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Muss es Saudi-Geld sein? PGA Tour verhandelt längst mit weiteren Investoren

17. Okt. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Symbolgehalt: PGA-Tour-Commissioner schielt auf den Topf voller Gold. Und offenbar muss es für „PGA Tour Enterprises“ nicht unbedingt der Zaster der Saudis sein. (Foto: Getty)

Der erfrischende Tom Kim und seine schokoladenlastige Shriners-Siegesfeier hin, ein mögliches Tiger-Woods-Comeback bei der Hero World Challenge her: Während in Europa das Saisonfinale der DP World Tour noch bevorsteht, ist in den USA nach dem Ryder Cup von Rom und trotz der Herbstserie FedEx Fall erstmal Off-Season. Samt Spekulationen und Kaffeesatz-Lesereien im Hinblick auf 2024. Zu Recht schrieb das Portal „Fried Egg Golf“ dieser Tage: „Im Profigolf der Herren wird der Rest des Jahres weitgehend von Veränderungen abseits des Platzes und von Verhandlungen über die Zukunft des Sports geprägt sein.“

„Guter Dinge“ in Sachen Pakt mit dem PIF

Naturgemäß steht dabei der geplante Pakt der PGA Tour mit Saudi-Arabiens Staatsfonds PIF im Mittelpunkt. In Ponte Vedra Beach werden sie nicht müde zu betonen, man sei „guter Dinge bezüglich des laufenden Verfahrens“. In einem Memo an die Spieler schrieb der zuständige Ex-Aktive Jason Gore, mittlerweile Executive Vice President: „Wir konzentrieren uns weiterhin darauf, eine endgültige Vereinbarung mit dem PIF und der DP World Tour zu erreichen.“

Freilich, nicht überall im inneren Zirkel der Tour herrscht diesbezüglich Optimismus. „Ich glaube nicht, dass es klappen wird“, zitiert der Sportkanal ESPN einen – wie immer nicht namentlich genannten – Insider: „Das Justizministerium wird ein derartiges Zusammenwirken von PIF und PGA Tour niemals genehmigen. Zudem sind die Saudis anscheinend wenig erfreut, welch geringen Einfluss sie erhalten würden.“

Saudis fordern mehr Einfluss und Teamkonzept

In der Tat scheinen die Gespräche zu haken, weil die Saudis deutlich mehr Kontrolle im neuen Konstrukt fordern – als hätte man es geahnt. Wie an dieser Stelle schon mal erwähnt: Wer die Musik bezahlt, will bestimmen, was gespielt wird. Überdies beharren die PIF-Unterhändler angeblich darauf, ebenfalls ein Teamkonzept wie in der LIV Golf League zu implementieren. So zumindest will „ESPN“ es erfahren haben.

Das im Juni verkündete Rahmenabkommen als Grundlage der Verhandlungen über die Zusammenarbeit in einer gemeinsamen Unternehmung mit dem Arbeitstitel „NewCo“, die offenbar in PGA Tour Enterprises umgetauft worden ist, läuft am 31. Dezember aus, ließe sich indes verlängern. Aber braucht es den Zaster der Saudis überhaupt?

„Unaufgeforderte Anfragen anderer Investoren“

Mit der erklärten Bereitschaft, das merkantile Monopol im Herrengolf zu teilen, um den selbstzerstörerischen und aussichtslosen Kampf gegen die monetäre Maßlosigkeit der Monarchie zu überleben – getreu der Devise: Wenn du sie nicht besiegen kannst, verbünde dich mit ihnen –, hat Commissioner Jay Monahan eine Brandmauer geschleift. So was weckt naturgemäß woanders ebenfalls Begehrlichkeiten. „Diese Verhandlungen haben zu unaufgeforderten Anfragen und Vorschlägen von einer Reihe anderer Interessenten geführt“ teilte Jason Gore in besagtem Memo folgerichtig mit. „All diese Aktivitäten stärken die Position der Tour und unser Wachstumspotenzial.“

Während die ESPN-Quelle von „ungefähr zehn Kapitalgesellschaften und anderen Investoren“ spricht, die „Gespräche über Investitionen in die PGA Tour“ geführt haben, berichtete der Nachrichtensender „Bloomberg“ bereits vergangenen Monat, dass es tatsächlich längst dezidierte Verhandlungen gibt, und nannte konkrete Namen: die Endeavor Group und die Fenway Sports Group beispielsweise. Na, klingelt es?

