Es war die erste Aktion dieser Art und in diesem Umfang, die die Vereinigung clubfreier Golfer, Deutschlands größter Golf Club, zusammen mit der traditionsreichen Handelskette Tchibo durchgeführt hat: Die VcG-Mitgliedschaft für 2015 gab es online und zeitweise auch in den rund 700 Filialen für 195 Euro, inklusive einem 80 Euro Greenfee-Gutschein.
Ziel der VcG war es einerseits neue Mitgliedschaften an Land zu ziehen, andererseits, worauf das größere Gewicht lag, sollte Golf als solches in die "Mitte der Gesellschaft" gerückt werden, wie es Dr. Wolfgang Weikert, Präsident der VcG, im Vorfeld formuliert hatte. Golf vor den Augen von fünf Millionen Kunden, das hört sich ja auch erstmal nicht übel an. Nach Abschluss der Aktion zieht die VcG eine erste, positive Bilanz, will aber noch die Zahlen abwarten.
Ihr wollt Mitglied werden? Dann schaut doch bei Tchibo: http://t.co/FtFJVDzQ2T #vcg #tchibo pic.twitter.com/0aukzkneqE
— VcG e. V. (@VcG_golf) 25. Februar 2015
Zwischen Kritik und Reaktivierung
Nach Bekanntwerden des Projekts ließen die ersten emotionalen Kommentare, vor allem über die viralen Kanäle und Online-Medien, nicht lange auf sich warten. Insgesamt fand die Ansicht, es sei ein Schritt in die richtige Richtung, eine breite Basis - auch in der Golf Post Community wurde intensiv diskutiert. Die Aktion polarisierte, doch das sei man bei der VcG gewohnt, erklärt Marco Paeke, Geschätsführer. Insgesamt sei sie erfolgreich gelaufen, die konkreten Zahlen müssten aber noch ausgewertet werden.
Überrascht zeigte sich Paeke vor allem über den Anteil an reaktivierten Spielern. "Es kamen viele Anträge von Leuten rein, die schon lange ausgesetzt hatten und uns dann ihre PE (Platzerlaubnis, Anm. d. Red.) von zum Beispiel 1999 zugeschickt haben, oder irgendwelche alten Stammdatenblätter, und jetzt wieder anfangen wollen zu spielen." Wie viele genau, dass könne er noch nicht sagen, aber es sei ein "deutlicher Teil" gewesen. Die restlichen Anträge seien hauptsächlich von Neugolfern, die erst im vergangenen Jahr in Platzreife abgelegt hätten.
Wahlkampf und die VcG
Unterdessen ist in der Führungsetage des DGV, an den die VcG angeschlossen ist, eine entscheidende Phase im Gange. Im April wird ein neuer Präsident gewählt. Der amtierende Präsident, Dr. Hans-Joachim Nothelfer, hatte in der Vergangenheit keine Herausforderer, doch in diesem Jahr muss er sich Claus Kobold und Frank-Hagen Spanka in einem Wahlkampf stellen. Klar, dass da auch die VcG ein Thema ist.
Tanz auf dem Drahtseil - Erster Akt
So ließ das erste Ausrufezeichen beim Landesgolfverbandstag NRW nicht lange auf sich warten. Die Aktion mit Tchibo in dieser Art hätte es, wenn es allein nach ihm ginge, nicht gegeben, hallte es vom Rednerpult herab, als der amtierende Präsident Nothelfer sein Programm vorstellte.
Auf Nachfrage von Golf Post, wie diese Aussage zu verstehen sei, gab DGV-Präsident Hans-Joachim Nothelfer an, er sei der Meinung, die Zusammenarbeit mit Tchibo sei zu weit entfernt von den Clubs und bringe gerade zum aktuellen Zeitpunkt unnötig Unruhe in die Debatte um die VcG.
Tatsächlich ist es ein schwieriger Balanceakt, den Nothelfer zu bewältigen hat. Denn als DGV-Präsident, der den deutschen Golfclubs und ihren Interessen verpflichtet ist, muss ihm die aggressive Bewerbung der günstigen "Tchibo-Mitgliedschaft" ein Dorn im Auge sein.
