Schwünge zeigte und kaum eingeschränkt schien. Wie bei Tiger Woods auch, dürfte Matsuyamas für Dienstag angesetzte Pressekonferenz weitere Erkenntnisse bringen.

Impressionen vom „Drive, Chip and Putt“-Finale

Jugend forsch: Der Sonntag vor dem Masters gehört im Augusta National Golf Club dem Nachwuchs, daran änderte gestern auch der Rummel um die Ankunft von Tiger Woods wenig. Und wie gehabt waren zahlreiche Green-Jacket-Träger anwesend, um den Talenten beim Wetteifern zuzuschauen, darunter auch Bubba Watson und Dustin Johnson. Was sie beim „Drive, Chip and Putt“-Finale sahen, war herzerfrischend und ein Beweis, wie jung das uralte Spiel doch sein kann:

Anna Davis und die „Bucket Hat Brigade“

Markenzeichen: Joel Dahmen und Kirk Triplett tragen meist einen, Bill Murray auch öfters, die gelbe Kopfbedeckung des an Krebs verstorbenen Jarrod Lyle wurde gar zur Ikone – und auch Anna Davis, die am Samstag das Augusta National Women’s Amateur gewonnen hat, ist ein Fan des Angler- oder Fischerhuts. „Ich versuche mindestens einmal während eines Turniers so einen zu tragen“, sagte die 16-Jährige, die damit bereits auffiel, als sie 2021 die Girls Junior PGA Championship im Valhalla Golf Club in Kentucky gewann, und seither Bucket Hats sammelt. In Augusta besorgten ihre Eltern im Merchandise Shop vor dem Finale direkt einen ganz Schwung der formlosen Dinger, die so hervorragend gegen die Sonne schützen. Und nach der Siegerehrung gab’s prompt Video-Glückwünsche vom Hut-Geistesverwandten Dahmen. „Du bist ganz offensichtlich ein Mitglied der ,Bucket Hat Brigade’.“

Harsche Kritik an ANWA-Konkurrenz zum Damen-Major

Harsche Kritik: Jahrelang hatte das erste Damen-Major wirtschaftliche Probleme und litt unter mangelnden TV-Quoten, gestern hat Jennifer Kupcho die letzte Chevron Championship im kalifornischen Mission Hills Country Club gewonnen, nun ist Schluss mit dem traditionellen Sprung in Poppie’Fauxpass Pond: Das Turnier zieht nach Houston um, und auch das Austragungsdatum wird in den Mai verschoben. Nicht wenige machen für all das den Augusta National Golf Club und sein Augusta National Women’s Amateur (ANWA) verantwortlich, dessen Debütsiegerin Kupcho pikanterweise 2019 war. Am Rande des letzten Major-Auftritts in der kalifornischen Wüste ging LPGA-Veteranin Christina Kim hart mit den Hintergründen ins Gericht: „„Ich wünschte, es hätte allseits mehr Bereitschaft gegeben, damit wir hätten hier bleiben können.“ Kim hadert vor allem mit der bewussten Ansetzung des ANWA parallel zum Damen-Major. Augusta National mit seiner Macht habe sich durchgesetzt und alle seien vor der Konkurrenz eingeknickt, schimpfte die 38-Jährige: „Ich bin wirklich sauer auf Augusta, finde deren Verhalten absolut ekelhaft und schwachsinnig.“

Kurze Hose: Talor Gooch fiel unangenehm auf

Augusta National und seine ungeschriebenen Gesetze: Man kann beim Masters gehörig ins Fettnäpfchen treten – nicht nur als Patron, sondern auch als Spieler. Der Beispiel gibt es unzählige, selbst Gary Player handelte sich einst einen Anpfiff ein, als er auf einer Trainingsrunde zwei Bälle spielte. Jüngster „Frevler“ ist Debütant Talor Gooch, der in kurzen Hosen auf der Übungsanlage erschien – was auf der PGA Tour während der Trainingstage erlaubt, im ANGC für jedermann aber ein absolutes No-go ist. 15 Minuten lang blieb der 30-Jährige aus Oklahoma auf dem Übungsgrün unbehelligt, dann wurde einer der Golflehrer vorgeschickt, um den Rookie auf seinen Fauxpas hinzuweisen und kurz darauf brachte jemand eine Regenhose, auf dass Gooch wieder schicklich gekleidet war.

Tennis-As Barty feilt an der Golf-Karriere

Zweites Sport-Standbein: Vor zwei Wochen hat die Australierin Ashleigh Barty im Alter von 25 Jahren und als Weltranglisten-Erste ihren Rücktritt vom Tennis erklärt, jetzt widmet sich die dreimalige Grand-Slam-Gewinnerin wieder sehr konzentriert ihrem Golfspiel. Die Vierer-Handicapperin gewann gerade die Damen-Wertung eines Turniers im Brookwater Golf and Country Club in Brisbane, wo sie 2020 schon Clubmeisterin wurde und von ihrem Herren-Pendant Louis Dobbelaar, dem mehrfachen Amateur-Champion des australischen Bundesstaats Queensland, attestiert bekam: „Sie hat alles, was man braucht, um es auf die Profi-Tour zu schaffen.“ Auch Down-Under-Golf-Ikone Karrie Webb ist des Lobes voll: „Wenn sie weiter so an sich arbeitet, kann sie eine der besten australischen Spielerinnen werden.“ An der Distanz zum Trainingsgelände scheitert es jedenfalls nicht: Barty und ihr Mann Garry Kissick bauen derzeit ein neues Eigenheim in direkter Nachbarschaft zum Heimatclub Brookwater.

Pimento Cheese Sandwich mit „D. J.“

Zum Schluss: … ist Zeit für einen Klassiker. Das Pimento Cheese Sandwich gehört zum Masters wie das Green Jacket, der Par-3-Contest oder die weißen „Tatort-Reiniger“-Overalls der Caddies. Und die Rezeptur gehört alle Jahre wieder zur (Vor-)Berichterstattung aufs Major im Augusta National Golf Club. Heuer darf deswegen mal wieder Dustin Johnson ran: Der November-Champion von 2020 hat da mal was vorbereitet. Und warum wir das jetzt schon zeigen? Damit Sie fürs Wochenende entsprechend einkaufen können …

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