„Einmal werden wir noch wach, heysa, dann ist…“ - Nein, nicht Weihnachtstag! Sondern Tee Time für den Tiger. Nach 466 Tagen Abstinenz kehrt Superstar Tiger Woods ins Turniergeschäft zurück. Bei „seiner“ Hero World Challenge geht der bald 41-Jährige auf die erste wettbewerbsmäßige 18-Loch-Runde seit dem geteilten zehnten Platz bei der Wyndham Championship 2015, als Flightpartner im Albany Golf Club auf den Bahamas hat er sich Patrick Reed erkoren.
Und wenn irgendwer daran zweifelt, dass Tiger Woods nach wie vor der Fixpunkt des heliozentrischen Systems Profigolf ist, so wird er dieser Tage eines Besseren belehrt. Jason Days Klamottenwechsel zum „Swoosh“, Rory McIlroys Experimente mit TaylorMade-Hölzern? Ein Lindensäuseln gegen den Novembersturm im Medienwald, weil Tiger Woods beim Comeback beispielsweise auf sein Kontingent an Nike-Bällen verzichtet, stattdessen einen Bridgestone B330S bevorzugt und sowieso ein rechtes Sammelsurium im Bag hat.
Tiger Woods: „Ich kann alle Schläge“
Also: Neue Murmel. Dazu ebenfalls die M2-Hölzer von TaylorMade, was sofort wieder die Spekulationen nährt, Woods erwäge den Kauf des Adidas-Ablegers. Trotzdem hat er noch die alten Eisen, Nikes VR Pro Blades. Außerdem einen weitaus älteren Putter, den „Newport 2“ von Guru Scotty Cameron, mit dem er 13 seiner 14 Majors gewonnen hat. Dafür aber den Prototypen des 2017er Schuhmodells von Nike am Fuß. Und einen neuen Sponsor auf der Tasche, Monster Energy, die Nummer zwei der Energiedrinks hinter dem roten Bullen aus Österreich.
Das sind die Fakten. Der Rest ist Kaffeesatzleserei, solange Woods nicht abgeschlagen hat. Die ersten Signale sind gleichwohl vielversprechend. Bei einer Neun-Loch-Trainingsrunde mit dem einstigen Baseball-Ass Derek Jeter zeigte Woods Länge und Kontrolle vom Abschlag, bewies Präzision mit den Eisen. „Die Qualität seines Spiels war ziemlich gut“, attestierte Augenzeuge Justin Rose. Selbst sagt der Rückkehrer: „Ich habe jetzt eine Menge mehr Schläge im Repertoire, einfach, weil ich mehr Golf gespielt habe. Und ich kann alle auf Abruf!“
Die Medien überschlagen sich vorm Comeback
Vor anderthalb Monaten hörte sich das noch ganz anders an. Da schmiss Woods beinahe in letzter Minute die Safeway Open, weil „mein Spiel verwundbar ist“. Jetzt sieht‘s tatsächlich so aus, dass er der Startzusage auch Taten folgen lässt. Die restlichen 17 Spieler des 3,5-Millionen-Dollar-Turniers, das Woods‘ indischer Partner Hero MotorCorp sponsert und seine Stiftung ausrichtet, sind da eher Statisten.
Alles dreht sich um den Gastgeber. Jede Äußerung wird reportiert, jede Bewegung kommentiert, jede Kleinigkeit thematisiert. Profikollegen dürfen sich an gemeinsame Erlebnisse mit dem Tiger erinnern. Sämtliche Verletzungen seit 2003 und die anschließenden Comebacks sind gelistet. Medizinische Expertisen zu den drei Bandscheiben-Operationen seit März 2014 werden aufgewärmt. Einen Artikel ist selbst die Aussage wert, dass Filius Charlie nur mit zwei Puttern in Papas „Asservatenkammer“ nicht spielen dürfe, dem vom ersten Masters-Sieg 1997 und dem jetzt reaktivierten.
„Ich versuche zu gewinnen“
Und die Buchmacher erst! Wetten, dass Tigers erster Abschlag das Fairway trifft? Ob er nach den 18 Loch zum Auftakt über oder unter Par liegt? Wie viele Birdies er während Runde eins schießt? Ob er in den Top-Fünf endet oder das Turnier vorzeitig aufgibt? Wie viele Turniere er nächstes Jahr spielt. Ob er nicht doch am 1. Januar 2018 seinen Rücktritt vom Golf bekannt gibt? Wobei das für manchen Bookie wahrscheinlicher ist als ein Tour-Sieg.
Bei alldem geht der Hauptdarsteller das Comeback an wie früher jedes seiner Turniere, sagt er: „Ich versuche zu gewinnen, obwohl ich weiß, dass dies ein hoher Anspruch ist!“ Er habe indes vor diesem ersten Start seit fast 16 Monaten gehörig Schmetterlinge im Bauch. Gleichzeitig bekannte Woods, zwischenzeitlich durchaus an der Fortsetzung seiner Golfkarriere gezweifelt zu haben, „wenn ich morgens nicht ohne fremde Hilfe aus dem Bett kam“.
Sprung nach vorn in der Weltrangliste?
In einem anderen Interview flachste er, sein Ziel für 2017 wäre es, unter die Top-1.000 der Welt zu kommen, „ein Wahnsinnsziel!“. Dennoch machbar. Derzeit ist Woods 898. und verbessert sich allein um gut 150 Plätze, wenn er die Hero World Challenge bloß zu Ende bringt. Sollte er das Turnier freilich zum sechsten Mal gewinnen, würde ihn das direkt auf Platz 125 katapultieren.
Gotta love Tiger's sense of humor: https://t.co/zIhqExx2ut pic.twitter.com/ciswjcAL3Y
— Golf Channel (@GolfChannel) 29. November 2016
Eine Menge Pfeffer also für die sogenannte „Silly Season“, in der laut „Golf Digest“ namhafte Golfer „bei bedeutungslosen Turnieren um wertvolles [Weihnachts-]Geld“ antreten. Oder wie es der Rapper Snoop Dogg neulich nannte: „Golf ist Mist ohne den Tiger.“ Na dann: „Morgen, Kinder, wird‘s was geben!“
Siegerwartung wäre vermessen aber es ist gut für alle dass er es versucht. Ich kann nichts peinliches darin sehen, selbst wenn er es vermasselt hat er das mediale Interesse mal wieder auf unseren Sport fokussiert- und das wird uns allen gut tun. Als Tiger noch Seriensieger war gabs mehr aktive Golfer als zu jeder anderen Zeit. Außerdem muss er langsam das Training anfangen, er hat nur noch gute 8 Jahre um Länger als Dauergewinner des Schwab Cups abzulösen