Tanz auf dem Drahtseil - Zweiter Akt
Die VcG ist aber eine Tochter des DGV, weshalb die Vertreter mancher Clubs dem DGV noch immer vorwerfen, er trete mit der VcG in direkte Konkurrenz zu den örtlichen Anlagen, getreu dem Motto, jedes neue VcG-Mitglied hätte auch Club-Mitglied werden können. Dass diese Vermutung so nicht haltbar ist, ist eine andere Geschichte, trotzdem ist das Timing dieser breitangelegten, von den Clubs ungern gesehenen VcG-Bewerbung aus Nothelfers Sicht ein wenig ungünstig.
Golf in Deutschand - Umbruch, aber wie?
Immer mehr Clubs in Deutschland kämpfen gegen wirtschaftliche Probleme an. Sie fürchten, bei einer Umgestaltung der Mitgliederstruktur auf der Strecke zu bleiben. Viele sehen im "Beitrags-Dumping", wie sie es bezeichnen, einen der Gründe für ihre Probleme. Dass VcG-Gastspieler in den Clubs Greenfee entrichten, reicht den Clubs schon lang nicht mehr. Wären die Greenfeepreise auf manchen Anlagen höher, würde sich das vielleicht ändern.
Die VcG richtet sich an Wenigspieler, die ohne eine unverbindliche Mitgliedschaft vielleicht gar kein Golf spielen würden. VcG und Tchibo haben ein paar von diesen Wenigspielern wieder reaktiviert. War das nun ein Schritt in die richtige Richtung oder Salz in offene Wunden? Sicher ist, dass in absehbarer Zeit keine weitere Aktion dieser Art geplant ist, so Marco Paeke.
In einer (evtl. bekannten) Blog-Seite im Netz (http://dgv-mitglieder-forum.blogspot.de/) wird ja immer wieder gerne die gleiche Leier angestoßen: Böse VcG, böse Fernmitglieder, wir armen, armen Clubbetreiber.
Ich frage mich immer, ob der Herr W. hier einen Kreuzzug der Eitelkeit veranstaltet oder evtl. die Wirklichkeit nicht mitbekommt.
Wie viele VcG-ler würden denn wohl bei der derzeitigen Preisstruktur in einen Club eintreten, wenn die VcG abgeschafft wird? Und wie viele der Fernmitglieder?
Wenn sich der Golfsport nicht schnell dem Massenmarkt öffnet und marktorientierte Preise anbietet, sieht es böse aus.
Mein Oma sagt immer, wenn du erfolgreich sein willst mach es besser, billiger oder schneller als andere. Am besten alles drei.
Meine Frau und ich sind über die VCG im Jahre 2001 zum Golfspiel gekommen. Da wir aber eine echte „Golfheimat“ gesucht haben, sind wir seit mehreren Jahren beim Golfclub Düren. Unsere Kinder spielen zwischenzeitlich ebenfalls. Für uns hat es der VCG bedurft um später einem Golfclub beizutreten. Dort fühlen wir uns sehr wohl.
Dem VCG danke ich für eine hervorragende Ausbildung bis zur PE. Wer bei der VCG die PE gemacht hat, kann problemlos auf jeden Platz. VCG ler wissen, dass sie überall „nur“ Gast sind. Demzufolge lernt man dort zügiges Spiel, Divots zurücklegen und Pitchmarken entfernen. Das ist leider nicht bei allen Clubmitgliedern so.
Letztlich ist es gut, dass es ausreichend Alternativen am Markt gibt. Wer viel unterwegs ist und nur wenig Zeit zum Spiel hat, ist mit der VCG gut unterwegs. Wer viel spielt und eine echte Golfheimat sucht, sucht sich einen guten Club, wie z.B. den GC Düren.
Einer Fernmitgliedschaft bedarf es meiner Meinung nach jedoch nicht.
Ich kenne das Golfspiel sowohl als Clubmitglied als auch als VcG Mitglied. Zuerst war ich in einem Golfclub organisiert und bin dann durch berufliche Veränderungen umgezogen. Bedingt durch starkes berufliches Engagement blieb nur wenig Zeit zum Golfspielen, deshalb wurde ich VCG Mitglied.
Ich konnte es in dieser Zeit nur schwer nachvollziehen, warum einige Clubs so restriktiv mit VCG Mitgliedern umgehen.
In der Zwischenzeit bin ich im Ruhestand und wieder „vollwertiges“ Mitglied in einem Golfclub.
