Klischee-Britischer geht‘s kaum: Der snobistische Chauvinismus in Person spielt Match Play gegen einen deutsch angehauchten Fiesling mit Goldsucht und schurkischen Absichten. Und das in einem Golfclub, der „more sophisticated“ nicht sein könnte. Was dabei herauskommt, ist die wohl berühmteste Golfszene der Filmgeschichte. „007“, der Geheimagent im Auftrag ihrer Majestät, alias James Bond alias Sean Connery duelliert sich vor der Kulisse des imposanten Herrenhauses von Stoke Park in Buckinghamshire mit „Goldfinger“, dem durch Gert Fröbe genial verkörperten Bösewicht, der dem Thriller von 1964 seinen Namen gab.
Im Lauf des Schlagabtauschs wechselt Bond den sowieso im Rough aus dem Hosenbein von Goldfinger-Butler Oddjob geplumpsten „Ersatz“-Ball gegen eine gefundene Murmel und konfrontiert den Kontrahenten nach dem letzten Putt damit, offensichtlich den falschen Ball gespielt und somit das Match verloren zu haben, weil‘s halt „streng nach den Regeln“ zugehen soll: „Sie spielen einen Slazenger 1, nicht wahr? Das ist aber ein Slazenger 7. Und hier ist mein Penfold Herz.“
Mit diesem Satz wurde eine Kugel zum Kult. Penfold ist so distinguiert wie Bond und Stoke Park; die Herzmarke steht seither für Golf made in England, fand Fans in aller Welt und avancierte ganz nebenher zum beliebten Valentinstag-Grußmotiv.
Wer Penfold spielt, der schert sich wenig um Spezifikationen oder Spin, die Produkte im Zeichen der Spielkartensymbole sind eher ein Statement. So, wie gleichsam für die Marke das oft fälschlicherweise Arthur Schopenhauer zugeordnete schöne Credo zu gelten scheint: „Tradition ist Bewahrung des Feuers, nicht Anbetung der Asche.“ Es versteht sich, dass die Engländer keine Rolle im Reigen der Branchenriesen spielen, wollen sie aber auch gar nicht. Sie verstehen sich als Teil des britischen Golf-Erbes.
Dabei war Firmengründer Albert Ernest Penfold (1884–1941) ein wahrhaft innovativer Geist. Seine Expertise hatte der Ingenieur schon bewiesen, als es ihm gelang, einen blütenweißen Guttapercha-Ball zu konstruieren, der die herkömmlichen aus dem Saft des Gummibaums gegossenen Erzeugnisse voller Fremdkörpereinschlüsse und Verschmutzungen im Wortsinn überstrahlte. Später überzeugte er den Royal and Ancient Golf Club of St. Andrews bei einem Pitch im Vorfeld der Open Championship mit einem „Geschoss“, das laut Penfolds vollmundiger Ankündigung die Bälle der Mitbewerber „ausdriven“ werde.
Gary Player, Nick Faldo, Seve Ballesteros
Penfold konzipierte bei Dunlop 1919 den berühmten „Maxfli“, verbesserte per Patent von 1925 die Wickeltechnik des aus Gummifäden hergestellten Haskell-Balls, und gründete 1927 in Birmingham sein eigenes Unternehmen. Bis Ende der 1990er-Jahre fertigte man an der Bromfold Lane Bälle, die sogar Gary Player spielte; außerdem diverses Zubehör.
Der Patron selbst war 1941 bei einer Überfahrt aus den USA nach England ums Leben gekommen, sein Dampfer „MV Siamese Prince“ wurde vor Irland von einem Torpedo des deutschen U-Boots U-69 versenkt.
Zu Penfolds Markenbotschaftern gehörten überdies beispielsweise Nick Faldo und Severiano Ballesteros, die ebenso wie Player das Spielkarten-Logo auf dem Bag und die stylishen Handschuhe aus Birmingham trugen.
In Erinnerung an den großen Spanier und in Zusammenwirken mit der Seve Ballesteros Stiftung offeriert Penfold eine spezielle Handschuh-Kollektion, aber auch die regulären Fingerlinge in Gelb, Orange sowie Hell- und Dunkelblau erinnern beispielsweise an ein Modell, dass Seve 1977 bei der Open Championship trug.
Zu Hoch-Zeiten in den 1970er-Jahren war Penfold eine große Nummer in der britischen Golfszene und u. a. Titelsponsor der PGA Championship. Damals übrigens waren Golfbälle noch in schützendes Papier gewickelt wie köstliche Pralinés. Wenngleich die Murmeln längst in zeitgemäßer Kartonage daherkommen: Der Vintage-Touch gehört zur Corporate Identity von Penfold.
Zum Sortiment zählen mittlerweile Kappen und andere Accessoires, dazu die ziemlich einzigartigen Ballmarker im Spielkartenformat sowie eine kleine, aber feine Bekleidungsserie, die in England hergestellt wird und – zugeben – angesichts der Retro-Optik eher durch ihre Qualität, denn durch modernes Design besticht. Im Mai kommt indes eine neue Kollektion, die laut Penfold „komfortabel auf dem Platz, dabei auch abseits modisch genug ist“.
Zeiten ändern sich, Traditionen überdauern
Seine Bälle produziert Penfold heute in Südkorea, wenngleich das Hauptquartier nach wie vor nahe Birmingham angesiedelt ist, genauer gesagt in Dudley. Apropos Korea: Hier schließt sich dann der Kreis zum James-Bond-Streifen. Als sich die beiden Golf-Kombattanten im Pro-Shop erstmals vis-à-vis begegnen, stellt Goldfinger seinen finsteren asiatischen Adlatus Oddjob – Nomen est Omen – wie folgt vor: „Er ist kein sonderlich guter Caddie, aber Golf ist in Korea ja auch noch kein Nationalsport.“ Wie die Zeiten sich ändern. Umso wertvoller, dass Traditionen überdauern …