Was für ein Ballyhoo um Tiger Woods bei der PNC Championship! Galt die ganze Aufmerksamkeit im vergangenen Jahr noch dem Debüt von Sohnemann Charlie auf der großen Bühne, so zeigte sich dieser Tage einmal mehr eindrucksvoll, dass der Golfglobus sich nahezu ausschließlich um eine Person dreht, jedenfalls wenn die sich im Rampenlicht zeigt: Tiger hier, Tiger da; alle anderen rücken dann als Statisten in den Hintergrund. Was Woods in den vergangenen zehn Monaten seit seinem schweren Autounfall und den noch heftigeren Bein-Verletzungen geleistet hat, ist allerdings auch kaum in Worte zu fassen.
Zwar sieht man seinem Gangbild an, dass das rechte Bein – naturgemäß – immer noch eine Schwachstelle ist, aber seinem Golfspiel tut das kaum noch Abbruch. „Unfassbar, wie gut er schon wieder ist“, staunte nicht nur Mike Thomas, Golflehrer und Vater von Justin Thomas, schon nach einigen Vorbereitungslöchern mit dem Tiger in der vergangenen Woche. Und Justin selbst sagt: „Es hat mich verdammt noch mal völlig umgehauen. Er ist bei weitem nicht so weit weg [von seiner normalen Form und Spielfertigkeit] wie alle dachten.“
Klar, das nährt neue Fragen nach einem Comeback von Woods auf der regulären Tour. Doch der bald 46-Jährige wiegelt alles ab. „Dafür fehlt noch eine ganze Menge“, beschied er alle Neugierigen: „Aber allein schon die Möglichkeit, mit Charlie dieses Turnier erneut spielen zu können, war all den Schmerz und die Quälerei der vergangenen Monate wert.“
Doch 72 Loch unter echten Wettkampfbedingungen? Danach sieht’s bei aller spielerischer Brillanz tatsächlich noch nicht aus, so jedenfalls der optische Eindruck der vorsichtigen Bewegungen. Und per Ausnahmegenehmigung im Cart über die Tour zu düsen ist Woods’ Sache ebenfalls nicht: „So bin nicht. Das würde mir und meinem Anspruch nicht entsprechen“, sagte der 15-fache Majorsieger, der während seiner Rekonvaleszenz auch Kontakt mit dem Profi-Kollegen Casey Martin aufgenommen hat, der sich unlängst wegen seiner seltenen Durchblutungsstörung das rechte Bein hat amputieren lassen.
Also bleibt es bis auf weiteres bei gelegentlichen „Just-for-Fun“-Aufritten in der Öffentlichkeit. Damit muss auch der getreue Caddie Joe LaCava erst mal fertig werden, der die Umstellungen auf die neuen Prioritäten seines Chefs in einem sehr berührenden Interview wiedergibt:
R&A sperrt Asian-Tour-Gewinner für Open aus
Schulterschluss: Der R&A macht gemeinsame Sache mit European Tour Group und PGA Tour. Nachdem Saudi-Arabien sein „Sports Washing“-Spektakel Saudi International als neues Flaggschiff-Turnier auf der Asian Tour untergebracht hat, um der Ächtung durch die beiden großen Circuits zu entgehen, hat nun der R&A die automatische Qualifikation des Gewinners der Asian-Tour-Geldrangliste für die Open Championship gestrichen. Das ist ein eindeutiges Signal: In St. Andrews möchte man ganz offenkundig verhindern, dass jemand dank der dubiosen Dollars aus Riad, die künftig auf der Asian Tour zusätzlich fließen, den Sprung ins Feld des weltältesten Majors schafft. Und als Veranstalter hat der R&A nun mal Hausrecht und kann bestimmen, wer an der Party teilnehmen darf. Der Asian-Tour-Primus jedenfalls muss bis auf weiteres in die Mühlen der Open-Qualifikation.
Trevino: Wedge-Fortbildung fürs Woods-Duo
Altersweisheit: Was passiert, wenn Tiger und Charlie Woods im Übungsbereich auf Lee Trevino treffen? Antwort: Dann wird’s lustig, denn der 82-jährige „Merry Mex“ ist immer für einen Spaß und eine Show gut. Und so entwickelt sich aus der Begegnung eine praktische Fortbildung in Sachen Kurzspiel mit dem Wedge, in deren Verlauf der sechsfache Majorsieger auch Hinweise an Charlie zum Spiel auf Linkskursen nicht auslässt. Aber sehen Sie selbst:
The golf conversation you never thought you'd get to hear. @TigerWoods ? Lee Trevino pic.twitter.com/bYxtu6DKQS
— PGA TOUR Champions (@ChampionsTour) December 18, 2021
Justin Thomas und sein Appetit auf den Kids-Lunch
Kinderstunde: Na klar, Justin und Mike Thomas hätten ihren Vorjahressieg bei der PNC Championship gern wiederholt. Aber den meisten Spaß hatten die beiden, weil sie am Samstag die erste Runde gemeinsam mit Tiger und Charlie Woods spielen durften. Und Justin Thomas, den Tiger mittlerweile nicht mehr nur als Freund, sondern als Bruder bezeichnet, hatte noch einen besonderen Grund zur Freude, den man gar nicht in langen Worten beschreiben muss:
Santa Claus war tatsächlich bei der PNC Championship
Bestätigung: Hat sich irgendwer gewundert, als wir vergangene Woche im Vorbericht zu Tiger Woods geschrieben haben, dass der Weihnachtsmann bei der PNC Championship auch zugegen sein – verkleidet als John Daly? Tja, alle Skeptiker wurden beim Gala-Dinner am Freitag Abend nach dem Pro-Am eines besseren belehrt. Denn Santa Claus war tatsächlich „on site“, wegen des festlichen Anlasses tatsächlich in seinem originären roten Outfit zwischen all den Sakko-Trägern, und zählte damit schon vor Turnierbeginn zu den Gewinnern – was John Daly und Filius John II ja dann am Sonntag in sportlicher Hinsicht ebenfalls geschafft haben. Oder wie oder was?
