Deutschlands potenzieller Ryder-Cup-Platz nimmt neue Formen an, wenn auch erstmal nur auf dem Papier: Nick Faldo, der Golfplatzarchitekt des deutschen Ryder-Cup-Aspiranten, war am Donnerstag am Scharmützelsee in Bad Saarow zu Gast, um der Öffentlichkeit die Umbaupläne zu präsentieren.
Weitreichender Umbau des Faldo-Kurses in Bad Saarow
Im März hatte der Deutsche Golfverband (DGV) sich für das A-Rosa-Resort in Bad Saarow als Austragungsort für einen deutschen Ryder Cup entschieden. Dass ein Umbau des ausgewählten Faldo-Kurses notwendig sein würde, war von vornherein gewiss. Denn er gilt zwar als einer der anspruchsvollsten Plätze Deutschlands, ist aber aktuell zu schmal und eng für 50.000 Zuschauer; besonders auf der Back Nine des Faldo-Kurses wäre es kaum möglich, derart viele Menschen unterzubekommen und trotzdem Sicht auf das Spielgeschehen zu ermöglichen.
Also wird - im Falle des Zuschlags an Deutschland - umgebaut, und das nicht zu knapp: Der zweite 18-Loch-Platz der Anlage, der Stan-Eby-Kurs, soll laut den präsentierten Plänen komplett im Nick-Faldo-Kurs aufgehen. Die Front Nine des Faldo-Kurses bliebe erhalten, ab dem zehnten Loch würde jedoch auf dem Stan-Eby-Kurs weitergespielt, dessen 18 Löcher zu zehn Championship-Bahnen des Faldo-Kurses umgebaut würden.
"Dieses Design berücksichtigt in hohem Maße das Publikum, denn die Zuschauer und die Orte, an denen sie sich aufhalten, sowie die Geräuschkulisse der Fans sind ein wesentlicher Bestandteil jeder Ryder-Cup-Geschichte", erläutert Nick Faldo die Pläne. Wenn alles passt, werde es nach den Umbauten auch möglich sein, von einer Tribüne sieben Grüns im Blick zu haben, so Faldo weiter. Vanessa Herbon, A-Rosa-Direktorin Golf & Sport, betonte, dass bei der Planung des Platzes auch großer Wert darauf gelegt wird, dass er im Resortalltag einen Fortschritt für die Golfer darstellt und nicht nur für die eine Eventwoche konzipiert ist.
Umbaukosten liegen bei geschätzten 6 Millionen Euro
Die Kosten des geplanten Umbaus würden sich auf geschätzte sechs Millionen Euro belaufen - nur für den Platz - und aus Privatmitteln der Eigentümerfamilie und des Betreibers des A-Rosa Scharmützelsee finanziert. Das bestätigten die RC Deutschland GmbH und A-Rosa-Betreiber Horst Rahe am Donnerstag. Tatsächlich umgesetzt werden die Änderungen nur, wenn die Bewerbung Deutschlands um den Ryder Cup 2022 Erfolg hat.
Horst Rahe, Betreiber und Finanzier der A-Rosa-Gruppe, betrachtet die Kosten als "unternehmerisches Risiko": "Wir wissen natürlich nicht, ob es sich rentiert. Aber wenn wir mit dem Ryder Cup internationale Touristen nach Bad Saarow locken können, wird sich die Investition auszahlen. Es würde die gesamte Region, Brandenburg und auch Deutschland touristisch nach vorn bringen."
Architekt Nick Faldo gibt sich begeistert von seiner Aufgabe, als erster Europäer, der als Spieler sowie als Kapitän am Ryder Cup teilgenommen hat, nun zusätzlich einen Ryder-Cup-Platz zu designen: "Der Vorteil der deutschen Bewerbung ist, dass wir hier eine Austragungsstätte ganz nach dem Gusto des Events erschaffen können." Der als Golf-TV-Experte tätige Faldo betonte zudem, wie wichtig ihm die TV-Perspektive ist: "Im Fernsehen zu arbeiten verändert die Art, sich die Dinge anzuschauen. Es ist gut zu wissen, was aus welchem Winkel gut aussieht."
Erste Ideen für ein Verkehrskonzept
Über die größte 'Baustelle' in Verbindung mit den Ryder-Cup-Plänen für Bad Saarow wurde am Donnerstag nur am Rande gesprochen: das Verkehrskonzept für die täglichen 5o.000 Zuschauer, das als das Nadelöhr der Bewerbung gilt.
Im Gespräch seien aktuell alle Optionen, die die Region hergibt; eventuell eine eigene Autobahnabfahrt für Bad Saarow, möglicherweise Anmietung von Parkflächen in Autobahnnähe für ein Park'n'Ride-System mit Shuttle-Bussen. Sogar Einbahnstraßensysteme, Schifffahrtswege und Nutzung der Bahnstrecken sind im Gespräch - auf Nachfrage von Golf Post betonte aber sowohl der Regierungssprecher des Landes Brandenburg also auch die Bewerbungsgesellschaft RC Deutschland, dass alle Ideen noch in der Erörterungsphase seien. Für welche man sich schließlich entscheidet, sei noch offen.
Steuervergünstigungen in Arbeit
Traditionell möchten Großevents im Austragungsland von der Einkommenssteuer befreit werden, so auch die Ryder Cup Europe LLP. Damit das möglich wird, müssen die Bundesländer mehrheitlich dafür stimmen, dass das Event die Steuern erlassen bekommt. Der Fußball-WM und dem Champions-League-Finale 2015 in Berlin ist dies gewährt worden, aktuell arbeitet man daran, die Steuerbefreiung auch für den Ryder Cup zu erhalten. Von offizieller Stelle gab es kein Kommentar zum Stand der Verhandlungen.
Unter Insidern gilt Italien als stärkster Konkurrent
Seitdem Deutschland, Österreich, Spanien und Italien ihre Bewerbungen Ende April bei der Ryder Cup Europe LLP abgegeben haben, mehren sich die Einschätzungen von Insidern, dass Italien neben Österreich der stärkste Konkurrent im Bewerbungsverfahren um den Ryder Cup 2022 sei. Der Marco Simone Golf & Country Club ist nur 20 Kilometer vom Stadtkern Roms entfernt, die Finanzierung sehr solide und auch für Italien - wie für Deutschland und Österreich - wäre es der erste Ryder Cup im eigenen Land.
Vergabe Ende Oktober bis Mitte November
Die Vergabe des Ryder Cup soll im Herbst 2015 erfolgen, genauer: Ende Oktober, Mitte November. Da es jedoch eine Vielzahl von Fakten zu prüfen gebe, sei es auch möglich, dass es sich noch etwas nach hinten verschiebt, so Bewerbungsleiter Kaussler.
In Kürze mehr über die Vorbereitungen zum Ryder Cup; darunter ein Interview mit dem Betreiber der A-Rosa-Gruppe Horst Rahe und dem Global Head of Marketing von BMW, Dr. Steven Althaus.