Der "Cabot Trail" auf Cape Breton Island in Nova Scotia ist eine der schönsten Panoramastraßen Nordamerikas. Er schlängelt sich auf einer Strecke von ca. 300 km durch dichte Wälder und entlang des Ozeans. Wir fahren ihn entgegen des Uhrzeigersinns. So können wir problemlos die zahlreichen Aussichtsbuchten ansteuern, von denen sich ein Postkartenmotiv an das nächste reiht.
Wir starten im Cabot Links Golf Resort in Inverness. Die Fahrt führt quer über die Insel nach Ingonish Beach an deren Nordost-Spitze in den ‚Cape Breton Highland National Park'. Hier wartet der ‚Cape Breton Highlands Golf Course' auf uns. Als einer der traditionsreichsten, klassischen Golfplätze Kanadas wurde er 1941 gegründet. Der legendäre Golfplatz-Designer Stanley Thompson hat ihn nach schottischem Vorbild entworfen.
18 interessante und herausfordernde Bahnen in dem schwierigen Terrain aus Felsen und dichten Wäldern zeichnen den Par-72-Championship-Platz aus. Er zählt zu den Top-Plätzen in Kanada und verfügt über drei verschiedene Abschläge. Das Clublogo ist der in dieser Gegend vorkommende Weißkopf-Adler, der die Gäste beim Betreten der Anlage begrüßt.
Die ersten sechs Löcher bieten schöne Blicke auf die Ingonish Bay. Die anspruchsvollen Bahnen danach verlaufen durch die hohen Wälder des recht hügeligen Geländes. Das Design und die Landschaft beeindrucken uns ebenso wie der freundliche Empfang. Der Pflegezustand entspricht eher der rauen Natur dieser Gegend als dem eines manikürten Resort-Platzes. Die Aussicht von dem Gelände der angrenzenden, legendären ‚Keltic Lodge' hoch über den Klippen zählt mit zu den spektakulärsten auf unserer Reise.
Im weiteren Verlauf des Cabot Trails legen wir einen Stop in ‚Neils Harbour' ein. Vorbei an dem kleinen Hafen zieht es uns zum ‚Chowder House' auf der Klippe. Die kleine Holzhütte ist unscheinbar. Doch die Meeresfrüchte sind himmlisch. Direkt am Meer lassen wir uns im Freien die leckeren Lobster-Rolls und Muscheln schmecken. Frischer geht es nicht.
Der ‚Cabot Trail' führt uns weiter über die Pleasant Bay nach Cheticamp, dem größten Ort an der malerischen Ostküste. In seiner Nähe möchten wir den berühmten ‚Airlink Trail' mit seinen großartigen Ausblicken begehen. Das plötzlich eintretene schlechte Wetter macht uns jedoch einen Strich durch die Rechnung. Für dieses "must do" fehlt uns leider die Zeit, da wir am kommenden Tag weiterziehen.
Füchse thronen über dem Eingang
Unser nächstes Ziel ist das ‚Fox Harb'r Resort', das abgelegen in Wallace an der Northumberland Strait liegt. Wir erreichen es mit dem Pkw von Inverness nach gut vier Stunden. Gegründet wurde es von Ron Joyce, dem Mitbegründer der ‚Tim Hortons' Kaffee- und Donuts-Kette, die in ganz Nordamerika zu den bekanntesten zählt.
Der Milliardär hat ein 5-Sterne Golf & Spa-Resort der Spitzenklasse geschaffen. Ein das gesamte Resort umfassender Zaun sorgt für die gewünschte ‚privacy'. An dem imposanten Eingang begrüßen uns Fuchsfiguren, die hoch über den großen, bunten Blumenbeeten auf Felsen thronen. Alternativ kann man mit der Yacht oder im Jet anreisen. Die Runway verläuft direkt vor den Villen entlang, wird aber während unseres Aufenthalts nur einmal genutzt. Die 85 Suiten sind klassisch elegant und sehr stilvoll eingerichtet. Aus dem Wohnzimmer schaut man auf den angrenzenden Golfplatz.
