Max Kramer war einer der erfolgreichsten Amateurspieler des Landes und stand bereits in jungen Jahren in der deutschen Nationalmannschaft. Auch durch die Coronavirus-Pandemie wird es nun für Kramer zu einem neuen Schritt in seinem Leben kommen. Dem professionellen Golfsport kehrt der 36-jährige vorerst den Rücken und wird als ausgebildeter Pro im Golf und Country Club Velderhof tätig sein. Im exklusiven Interview steht er dem Golf Post Redakteur Jürgen Linnenbürger Rede und Antwort.
Max Kramer im Interview
Golf Post: Im Januar noch auf der MENA Tour, jetzt seit einer Woche als Pro im Golf & Country Club Velderhof tätig. Wie kam es für Dich zu diesem Schritt?
Max Kramer: Nach Abschluss meiner Ausbildung 2019, war es eigentlich mein Plan, bis April 2020 noch professionell zu spielen und mich dann voll und ganz auf das Teaching bis Ende des Jahres zu konzentrieren. Leider kam es durch den Ausbruch des Coronavirus zu einem frühzeitigen Ende der Tour, sodass ich mich schon viel früher auf meine neue Aufgabe fokussieren und vorbereiten konnte. Und jetzt freue ich mich hier auf viele und schöne Momente im GCC Velderhof.
Golf Post: Mit neun Jahren das Golfen begonnen, mit 13 Mitglied der deutschen Nationalmannschaft, mit 19 deutscher Amateurmeister und mit 23 Pro geworden. Warum schaffen in Deutschland nur wenige eine solch beeindruckende Entwicklung?
Max Kramer: In der Zeit von meinem 9. Lebensjahr bis zum 13. war ich jeden Tag auf dem Golfplatz genau so wie jetzt auch. Ich hatte das Glück, dass mein damaliger Trainer Lothar Jahn in dieser Zeit auch mein bester Freund war. So hatten wir zusammen eine tolle Zeit und ich konnte viel lernen. Später hatte ich das Glück ihn bei einigen Tour Turnieren als Caddy zu begleiten. Als ich 13 Jahre alt war, kam ich in die Nationalmannschaft. Mein Training fand dann nicht nur während der Woche zuhause, sondern auch jedes Wochenende, von Freitag bis Sonntag, in Koblenz am Nationalkader-Stützpunkt statt.
Wie man merkt, ging alles in meinem Leben nur um Golf. Da war dann leider nicht viel Zeit für Freunde zuhause. Aber ich hatte meine anderen Freude vom Golf, mit denen ich jeden Tag auf dem Platz oder unterwegs war und trainieren konnte. Um eine solche Karriere zu verfolgen, benötigt man also von allen Seiten Unterstützung: in erster Linie von der Familie, aber eben auch die richtigen Personen zur richtigen Zeit aus dem Golfsport, die einem Einblicke in das Profileben geben. Ein starker Wille ist außerdem unabdingbar.
"Ein besonderer Moment in meinem Leben als Profi"
Golf Post: Mit Deinem Albatross bei der ‘Austrian Golf Open’ in 2006 bist Du fester Bestandteil der Geschichte der European Tour geworden. Du warst der erste Amateur, dem dies gelungen ist. War dies oder einer Deiner 12 Pro Golf Tour-Siege der Höhepunkt Deiner Karriere?
Max Kramer: Dies war sicher ein besonderer Moment bis jetzt in meinem Leben als Golfprofi. Und besonders schön war es, ihn mit meinem guten Freund Fabian Becker zu teilen, mit dem ich gefühlt mein halbes Leben schon durch die Welt reise. Sicher waren auch meine Turniersiege etwas besonderes für mich, weil sie dir zeigen, dass du und deine Familie, deine Trainer und Sponsoren an den richtigen Dingen arbeiten.
Golf Post: Deine Erfolge waren sicherlich das Ergebnis harter Arbeit und von viel Verzicht geprägt. Wie oft hast Du daran gedacht, alles hinzuschmeissen, lieber mit Freunden feiern zu gehen und alle Fünf gerade sein zu lassen?
Max Kramer: Ja, ein paar Stunden waren es sicher. Dieser Gedanke kommt leider sehr oft, zum Beispiel wenn du auf der Tour unterwegs bist, den Cut verpasst hast und dann abends alleine beim Essen sitzt. Aber spätestens nach ein paar Trainingsstunden, nachdem man alles analysiert hat und mit seiner Freundin, Familien und Trainer gesprochen hat, ist dann meistens alles wieder ok. Und am nächsten Morgen steht man dann wieder voller Energie und Zuversicht auf der Range und bereitet sich auf die nächste Woche vor.
"Ich bin ein Familienmensch"
Golf Post: Außer Golf gibt es jetzt vielleicht noch Wichtigeres in Deinem Leben. Verrätst Du mir etwas über Deine private Situation und mit wem und wie Du am liebsten Deine Freizeit verbringst?
