Zweistellige Prognose: Der amerikanische Verband USGA deklariert seine US Open bekanntlich gerne zum „härtesten Test des Golfsports“, und mit Chambers Bay wird diese Philosophie augenscheinlich ins Extrem geschraubt. Graeme McDowell, der 2010 in Pebble Beach die offene amerikanische Meisterschaft gewann, erwartet angesichts der schwierigen Bedingungen auf dem frühreifen Major-Kurs denn auch horrend hohe Ergebnisse: „Ich halte es durchaus für möglich, dass man diese US Open mit zehn über Par gewinnen kann.“ Das wäre der höchste Siegerscore der Nachkriegsära, den bislang Julius Boros mit seiner +9 von 1963 hält, der damit allerdings auch erst in ein Stechen musste. USGA-Direktor Mike Davis hat jedoch dieser Tage versprochen, dass der sehr hart „eingestellte“ Platz ausreichend gewässert werde, „damit gut ausgeführte Schläge nicht bestraft werden“.
Allerhand Premieren bei der US Open 2015
„Zum ersten Mal“ ist oft bei dieser 115. US Open: Erstmals findet das Major im pazifischen Nordwesten der USA statt, zum ersten Mal gibt es ein elektronisches Scoreboard statt der liebenswert-altertümlichen Ergebnistafel, Fox Sports feiert sein Debüt als Golf-TV-Sender, erstmals findet eine US Open auf einem „Parkett“ aus Schwingel-Gras (Festuca) statt, das ansonsten den meisten British-Open-Kursen vorbehalten ist. Eine Premiere ist auch, dass während des Turniers auf zwei Löchern (Bahn eins und 18) das Par zwischen vier und fünf wechselt, das Gesamt-Par bleibt allerdings stets bei 70. Und neuerdings dürfen Zuschauer sogar ihre Mobiltelefone mit auf den Platz nehmen.
Grüns verlaufen Punkt für Punkt
Punkt, Punkt, Komma, Strich…: Weil Chambers Bay komplett mit Festuca eingesät und das Gras allerorten einheitlich tief geschnitten ist, die Grüns zudem keinen Kragen haben und sich somit überhaupt nicht vom Fairway unterscheiden, sind deren Umrisse mit weißen Farbtupfern gekennzeichnet. So lassen sich die Ausmaße der Puttflächen – nicht zuletzt natürlich aus regeltechnischen Gründen – wenigstens von nahem identifizieren. Hat was von „Malen nach Zahlen“.
Rory McIlroy kauft Ian Poulter einen Ferrari ab
Verfrühtes Geschenk: Rory McIlroy hat sich schon vor der US Open eine kleine Belohnung gegönnt. Der Weltranglistenerste, der seit seinem Sieg 2011 im „Congressional“ mit 268 Schlägen den Rekord des niedrigsten US-Open-Scores hält, legte sich einen Ferrari F12 aus dem Fuhrpark von Ian Poulter zu. Der Preis dürfte bei rund 263.000 Euro gelegen haben; dass „Rors“ dafür auch die entsprechende Gravur auf den Wedges von Ferrari-„Freak“ Poulter durchstreichen durfte, erscheint da nur recht und billig. Vielleicht war's aber auch nur ein nachträgliches Geburtstagspräsent.
Oi @McIlroyRory just because you bought my F12 doesn't mean you can scribble it out on my @Titleist wedges. pic.twitter.com/Tm05vLfvDn
— Ian Poulter (@IanJamesPoulter) 16. Juni 2015
Wehrhafter Siedler als Namenspatron
Nomen est omen? Chambers Bay hat seinen Namen übrigens vom amerikanischen Siedler Thomas M. Chambers, der in den 1840er-Jahren mit seiner Ehefrau und den sechs Söhnen von Kentucky an die Pazifik-Küste umsiedelte, um dort sein Glück zu suchen. In einer historischen Abhandlung heißt es, anfangs seien er und seine „Kollegen“ vornehmlich damit beschäftigt gewesen, die britischen Konkurrenten mit vorgehaltener Flinte in Schach zu halten. So ähnlich dürften sich die US-Profis bei dieser 115. US Open auch fühlen, wenn sie an die Links erprobten Mitbewerber aus Großbritannien und Nordirland denken.
Ein Schaft für alle Eisen
Nivelliert: US-Amateur Bryson DeChambeau hat Ungewöhnliches im Bag, nämlich Schläger mit einheitlicher Schaftlänge. Vom Wedge bis zur Dreier-„Klinge“ haben DeChambeaus sämtliche Eisen die Standardlänge eines Siebener-Eisens, 95,25 Zentimeter, und mit 268 Gramm auch stets das gleiche Gewicht. Der 21-jährige US-Open-„Erstling“ praktiziert das seit 2011, weil er eine einheitliche Ansprechposition bevorzugt. Der letzte Amateur, der bei einer US Open siegte, war übrigens Johnny Goodman 1933; der letzte erfolgreiche Debütant gar Francis Ouimet, der 1913 „Das größte Spiel seines Lebens“ gewann.
Tiger gegen Orca
Animation: „The Well Creative Productions“ haben einen Cartoon über die US Open und Champers Bay gemacht und ein paar Hauptdarsteller eingebaut – mit kuriosem Ausgang für Tiger Woods:
Tiger Woods glaubt an sich
Das Schlusswort heute hat Tiger Woods: Warum er glaube, hier gewinnen zu können, wurde der 39-Jährige bei seiner Pressekonferenz gefragt. Woods‘ ebenso knappe wie stolze Antwort: „Ich hab ja auch vorher schon drei Mal gewonnen.“ Na dann …