Das Zentrum der Anlage bildet ein modernes Gebäude. Hier befinden sich ebenerdig die Hotelrezeption und das Hauptrestaurant mit großer Bar. Eine Etage tiefer liegen der Pub und der Proshop. Alles ist edel und gediegen. Von dem Restaurant hat man einen herrlichen Blick über die Terrasse auf die darunter liegenden Back Nine und das Meer. Auf der anderen Seite kann man durch die Fenster der Bar die Abschläge auf der Eins und Putts auf der Neun verfolgen.
Der weitläufige Par-72-Platz ist eine Kombination aus neun Löchern Parkland- und neun Löchern Linksstyle-Course. Fünf verschiedene Abschläge stehen zur Auswahl. Die ersten drei Löcher verlaufen in Richtung Haupteingang landeinwärts. Die anschließenden Bahnen durch das offene Gelände zurück zum Clubhaus beeindrucken durch riesige Bunker, schön angelegte Wasserhindernisse und den angrenzenden Wald im Hintergrund.
Die Back Nine bietet herrliche Blicke auf das Meer. Bahn 14 ist der entfernteste Punkt. Hier endet der Kurs an der kleinen Marina mit dem für Nova Scotia typischen, weißen Leuchtturm. Auf dem Weg zurück zum Clubhaus passiert man den ‚The Fox Trot', einen schmalen Weg entlang der Klippen. Besonders spektakulär sind die dann folgenden Löcher 15-17 direkt am Meer.
Die gesamte Anlage, das Layout sowie der Pflegezustand des Platzes sind ohne Kritik. Positiv fallen die geschmackvoll angelegten, farbenprächtigen Blumenbeete mit den Felsen und eingelassenen Hinweistafeln an den Abschlägen auf. Designed wurde er von Graham Cooke. Der 2000 eröffnete, abwechslungsreiche Resort-Platz ist fair und ermöglicht einen guten Score. Bei seiner Eröffnung wurde er von Golf Digest zum besten neuen Platz Kanadas gewählt. Interessante Übungsmöglichkeiten bieten die neun Par 3-Löcher des Executive Courses.
Feinschmecker werden von dem Angebot des ausgezeichneten Restaurants begeistert sein. Wer möchte, kann Tennis spielen, auf Tontauben schießen oder Kajak fahren. Entspannung bietet auch das prämierte Spa mit riesigem Swimmingpool. Die Service-Orientierung und Freundlichkeit aller Angestellten ist auffällig.
Lockere Atmosphäre im Northumber Links
Von dem Resort erreichen wir in einer Viertelstunde den ‚Northumberland Links'. Dieser öffentliche, interessante und gut gepflegte Platz ist einen Abstecher wert. Wir sind herzlich willkommen und genießen die lockere, entspannte Atmosphäre. Die Club-Mitglieder nehmen uns freundlich und offen auf.
Die Eins ist ein bergab verlaufendes Dogleg mit tiefer liegendem Grün. Durch einen Tunnel gelangt man zu den Bahnen Zwei bis Fünf. Diese befinden sich auf der anderen Seite der wenig befahrenen Durchgangsstraße direkt am Meer. Die Vier, das "Signature Hole", ist ein Par-3, das ‚Lobster Pot' heißt. Während der Hummerfangsaison sieht man von hier die keinen Fischerboote auf dem Meer. Eines dieser Boote liegt direkt hinter dem Grün in den Dünen und ist eine gute Orientierung für den Abschlag.
Das Fairway des anschließenden Par-5 wird vom Meer auf der einen, von einem See auf der anderen Seite begleitet. Nach dessen gut bewachten Grün geht es zurück durch den Tunnel zum nächsten Par-3. Hier wird die Schlägerwahl zum Lotteriespiel, denn das Grün liegt quasi im Himmel. Der Abschlag ist ca. 130 Meter steil bergauf auf ein terrassenförmiges Grün zu spielen. Die nachfolgenden Löcher verlaufen leicht hügelig durch den angrenzenden Wald. Einige Wasserhindernisse sind ebenso eine Herausforderung wie die an die Fairways angrenzenden Bäume. Von der 16 sieht man im Hintergrund Prince Edward Island, das die Kanadier P-E-I abkürzen. Die kleinste der vier Maritimes-Provinzen ist unser nächstes Ziel.