Max Kramer: Ja, zum Glück. Wenn ich zuhause bin, versuche ich soviel Zeit wie möglich mit meiner Freundin zu verbringen, die mich leider über die Jahre nicht viel gesehen hat. Danach ist mir meine Familie sehr wichtig, die ich oft noch viel weniger sehe und ich ein wirklicher Familienmensch bin. Mir ist wichtig, dass es allen gut geht. Und falls ich dann noch Zeit habe, nehme ich meine Hündin Clara und gehe mit ihr auf den Hochsitz und genieße als Jäger die Zeit draußen im Wald.
Golf Post: Als gebürtiger Hesse hat es Dich über viele Stationen nun nach Pulheim bei Köln verschlagen. Das Rheinland ist Dir also nicht fremd. Wie wirst Du mit der offenen und direkten Art der Kölner*innen umgehen?
Max Kramer: Die Leute sind hier sehr entspannt und generell sehr freundlich. Das mag ich.
Golf Post: Unterricht bei einem Fully Qualified PGA Golfprofessional und Playing Pro der European Challenge Tour wünschen sich sicherlich viele. Worauf kann man sich bei Deinem Training besonders freuen?
Max Kramer: In meinem Training kann man sich auf viel Erfahrung in jedem Spielbereich freuen. Außerdem kann ich mich in die Situation der Spielerinnen und Spieler hinein versetzten, weil ich jegliche Spielsituation sowohl unter Druck bei Turnieren als auch im Training schon selbst erlebt habe.
"Das taktische Spiel ist der Schlüssel"
Golf Post: Du hast Golf nicht nur als Leistungssport sondern als Beruf betrieben. Bedingungslose Disziplin, verbunden mit einer Denke des ständigen Verbesserns und Siegenwollens haben Dich seit Deiner Kindheit geprägt. Vermutlich mehr als reine Teaching Pros. Wirst Du diese Elemente in Dein Training einbauen oder wird das ‚just have fun’ bei Dir im Vordergrund stehen?
Max Kramer: Die Disziplin, die ich selber über die Jahre in mein Training investiert habe, wünsche ich mir natürlich auch in gewissem Maße von meinen Golferinnen und Golfern. Außerdem die Geduld, die man braucht um besser zu werden. Diese beiden wichtigen Elemente versuche ich unter anderem in meinem Training zu vermitteln. Durch meine langjährige Erfahrung auf dem Platz und in Turnieren ist es auch das taktische Spiel, das meine Schüler von mir angeeignet bekommen und ein Schlüssel dafür ist, wie sie sich in verschieden Situationen selber helfen können.
Golf Post: Von welchen Deiner Trainer hast Du besonders profitiert?
Max Kramer: Alle meine Trainer haben mich in den unterschiedlichen Stationen meiner Karriere gut begleitet und ich konnte von jedem etwas mitnehmen, was mich als Spieler immer etwas besser gemacht hat.
Golf Post:
Welches sind die größten Fehler der Hobby-Golfer und wo ist aus Deiner Sicht bei diesen die meiste Luft nach oben?
Max Kramer:
Oft erwarten sie zu viel von sich und sind dann enttäuscht, wenn es nicht direkt funktioniert. Golf ist nicht umsonst die zweitschwerste Sportart. Aber oft liegt es nur an den kleinen Basics, die häufig falsch gemacht werden, weshalb der Erfolg auf dem Platz ausbleibt. Oft reicht hier schon eine kleine Korrektur durch einen Trainer, um ihr Spiel wieder zu verbessern.
Golf Post:
Vermutlich werden nun auch Eltern auf Dich zukommen, deren Kinder Du zu zukünftigen Tour-Spieler*innen entwickeln sollst. Wirst Du überhaupt Kinder unterrichten?
Max Kramer:
Ich freue mich immer sehr, wenn ich die Möglichkeit bekomme mit Kindern zu arbeiten und meine Erfahrung mit ihnen und deren Eltern zu teilen. Kinder sind die Zukunft des Golfsports und genau diese Gruppe gilt es zu fördern und zu fordern.
Golf Post:
Die weitaus größte Gruppe in unserem Club sind jedoch die Senior*innen. Was beabsichtigst Du zu unternehmen, damit diese richtig heiß auf Training werden?
Max Kramer:
Ich glaube es ist wichtig, mit unseren Senioren mehr auf dem Platz zu spielen. Ich möchte ihnen mittels kleiner Hilfen (wie Taktik) helfen, Schläge zu sparen.
Golf Post: Max, herzlichen Dank für Deine offenen Worte und Deine Antworten. Ich wünsche Dir eine angenehme und erfolgreiche Zeit im GCC Velderhof und viel Freude bei uns im Club.