Ich finde die Arbeit des VCG sinnvoll, vor allem im Hinblick auf die anstehenden demoskopischen Veränderungen. Hier sollten einige Clubs allmälich aufwachen
„War das nun ein Schritt in die richtige Richtung oder Salz in offene Wunden?“
Wie wäre es denn mal ein wenig „investigativem“ Journalismus zu dem Thema? Anstatt nur die Statements der DGV/VcG Offiziellen wiederzugeben, könnte man ja auch mal die Befragen, welche davon betroffen sind. Die Clubs. Es gibt doch mehr als genug Kritiker, welche sich auch öffentlich dazu äußern. Oder spricht der DGV dann nicht mehr mit euch?
Wenn man mal unterstellt, das die VcG ca. 23.000 Mitglieder hat und es geschätzte >100-150.000 Fernmitglieder gibt. Dann ist die VcG auch nur ein Politikum die weniger als 5% der Golfer in Deutschland darstellt.
Die VcGler in die Clubs zu holen (FlexiGolfCard), haben die Clubs ja mit überwältigender Mehrheit beim letzten DGV Verbandstag abgelehnt.
Vielleicht sollte man noch erwähnen, dass es dem DGV/LGVs vollkommen egal sein kann, welche DGV/VcG Karte der Golfer in der Tasche hat. Der DGV/LGVs bekommen ihre Verbandsabgabe immer in voller Höhe.
Hallo Hans,
gute Anregung. Wir haben schon geplant, die Clubs zu befragen und werden das in der nächsten Woche starten. Ich bin gespannt auf die Rückmeldungen der Clubs.
Mich würde ja auch mal grundsätzlich interessieren warum einige Clubs den VcGlern gar kein Spielrecht einräumen, obwohl die Mehrheit der DGV Mitglieder für die Einführung der VcG gestimmt haben. Womit begründen einige Clubs das doppelte GF für VcGler? Warum behandeln andere Clubs die VcGler wie jeden anderen GF Spieler? Allein diese Antworten, so man den welche bekommt, würde wahrscheinlich schon zeigen, wie fragmentiert die Golflandschaft in Deutschland ist. Aber ich will nichts vorweg nehmen. Ich freue mich auf euren Bericht.
Jeder Golfclub,der mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hat,wird von Personen geführt,die den Spirit of the Game fehlinterpretieren.
Schade, das es in näcster Zeit keineweitere Kampage geben wird. Die VCG hat viel Potential und gute Ideen. Amüsiert lese ich gerne Berichte darüber, das die finanzielle Schieflagen der Clubs an den 24.000 VCG Mitgliedern festgemacht wird. Sprich 32 VCG’ler retten somit jeden Club? Traumhaft! Wohl aber ehr naiv.
Bei Fernmitgliedern könnte schon ehr das Problem bestehen. Aber auch hier tut Aufklärung not. Vielen Delegierten des Verbandstages muß vielleicht einmal erklärt werden, das sie gar keine Clubs aus Nordkorea oder Cuba vertreten, sondern sie lediglich Deligierte von Golfclubs aus einem politischen System mit sozialer Marktwirtschaft sind. Vielleicht wir einigen dann klar, das Marktwirtschaft nicht bedeutet, das der DGV ein Mindestpreis festlegen kann oder darf. Als Deligierter bin in in erster Linie meiner eigenen Anlage Rechenschaft pflichtig. Ich vertrete somit die Meinungen meiner Mitglieder und Gesellschafter. Deren Ziel ist es, Golf zu spielen – gerne günstig und mit Preisstabilität.
Zu Anfang habe ich gar nicht begriffen, wo denn das Problem einiger Clubs mit Schieflage wirklich liegt. Vor allem nicht, wenn man aus einem Umfeld kommt, in der Kundenorientiertheit und BWL nicht nur leere Phrasen sind sondern das tägliche Leben bestimmen.
Aber zurück zum Thema. Herr Nothelfer muss keine Gradwanderung machen, vielleicht reicht es, mal auf den Tisch zu hauen und klar zu erklären, das der Verband weder für Preispolitik seiner Mitglieder, noch für deren Werbung eigentlich verantwortlich seien kann. Und wie Ihr Artikel richtig erklärt, ist der Verband Dachorganisation seiner Mitglieder, somit vertritt er auch die Clubs, die ein Fernmitgliedschaftskonzept anbieten.
Ich freue mich jedenfalls auf den Verbandstag im April 🙂