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77. US Women’s Open: Korda und Sörenstam kommen zurück, Wie-West geht

02. Jun. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Für Nelly Korda, Annika Sörenstam und Michelle Wie West (v.l.n.r.) ist die US Womens Open 2022 ein besonderes Turnier. (Foto: Getty)

Für Nelly Korda, Annika Sörenstam und Michelle Wie West (v.l.n.r.) ist die US Womens Open 2022 ein besonderes Turnier. (Foto: Getty)

Jack Nicklaus’ mit Stars gespicktes Memorial Tournament in Muirfield Village, Greg Normans Saudi-Liga und die Spekulationen um die Reaktionen der beiden großen Touren auf das Teilnehmerfeld für London, ein paar Scheinwerfer auch auf die Porsche European Open: Da bleibt wenig Rampenlicht für das zweite Major der Damen in diesem Jahr – was schade ist, denn die 77. US Women’s Open hat mehr verdient als nur ein paar mediale Randnotizen.

Tage in Pine Needles gespickt mit Symbolik

Das Turnier wiegt schwer, nicht allein wegen des sportlichen Werts. Die Tage im Pine Needles Lodge & Golf Club sind gespickt mit Symbolik: Nelly Korda feiert ausgerechnet bei einem Major ihr Comeback – ohne Spielpraxis, Annika Sörenstam kehrt nach 13-jähriger LPGA-Major-Abstinenz an die Stätte ihres Triumphs von 1996 zurück, Michelle Wie verlässt die professionelle Wettkampfbühne, Lexi Thompson sucht Erlösung vom Trauma der US Women’s Open 2021 und so weiter und so fort.

Erster Schritt in Richtung Equal Gender Pay

Schließlich ist das noch der Preisgeldtopf von zehn Millionen Dollar, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr (4,8 Millionen) – der höchste, der je im Damengolf ausgelobt wurde. Und einer, der die Lücke im „Bezahlsystem“ zu den Männern wenigsten mal deutlich verringert. Ein erster Schritt in Richtung Equal Gender Pay, wenngleich bei der US Open übernächste Woche in The Country Club in Massachusetts, dem höchstdotierten Herren-Major, 12,5 Millionen Dollar ausgeschüttet werden und dem Gewinner ein Scheck über 2,25 Millionen ausgestellt wird. In Pine Needles warten 1,8 Millionen auf die Siegerin.

Nelly Korda und das Duell mit Jin Young Ko

Den bereits erwähnten Protagonistinnen freilich geht’s zuvorderst nicht ums Geld, so sehr der Dollarsegen willkommen ist – keine Frage. Aber Nelly Korda beispielsweise brennt vor allem auf die Fortsetzung des Duells mit Jin Young Ko um den Weltranglisten-Platz an der Sonne. „Ich erwarte mir aber erstmal nicht zuviel“, sagte die Olympiasiegerin und Nummer zwei der Welt, die immer noch eine Bandage um den linken Arm trägt, wo sie wegen eines Blutgerinnsels operiert wurde. „Die Mädels sind alle bereits in der Mitte der Saison und haben bereits eine Menge Golfrunden unter Wettkampfbedingungen absolviert.“

Annika Sörenstam und der Triumph von 1996

So ähnlich dürfte es Annika Sörenstam gehen. Die 51-jährige Schwedin, doppelt so alt wie der Durchschnitt des Felds und dank ihrer zehn Majorerfolge die „Traumfrau“ des Damengolf, hat wegen des Gewinns der US Senior Women’s Open 2021 eine Startgenehmigung erhalten. Es ist ihr 16. Start bei einer „Offenen Amerikanischen“, die sie drei Mal gewonnen hat, unter anderem eben 1996 in Pine Needles.

„Wie sich jeder denken kann, ist meine Ausgangslage heute ganz anders als 1996, als ich als Titelverteidigern hierher kam“, schmunzelte Sörenstam: „Damals war ich eine der längsten vom Tee und folglich die letzte im Flight, die ins Grün geschlagen hat. Heute ist es genau umgekehrt.“ Dennoch sorgte ein Sörenstam fürs erste Highlight der Woche. Der elfjährige Filius Will schoss bei einer Runde mit Schwester Ava im benachbarten Pinehurst Resort ein Ass auf dem fünften Loch des grandiosen Kurzplatzes The Cradle, wo die gesamte Familie Sörenstam schon am Dienstag gespielt hatte.

Michelle Wie-West und das Golfbusiness

Apropos Pinehurst: Dort hat Michelle Wie-West 2014 bei der „Parallel-Open“auf dem berühmten Kurs „No. 2“ ihr einziges Major gewonnen – eine Woche nach dem Triumph von Martin Kaymer. Die einstige Teenager-Sensation – zum weiblichen Äquivalent von Tiger Woods erkoren, nein, dazu stilisiert – beendet bei dieser US Women’s Open ihren Rücktritt vom Rücktritt und will nun definitiv mit dem Turniergolf aufhören. „Wenn ich auf meine Karriere schaue, bereue ich nichts“, bilanziert die 32-Jährige, die ihre Weichen fürderhin in Richtung Golfbusiness gestellt hat.

„Unternehmen, die Golferinnen priorisieren“

Sie verantwortet künftig beim Ausrüster LA Golf eine Initiative des Unternehmens, die LPGA-Spielerinnen eine umfassende Gesundheitsversorgung bietet, einschließlich Auszeiten zur mentalen Entlastung, bezahltem Mutterschutz oder etwa leistungsabhängigen Boni. „Die LPGA Tour leistet großartige Arbeit, wenn die Preisgelder steigen und Proetten andererseits mit Kindertagesstätten und solchen Dingen unterstützt werden“, stellt Wie-West klar. „Aber wir brauchen darüber hinaus Firmen-Engagements. Wir brauchen Unternehmen, die Golferinnen priorisieren.“

Lexi Thompson: Fünf Schläge Vorsprung verspielt

Mentale Gesundheit und Teenager-Sensation wiederum sind gute Stichworte, wenn es um Lexi Thompson. Die heute 27-Jährige ging diesbezüglich durch ein tiefes Tal, bekannte sich zu Burn-out und Depressionen. Vergangenes Jahr verspielte sie im ikonischen Olympic Club in San Francisco einen Finalrunden-Vorsprung von fünf Schlägen und musste zusehen, wie Yuka Saso sich im Play-off gegen Nasa Hataoka als erste Spielerin von den Philippinen und jüngste Gewinnerin seit Inbee Park den Titel sicherte.

„Beim Golf geht es nicht um Leben und Tod“

Danach, sagt Thompson, habe sie sich die Zeit genommen, „mich auf meine positive Einstellung zu konzentrieren und Misserfolg als Erfahrung und als Lernprozess zu betrachten“. Seit 2019 hat die 14-fache Profi-Siegerin und Gewinnerin des „Ana Inspiration“-Majors 2014 auf der LPGA Tour nicht mehr gewonnen, aber: „Ich genieße das Leben einfach mehr und erkenne, dass es beim Golf nicht um Leben und Tod geht.“

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