Nach dem Sieg beim Ryder Cup 2023 war die Freude bei Team Europa natürlich riesig. Auf der Pressekonferenz nach der 44. Ausgabe des Turniers zeigten sich Kapitän Luke Donald und seine zwölf Spieler erleichtert, dass sie die Schmach vom letzten Duell mit den Amerikanern (19:9 Niederlage) wieder gut machen konnten. Zudem führten sie einige Gründe an, die das Team so stark machten, dass sie ihren Kontrahenten kaum eine Chance ließen.
Ryder-Cup-Kapitän lobt Leistung und Spirit seiner Spieler
Während er direkt nach dem entscheidenden Lochgewinn von Tommy Fleetwood noch mit Tränen in den Augen emotional über seinen Stolz auf das Team und die Dankbarkeit für die Gelegenheit Kapitän zu sein sprach, war Luke Donald später auf der Pressekonferenz nach der Pokalübergabe wieder gefasst und gelöst. "Ich freue mich so sehr für diese zwölf Jungs, sie haben diese Woche alles gegeben. Es war eine Freude, mit ihnen zusammen zu sein. Sie haben mir das Leben sehr leicht gemacht und sie haben wie Superstars gespielt. Ich glaube, nicht viele Leute haben uns eine Chance gegeben, vor allem nicht vor zwei Jahren", sprach der 45-Jährige. "Nun, wir haben ihnen das Gegenteil bewiesen." Unter dem Jubel seiner Kameraden rief Rory McIlroy: "Ja, das haben wir!"
Eine Aufmunterung hätten seine Spieler nach der verlorenen Session in Vorbereitung auf die Singles am Sonntag nicht gebraucht. "Wir waren in einer großartigen Position", erklärte Donald. "Wir waren in einer perfekten Position. Wir wussten, dass wir es in der Hand hatten. Wir haben uns an den gleichen Plan gehalten, den wir die ganze Woche über geplant hatten", gab er anschließend Einblick in das Erfolgsrezept seiner Mannschaft. "Einen schnellen Start hinlegen. Als Team spielen. Die Zuschauer nutzen. Ihre Energie nutzen."
Justin Rose: "Es gibt eine starke Kultur im europäischen Team"
Was das Team verbindet und stark macht, erklärten anschließend seine Spieler. Justin Rose, einer der Dienstältesten im Team, bezog sich auf das Verständnis der Spieler als Erben einer langen Tradition. "Luke hat sehr deutlich gesagt, dass dies unsere Zeit ist, um zu glänzen, nicht weil dies unsere Bühne ist, sondern weil wir uns um sie kümmern, weil wir großartige Vorbilder haben, die uns gezeigt haben, wie man es macht", so der ehemalige US-Open-Sieger.
Weiter führte der 43-Jährige aus: "Es gibt eine wirklich starke Kultur im europäischen Team. Eine gute Paarung in der europäischen Mannschaft bedeutet nicht, dass man mit seinem besten Freund spielt. Es geht darum, etwas zu repräsentieren, das größer ist als man selbst, und ich habe das Gefühl, dass es für mich genau darum geht, ein europäischer Ryder-Cup-Spieler zu sein."
Rory McIlroy: "Wir nehmen uns gegenseitig auf die Schippe.
Und dann sei da natürlich noch das Miteinander, betonte Rory McIlroy: "Wir nehmen uns gegenseitig auf die Schippe. Wir haben einen Sinn für Humor. Wir nehmen uns selbst nicht zu ernst. Ich denke, das ist auch ein großer Teil davon. Wir haben das Gefühl, dass wir wir selbst sein können. Manchmal ist es schwer, weil man in einer Gruppe ist und sie sich über einen lustig machen, aber man wird auf eine gute Art und Weise veräppelt, und das wird geschätzt, und alle waren sehr nett."
Auch ihm seien "die Legenden des Ryder Cups, die vor uns kamen" wichtig. Er sehe das diesjährige Ryder-Cup-Team als "Verwalter dieses europäischen Trikots, und wir werden es hoffentlich in der Zukunft in einem besseren Zustand weitergeben, als wir es vorgefunden haben. Ich denke, das ist genau das, was wir im Moment sind."
Auch Jon Rahm pflichtete bei. "Es geht um die Fähigkeit, durch diese Tore und Türen zu gehen und zu vergessen, wer man außerhalb dieser Woche ist, was man getan hat oder was man danach tun wird, das ist wirklich egal", so der Spanier, dessen Landsleute und Vorgänger eine ganz besondere Spuren beim Ryder Cup hinterlassen haben. "Die drei Hauptfiguren vor mir, Seve (Balesteros), Ollie (José María Olasabal) und Sergio (Garcia), sind drei Typen, die, wenn ich mich nicht irre, alle drei 20 Punkte im Ryder Cup gesammelt haben. Dies sei überhaupt nur neun Spielern gelungen und drei von ihnen seien Spanier gewesen.
Es ist vollbracht! Die Europäer mussten noch einmal zittern, doch nach Fleetwoods Putt kannten der Jubel und die Erleichterung keine Grenzen.
Tommy Fleetwood: "Ich war wahrscheinlich eher erleichtert"
Bleibt noch die Frage nach dem siegbringenden Punkt, den Tommy Fleetwood gegen Rickie Fowler auf der 16. Bahn holte. Der Engländer war in der vorletzten Paarung gestartet un war von Donald als eine Art Absicherung ans hintere Endde der Startliste beordert worden, um im Fall der Fälle noch mit Spielstärke und Erfahrung auftrumpfen zu können. Er sei sich der Situation bewusst gewesen, schmunzelte Fleetwood, der einen Ein-Meter-Putt von seinem Gegner geschenkt bekam, und somit mit 2auf nicht mehr verlieren konnte. Somit war mindestens ein halber Punkt sicher und das rettende ufer von 14,5 Punkten definitiv erreicht. "Ich war wahrscheinlich eher erleichtert als alles andere. Ich habe mich den ganzen Tag ziemlich wohl gefühlt", beschrieb er anschließend sein Match, das er 3&1 gewann. "Ich hatte immer die Kontrolle über das Spiel, auch wenn es sehr eng war.
Wird Luke Donald noch einmal Kapitän?
Dass seine Spieler schon bei der Pokalübergabe sangen: "Two more years" (Noch zwei Jahre), brachte Donald später durchaus in Verlegenheit. Denn auch auf der Pressekonferenz wollte man von ihm wissen, ob er denn für eine weitere Amtszeit zur Verfügung stünde. "Ich möchte diesen Moment jetzt mit diesen Jungs genießen...", begann der Engländer, der den Ryder Cup vier Mal und damit bei jeder seiner Teilnahmen als Spieler gewonnen hat. Sofort wurde er von seinen Spielern unterbrochen. Schnell fiel ihm die Antwort ein, die das Dilemma beendete: "Ich bin noch nicht gefragt worden." Und so wird vorerst offen bleiben, ob Donald beim 45. Ryder Cup, der in zwei Jahren in New York, USA, stattfinden wird, wieder das Kapitänsamt übernehmen wird.