74, 72, 76, 71. Obwohl es für Sepp Straka bei seinem ersten Masters-Auftritt nicht für eine Runde in den 60er reichte, so kann er doch stolz auf seine Leistung sein. Das erste Masters ist nie das einfachste, man kennt den Platz nicht, man kennt nicht diese Atmosphäre, die das Masters umgibt. Das kann selbst für gestandene Profis, die Jahr für Jahr dabei sind, immer wieder aufs Neue zu beeindruckend sein, um sich auf das eigene Spiel zu fokussieren. Doch Straka hat einen großen Vorteil: seine Familie.
Sepp Straka - Von Wien nach Georgia
Seine Mutter Mary ist Amerikanerin und hat in einem Golfshop eines Golfplatzes gearbeitet. Sepp Strakas Vater lernte sie hier kennen. Sepp und Sam Straka wuchsen die ersten 14 Jahre ihres Lebens in Österreich auf und begannen dort ihre Golfkarrieren. Sam, der ganze zwei Minuten älter ist als sein Zwillingsbruder, war von Beginn an der Bessere von beiden. Für ihn zog die Familie ursprünglich nach Georgia. In der Folge spielten sie in der High School und später zusammen für die University of Georgia Golf auf hohem Amateur-Niveau. Im vierten College-Jahr drehte sich das Momentum der beiden Brüder. Sepp wurde immer besser, ließ Fehler in seinem Spiel hinter sich und spielte seinen Bruder zunehmend an die Wand. Sam beendete nach vier Jahren das College und ging ins Immobilien-Geschäft. Doch sein Bruder hängte ein fünftes Jahr dran und machte sich bereit für den großen Sprung ins Leben als Golfprofi.
Die ersten Jahre auf der Korn Ferry Tour
2016 war es dann soweit: Sepp Straka, der Golf-Profi. Der Beginn seiner Profikarriere lag auf der PGA Tour Canada. Nach einigen Events auf der dritten Tour gelang ihm 2017 der Sprung in die zweite Riege im amerikanischen Golf. Auf der Korn Ferry Tour, damals noch Web.com Tour, konnte er allerdings nicht sofort hundertprozentig überzeugen. In 25 Starts schaffte er nur eine Top 10 und blieb sonst relativ blass. Doch das hielt den Österreicher nicht auf, im Gegenteil. Mit neuer Motivation ging es in das zweite Jahr und es reichte für den Durchbruch. Am Ende des Jahres 2018 sicherte er sich als erster Österreicher aller Zeiten eine PGA-Tour-Karte für 2019, auf dem Weg dahin gewann er sein erstes Profiturnier auf der Korn Ferry Tour.
Der erste Österreicher gewinnt auf der PGA Tour
Sein erstes Jahr lief solide. Ein Top-5-Ergebnis und sonst immer mal wieder im Cut reichten für Platz 107 im FedExCup und einer sicheren Karte, auch für das nächste Jahr. So blieb es bis 2022. Bei der Honda Classic setzte Straka nochmal einen drauf. Am Sonntagabend hieß in Palm Beach Gardens, Florida der Sieger Sepp Straka, aus Österreich, ein Schlag vor Shane Lowry, Champion Golfer of the Year 2019. Straka setzte sich gegen einen der Großen im Sport durch und arbeitet daran, selber einer von ihnen zu werden. Die Belohnung für den Sieg bei der Honda war die berühmteste Einladung im Golfsport: eine Teilnahme beim Masters.
Und da war er nun, Sepp Straka, beim Maters 2022. Vier solide Runden sicherten ihm nicht nur den Cut, sondern auch eine Platzierung in den Top 30. Mit von der Partie ist die Familie. "Wir hatten die ganze Familie da, meine Eltern und auch ein paar Freunde, es war also schön, alle dabei zu haben. Pro Tag waren es wahrscheinlich etwa 12", äußerte sich Straka gegenüber der PGA Tour. Familie war und ist für Straka ein wichtiger Anker im Leben , aber auch beim Golf. Sein Bruder ist manchmal als Caddie im Einsatz, wenn der Stamm-Caddie ausfällt. So zum Beispiel bei den Olympischen Spielen, bei denen Straka am Ende Zehnter wurde. Seine Mutter sorgte beim Masters für das Wohl der Familie mit Beef Stroganoff. Und der Vater ist stolz und glücklich als moralische Unterstützung auf dem Platz zu sehen. Mit so einem Rückhalt ist von Straka noch das Eine oder Andere zu erwarten.