Die erste Session des 39. Ryder Cups ist gespielt: „Team Europe“ lieferte den Amerikanern beim 2:2 in den Eröffnungs-Foursomes wie erwartet einen knappen, aber ausgeglichenen Schlagabtausch und kam dabei mit dem Kurs Nummer drei im Medinah Country Club nicht weniger gut oder schlecht zurecht, als die eigentlich bevorteilte Heimmannschaft.
Rory McIlroy und Co. wussten freilich aus den Proberunden ziemlich genau, was sie auf dem Platz erwarten würde. Denn US-Teamchef Davis Love III ist erstens ein Sportsmann und hat zweitens stets betont, dass es ihm bei seinem Kurs-Set-up um „Spaß für Spieler wie Zuschauer“ gehe, als er schon im Vorfeld die Roughs ziemlich kurz hatte mähen lassen. „Wen man das überhaupt Rough nennen will“, sagt dazu der am Vormittag spielfreie Martin Kaymer. „Es ist eher nur First Cut, also von da kann man noch gut schlagen.“
„Kein Freund von Abschlägen in hohes Rough“
„Eigentlich habe ich genau das Gegenteil von dem gemacht, was die Europäer ihrerseits gemeinhin tun,“ gab Davis Love III zu Protokoll: „In erster Linie ist es jedoch meine Art, wie ich Golf sehen und spielen will. Ich war nie ein Freund von Abschlägen in hohes Rough, rausgechippten Bällen und Wedge-Schlägen aufs Grün. Die Leute wollen Birdies sehen!“ Und er ergänzte: „Der Ryder Cup ist ein freundschaftliches Golfmatch, so soll‘s auch weitergehen.“
Aber so ist es bekanntlich in der Ryder-Cup-Historie nicht immer zugegangen – auch nicht, was die Präparation des Platzes betrifft. Das Wall Street Journal hat dieser Tage einige der Nickeligkeiten beschrieben, die sich vergangene Teamchefs für den Gegner ausgedacht haben. Äste wurden gekappt, wie 2008 im Valhalla Country Club, weil sie der bevorzugten Abschlagsrichtung eines US-Spielers im Weg waren, oder zusätzliche Bäume als Hindernis gepflanzt, wie 2002 in The Belfry. Selbst ganze Abschläge wurden verlegt, um einzelne Löcher kürzer oder länger als gewohnt zu gestalten.
Neue Bunker, immer tiefer gegraben
2006 im „K Club“ ließ Europa-Teamchef Ian Woosnam etliche neue Bunker bauen, um den amerikanischen Longhittern eine Grube zu graben. Erzählt jedenfalls der oberste Platzwart Gerry Byrne. Und immer, wenn ein Probeschlag aus einem der neuen Fairway-Bunker trotzdem das Grün erreichte, wurde weiter gebuddelt: „Tiefer und tiefer - wir haben uns drangehalten,“ wird Byrne zitiert.
Zwei Jahre später in Valhalla orderte US-Kapitän Paul Azinger, die Grüns erst unmittelbar vor dem Start ordentlich runter zu mähen, um die Gäste bezüglich der Geschwindigkeit zu verunsichern. Dieser Schuss ging freilich ins Leere, denn Europas Nick Faldo ließ seine Riege gar nicht erst auf den noch flauschigen Grüns trainieren.
Olazábal: Das Set-Up des Platzes ist großartig
Das rasierte Rauhe in Medinah macht sich alledem gegenüber wahrlich harmlos aus. Und es kommt ja nicht nur den Gastgebern zugute. Auch José Maria Olazábal hat Burschen im Team, die mit dem Driver richtig hinlangen können: „Die Jungs sind darauf eingestellt, am Abschlag aggressiv zur Sache zu gehen. Das Set-Up des Platzes ist großartig.“
Letztlich wird dieser 39. Ryder Cup auf den schnellen Grüns entschieden werden. Das sieht auch Martin Kaymer so: „Am Ende des Tages geht es vor allem darum, die mittellangen und langen Putts zu lochen.“ Wie sagte doch Tiger Woods unlängst: „Ein verwandelter Putt dieses Kalibers kann schlagartig das ganze Momentum ändern.“