Monahan-Freund sowie Woods-Partner als Interessenten

Endeavor-Chef Ari Emanuel wollte vor geraumer Zeit schon bei der LIV Golf League einsteigen und mit seiner auf einen Wert von 9,5 Milliarden Dollar geschätzten Mega-Managementagentur eine Milliarde Dollar in den Konkurrenz-Circuit pumpen, hatte das Angebot jedoch aus Rücksicht auf seinen Freund Jay Monahan zurückgezogen. Jetzt hat er bestätigt, am 6. Oktober ein Angebot auf Teilhaberschaft bei der PGA Tour abgegeben zu haben. „Wir sind im Sportbusiness und ich bin leidenschaftlicher Golfer. Es ist ein großartiges Spiel, das ich sehr liebe“, erklärte Emanuel und fügte auf die Frage nach der Höhe seiner Offerte vielsagend an: „Auch wenn andere das glauben: Man kann nicht einfach die Mehrheit [an der PGA Tour] kaufen.“

Fenway wiederum ist unter anderem Besitzer des Baseball-Teams Boston Red Sox, der Eishockey-Mannschaft Pittsburgh Penguins und des Premier-League-Fußballclubs FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp. Mitinhaber John Henry gehört bereits zu den Investoren von Tiger Woods’ und Rory McIlroys TMRW Sports und ist Patron eines der sechs Teams, die ab dem 9. Januar beim Stadionspektakel Tomorrow Golf League (TGL) antreten.

Lässt der „Shadow Commish“ seine Kontakte spielen?

Ein Schelm, wer nun mutmaßt, dass der neulich zum Mitglied des Tour-Verwaltungsrats ernannte „Shadow Commissioner“ Woods für John Henry und Fenway-Geschäftsführer Tom Werner womöglich gleichermaßen den Weg an den Verhandlungstisch in Ponte Vedra Beach geebnet hat. Wie sagte Rory McIlroy vor kurzem noch: „Tiger hat seitdem schon mit einer Menge Leute gesprochen.“ Es muss nicht daran erinnert werden, dass Woods wie McIlroy wahrlich keine Sympathisanten der Saudis sind und garantiert alles daransetzen und ihre sämtlichen Kontakte spielen lassen, um auch die freundliche Übernahme des Golf-Establishments zu verhindern.

Und noch ein alter Bekannter ist plötzlich wieder aufgetaucht: Colin Neville von Raine Capital, die als Vertreter potenter Investoren mal mit der PGA Tour für eine Super Golf League gemeinsame Sache machen wollten, ist ebenfalls in die Verhandlungen involviert. Diesmal als externer Berater des Spielerbeirats der PGA Tour. Gleichsam mit von der Partie ist die US-Investmentbank Allen & Co. Was für ein Line-up.


„Es mangelt nicht an Big Playern aus den USA, die viel Geld für einen Anteil an der PGA Tour hinblättern würden. LIV Golf wird nicht verschwinden. Die Tour wird also tief in die Tasche greifen müssen, um weiterhin mit den Saudis mithalten zu können […] Ich glaube nicht, dass es für sie [die PGA Tour] ein Problem sein wird, dafür genug reiche Partner zu finden.“

Zitat bei ESPN der ungenannten Quelle aus dem inneren Zirkel der PGA Tour


Pikanterweise passiert jetzt genau das, was beispielsweise etliche Professionals, das ausgeschiedene Tour-Vorstandsmitglied Randall Stephenson oder Senator Richard Blumenthal als Vorsitzender des US-Senats-Untersuchungsausschusses immer wieder mit harschen Worten moniert hatten: Nämlich, dass sich Monahan den Saudis eilfertig und vorschnell an den Hals geworfen habe, ohne Alternativen in der US-Wirtschaft und bei amerikanischen Geldgebern auszuloten.

Al-Rumayyan duldet gewiss keine Nebenbuhler

Sowieso kann es nur im Interesse des Commissioner sein, nicht von einem Finanzier allein abhängig und mit PGA Tour Enterprises dann dessen Spielball zu sein. Bereitschaft zur gemeinsamen Sache vorausgesetzt, könnten die vorgenannten potenziellen Partner in Summe sogar jene zwei Milliarden Dollar aufbringen, die PIF-Chef Yasir Al-Rumayyan als Morgengabe aus Riad in Aussicht gestellt hat, um die Braut namens PGA Tour zu bezirzen. Letztlich wäre es eine Kriegskasse. Denn der Saudi wird keine Nebenbuhler dulden, er wird nicht teilen wollen. Das passt schlichtweg nicht zu seinen Allmachts-Golfgelüsten, es dürfte ihn vielmehr wieder in die Arme der Konkubine LIV treiben. Und das Tauziehen der Touren ginge weiter.

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