Traumhafte Strände und Spitzengolf auf der Ferieninsel
Man erreicht PEI entweder mit der Fähre oder über die ca. 13 km lange Confederation Bridge von der Provinz New Brunswick aus. Wir entscheiden uns für die spektakuläre Fahrt hoch über dem Meer.
Ein leichtes Kribbeln befällt mich auf der nur zweispurigen Straße immer dann, wenn uns Riesentrucks entgegenkommen. Verstärkt wird dies in der Mitte der Brücke. Über der Fahrrinne der Northumberland Strait geht es plötzlich weiter steil bergauf. Der höchste Punkt liegt 60 Meter über dem Meer. Danach geht es genauso steil wieder bergab.
In Charlottetown, der Hauptstadt dieser lohnenswerten Ferieninsel, übernachten wir zwei Tage in einem B&B. Es ist ein hübsches Städtchen mit viel Tradition und gut erhaltenen Holzhäusern. Im Zentrum finden wir einladende Shops, interessante Galerien und gute Restaurants. In dem in der großen Bucht liegenden, schönen Hafen ziehen Kreuzfahrtschiffe die Blicke an.
PEI ist auch ein Golferparadies. Der absoute Spitzenplatz ist ‚The Links at Crowbush Cove'. Nach gut einer halben Stunde erreichen wir ihn vom Zentrum aus. Er liegt an der Nordküste der Insel an einem nicht endenden, weißen Strand. Schon die gepflegte Einfahrt lässt Großartiges vermuten. Auf dem Parkplatz werden wir freundlich am Bag-Drop-Off begrüßt und im Clubhaus avisiert. Auch ohne Reservierung erhalten wir eine Startzeit.
Diesen Platz muss man unbedingt in die Reiseplanung einbauen. Er ist spielerisch eine Herausforderung und optisch ein Erlebnis. Die Bahnen verlaufen durch Wald, über riesige Seen und Biotope oder unmittelbar am Meer entlang. Einige zählen mit zu den besten auf unserem 14-tägigem Trip. Allein an neun Löchern kommt Wasser ins Spiel.
Teilweise sind die Abschläge mehr als 150 Meter über frontales Wasser zu spielen. Das "Signature-Hole" des Platzes ist die 11, ein ca. 500 Meter langes Par-5. Auf den hoch gelegenen, hinteren Abschlag gelangt man über eine Treppe. Von hier hat man eine traumhafte Aussicht über die Wälder und das Meer. Man spielt den Abschlag tief in die Senke. Mit dem dritten Schlag kann man über ein frontales, großes Wasserhindernis das hochgelegene Grün angreifen. Grandios. Wie der Name des Platzes vermuten lässt, findet man auf dem gesamten Platz Raben. So zieren auch jeweils zwei echt wirkende Exemplare die Abschläge.
Unser Trip in den Osten Kanadas ist ein voller Erfolg. Die beeindruckende Natur, die fantastischen Golfplätze und die leckeren Seafood-Gerichte bleiben für uns unvergesslich. Genauso wie der Blick in den sternenklaren Himmel mit der leuchtenden Milchstraße. Die freundlichen, hilfsbereiten Menschen und die entspannten Verkehrsverhältnisse verdienen ebenso Erwähnung wie der kurze Rückflug. Bei starkem Rückenwind trägt uns der Condor-Flieger in nur sechs Stunden von Halifax nach Frankfurt über den Atlantik. Wer will, kann sich im Airport-Gebäude noch einen "fresh cooked Lobster to go" einpacken lassen. Oder sogar ein lebendes Exemplar gekühlt mitnehmen.
Moose, so heißen Elche in Kanada, Schwarzbären und Weißkopfadler haben wir in den teilweise zweisprachigen Provinzen nicht gesehen. Dies trübt unseren positiven Gesamteindruck nicht. Wir empfehlen ‚Die Maritimes' ohne Wenn und Aber, wobei uns besonders Nova Scotia ans Herz gewachsen ist.
Reisetipps auf einen Blick: Kanada