Matt Every und sein „unrühmliches“ Logo
Neuer Karriere-Anlauf: Matt Every hat zwei Turniere auf der PGA Tour gewonnen, 2014 und 2015 das Arnold Palmer Invitational, danach freilich geriet die Karriere des Floridian etwas in Stocken, das Mind-Set passte irgendwie nicht mehr. Every fiel allenfalls durch verpasste Cuts und seine Bemühungen auf, über Minitouren wieder Fuß zu fassen, sowie im Oktober 2019 durch eine Sperre wegen Drogenmissbrauchs. Unrühmlicher sportlicher Höhepunkt des Absturzes war einer seiner selten gewordenen Tour-Starts, als er 2019 beim Byron Nelson zwar Zweiter wurde, vor allem aber mit einem denkwürdigen Aussetzer in Erinnerung geblieben ist. Während des zweiten Tages feuerte der frustrierte Every nach einem missglückten Befreiungsschlag aus einem Fairway-Bunker in derart perfekte Haltung seinen Schläger in die Gegend – als Schnappschuss von einem Fotografen festgehalten –, dass er jetzt aus der Silhouette das Logo für eine Bekleidungskollektion mit dem Titel „Live Forever Golf“ gemacht hat und damit einen wirtschaftlichen Neustart wagt. Tja, das Gute im Schlechten halt.
Golf-Restaurant in USA: Dinner und Drive
Mehrwert: Vor vielen, vielen Jahren ist diese Welle mal aus den USA in die alte Welt rüber geschwappt – sportive Diners, vielfach in der Kombi von Steakhouse und Bowlingbahn. Das geht freilich auch mit Golf, wie ein neu eröffnetes Restaurant in Portsmouth/US-Bundesstaat New Hampshire zeigt.
Das „Tour“ hat 200 Essplätze und in der offenen Küche wird laut Betreiber Ryan Lent im Country-Stil gekocht: Pasta, Fleisch, Seafood. Es gibt überdies fünf besonders geräumige Golfsimulator-Boxen, in denen sich 80 Kurse weltweit spielen lassen. Das Beispiel darf hierzulande gern Schule machen …
Pro im Hungerstreik hat jetzt Club verklagt
Fortsetzung: Über Brad Stecklein, den vom Legends Golf & Country Club in Fort Myers/Florida im Mai gechassten Assistenz-Pro, der darob an der Einfahrt zum Club ein Lager aufgeschlagen hat und in Hungerstreik getreten ist, haben wir bereits berichtet. Der 46-Jährige, dessen Aktion von zahlreichen Club-Mitgliedern unterstützt wurde, hat seinen Streik mittlerweile auf Drängen seiner Frau beendet, die um seine Gesundheit fürchtetet. Stattdessen hat Stecklein nun Klage gegen den Club eingereicht, in der er unter Berufung auf geltende Standards in Sachen fairer Arbeitsbedingungen Schadenersatz für entgangene Unterrichtseinnahmen und die Entlassung des Managers und des Head-Pro fordert. „Ich will bloß Antworten auf meine Fragen zum Grund der Entlassung“, sagte Stecklein, der nach eigenen Angaben vom neuen Cheftrainer zu völlig unüblichen Arbeitsweisen verdonnert worden war, daraufhin beim Clubmanager um ein Gespräch in Sachen Jobbeschreibung ersucht hatte und daraufhin gefeuert wurde.
Augen auf beim Geschenke-Kauf
Das Letzte: In vier Tagen ist Weihnachten. Und einmal mehr dürfte der 24. Dezember für den einen und anderen von uns Golffixierten völlig überraschend kommen. Sie wissen schon: Wie jetzt, ist schon wieder Weihnachten, oder was? Gerade solch Saumseligen sei geraten: Augen auf beim Geschenke-Kauf. Irgendwelche Verkaufsportale machen sich offenbar gern den Zeitdruck des Datums–Desasters zunutze und verwechseln die im digitalen Fußabdruck ja so einfach auszumachende Golf-Leidenschaft mit Art und Inhalt der Bestellung. Dann kommt’s wie es kommen muss und so wie bei diesem Spaßvogel-Sportkameraden. Just kidding, Ironie wieder aus: Schöne Weihnachten!