Rory McIlroy hat seine Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro infrage gestellt. Der Nordire und Weltranglistenerste zeigt sich zunehmend frustriert über die von ihm abverlangte Entscheidung, eine Nation zu wählen, für die er bei Olympia antreten möchte - Irland oder Großbritanien: "Ich bin mit meiner Herkunft in einer schwierigen Position. Ich fühle mich wie ein Nordire. Aber als Nordire ist die Verbindung zu beiden Ländern da."
Hin- und hergerissen zwischen den Nationen
McIlroy hatte 2009, als bekannt gegeben wurde, dass Golf 2016 wieder olympisch sein würde, geäußert, dass er "wahrscheinlich für Großbritanien" antreten werde. Tatsächlich wäre er ein britischer Athlet, wenn er nichts Gegenteiliges in die Wege leitet, da Nordirland de facto zu Großbritanien gehört. Der irische Verband hatte McIlroy jedoch das lockende Angebot unterbreitet, beim Einmarsch der Athleten ins Stadion die irische Fahne tragen zu dürfen.
McIlroy fühle sich dem irischen Golfverband sehr verbunden, zumal er in seiner Jugend in zahlreichen Turnieren für die grüne Insel angetreten sei: “Ich bin ein stolzes Produkt des irischen Golfs und der Golf Union of Ireland. Ich fühle mich geehrt, dass ich in meiner Jugend auf allen Stufen für Irland spielen durfte und dabei Titel sammeln konnte”, erklärte McIlroy. Doch McIlroys Verbundenheit mit dem irischen Golfsport steht seiner Selbstverständnis als Brite gegenüber: “Ich bin auch ein stolzer Nordire, der in Nordirland und damit in einem Teil Großbritanniens aufgewachsen ist. Nordirland wird immer meine Heimat sein.”
"Für die eine oder die andere Seite zu spielen oder gar nicht zu spielen, weil die Entscheidung zu viele Menschen enttäuschen könnte - das sind meine drei Optionen, die ich alle sehr sorgfältig gegeneinander abwäge", so der 23-jährige McIlroy nun. Wie es dazu kam, darüber äußert sich er sich auch: "Es gab einen Moment, ich will nicht sagen der Schwäche, aber einen voller Frustration. Die Leute schalten ein um mich spielen zu sehen und sie fühlen eine Verbindung zu mir. Ich will sie für ihre Unterstützung nicht verprellen, indem ich etwas tue, das sie von mir nicht wollen."
Politisch brisante Entscheidung
Dass der Weltranglistenerste nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen wird, ist kaum vorstellbar. Und doch hat diese Frage für Rory McIlroy und seinen Golfkollegen Graeme McDowell, ebenfalls Nordire, politisch brisanten Charakter. Noch immer schwelt in Nordirland der Konflikt zwischen den irisch-nationalistischen und den dem Vereinigten Königreich zugeneigten Parteien. Graeme McDowell würde deshalb die formale Entscheidung für Olympia gern anderen überlassen: "Das Olympische Komitee sollte uns sagen 'Ihr spielt für Irland’ oder 'Ihr spielt für Großbritannnien.’"
Die meisten Golfer freuen sich auf Olympia. Dass es für McIlroy und McDowell so schwierig werden würde, hätte wohl kaum jemand erwartet.