Olympische Spiele

Vom Biest zum Beau: Le Golf National bittet die US-Stars zum Debütantenball

01. Aug. 2024 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

(Foto: Getty)

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Es war ein Seitenhieb, der quasi zum Luftschlag wurde. „Da müsst ihr die Amerikaner fragen. Ich war nicht so oft im Rough“, scherzte Rory McIlroy, als er bei der Olympia-Pressekonferenz von Team Ireland mit Shane Lowry das aktuelle Set-up von Le Golf National im Vergleich zum Ryder Cup 2018 beurteilen sollte. So weit, so lustig.

Bloß: Vom aktuellen US-Quartett in Paris war keiner vor sechs Jahren dabei. Scottie Scheffler, Xander Schauffele, Wyndham Clark und Collin Morikawa wissen lediglich vom Hörensagen, dass Europas Teamchef Thomas Bjørn seinerzeit den Heimvorteil und das Recht zur Platzgestaltung nutzte und das Gras direkt neben den ohnehin extrem engen Fairways fast übergangslos ins Kraut schießen ließ.

 

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„Fast unspielbar“, nannte Phil Mickelson die Bedingungen auf diesem Biest von einem Platz damals, doch das bleibt Scheffler und Co. und allen anderen Le-Golf-National-Novizen im olympischen Teilnehmerfeld erspart. Der mit Wasserhindernissen gespickte Albatros-Kurs hat sich – um im Bild zu bleiben – für den Debütantenball nahe Schloss Versailles zum Beau gewandelt, kommt nach den Regenfälligen der vergangenen Wochen in üppigem Grün daher und spielt sich eher weich. Überdies hat das Greenkeeping-Team um Superintendent Lucas Pierre dem Geläuf wieder einen schicken Stufenschnitt verpasst. Oder wie Pierre es nennt: „Wir haben den Platz für Olympia etwas geöffnet.“

 

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Will heißen: Die Landezonen haben zwar nach wie vor eine Breite von lediglich 13 bis 18 Metern, doch es gibt einen auf 6,3 Zentimeter gestutzten First Cut, der 2018 lediglich schmales Band war. Dann folgt der beim Ryder Cup nicht vorhandene Second Cut von 8,9 Zentimetern, bevor es richtig ungemütlich für jeden wird, der das Fairway verpasst. Man könnte sagen, der olympische Schönling ist immer noch ein Wolf, allerdings diesmal im Schafspelz.

Die europäischen Olympioniken freilich kennen Le Golf National dank Ryder Cup und der French Open in jedem Party-Look. McIlroy, Jon Rahm und Dänemarks Thorbjørn Olesen waren 2018 ebenso dabei wie der damals ungeschlagene Tommy Fleetwood, der überdies 2017 die Open de France gewonnen hat. Der Schwede Alex Noren holte sich 2018 den Titel der Offenen Französischen, und Guido Migliozzi (Italien) siegte 2022.

Übrigens, für das olympische Set-up ist seit dem Comeback des Golfsports im Zeichen der fünf Ringe von Rio 2016 Kerry Haigh zuständig, Chief Championship Officer der PGA of America und seit dem Rücktritt von CEO Seth Waugh gleichermaßen deren Interimsboss.

Bennett Scheffler: Ein Amerikaner in Paris

Frühkindliche Prägung: Bennett Scheffler ist noch keine drei Monate alt und schon ein Kosmopolit. Weil Papa Scottie und Mama Meredith den am 8. Mai geborenen Filius seither nahezu überallhin mitnehmen. Auch zu den Olympischen Spielen. Baby Bennett war im Louvre und ließ die Mona Lisa noch ein bisschen mehr lächeln, er flanierte mit seinen Eltern am Seine-Ufer, schaute beim olympischen Tischtennisturnier zu und war Augenzeuge des olympischen Comebacks von Ausnahmeturnerin Simone Biles. Kurz: Ein Amerikaner in Paris.

 

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„Gefühlt haben wir höchstens ein Zehntel des Museums gesehen. Wir waren zwei Stunden dort, aber ich hätte Tage damit verbringen können, all die alten Gemälde anzuschauen und die Beschreibungen zu lesen. Ich kann mich sehr für diese Art von Dingen interessieren: Das Talent der Künstler ist absolut beeindruckend – und einfach toll, dass ihre Werke es durch die Zeit geschafft haben und erhalten geblieben sind.“

Scottie Scheffler über den Besuch im Louvre


 

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Apropos: Eine Menge der Golf-Olympioniken nutzte die freie Zeit zwischen den Einspielrunden zu Ausflügen und Besuchen anderer Sportstätten. Shane Lowry und Rory McIlroy beispielsweise sahen beim Doppelauftritt von Rafael Nadal mit Carlos Alcaraz den vermutlich letzten Auftritt des spanischen Tennis-Heroen sowie 14-fachen French-Open-Gewinners im Stade Roland Garros; und angesichts des Schnappschusses von der Tribüne bleibt zu hoffen, dass der Gesichtsausdruck von McIlroy-Gattin Erica lediglich der Momentaufnahme geschuldet ist. Hey Leute, ihr seid in der Stadt der Liebe.

 

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McIlroy und das Old-Course-Intermezzo

So kann man sich auch auf Olympia einstimmen: Rory McIlroy hat auf dem Weg nach Paris per Privatjet aus Florida einen Zwischenstopp in Edinburgh eingelegt, ist nach St. Andrews gefahren und hat eine Runde über den Old Course gedreht – seine erste übrigens seit dem verpassten Cut bei der Open Championship in Royal Troon: „Ich dachte mir, es wäre sicherlich vorteilhaft, vor Paris wenigsten ein Mal gespielt zu haben.“

Das Intermezzo des Nordiren blieb im Home of Golf natürlich nicht unbemerkt. „Ich hatte nicht erwartet, dass auf den letzten Löchern so viel los sein würde“, meinte McIlroy anschließend. Zuvor allerdings ergab sich noch dieser kurze Dialog mit einem US-Fan am Fairwayrand, den man nicht übersetzen muss:

 

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Der Albatros-Kurs und seine Schlussstrecke

Schwierigkeitsgrad: Von Le Golf Nationals Wasserhindernissen war bereits die Rede. Sie sind auf mehr als der Hälfte der Bahnen und auf drei der vier letzten Löcher im Spiel.

 

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Die Schlussstrecke des 1990 eröffneten Albatros-Kurses (Par 71) läuft ein bisschen unter dem Radar, weil beim Ryder Cup 2018 lediglich ein paar Partien über die volle Distanz und auf dem grandiosen Schluss-Par-4 zu Ende gingen. Der Grünkomplex des 431 Meter langen Lochs liegt auf einer Insel, die mit dem 15. Grün verbunden ist. Die Olympia- und Le-Golf-National-Debütanten Scottie Scheffler und Wyndham Clark versenkten bei der ersten Einspielrunde ihre Abschläge im Teich und mussten anschließend die Frotzeleien von Xander Schauffle und Collin Morikawa ausbaden.

Loch 15 ist ähnlich arrangiert, zwar knapp 60 Meter kürzer, aber auch mit einem viel kleineren Grün. Die bergab verlaufende, 162 Meter lange Par-3-16 liegt zumeist im Seitenwind, was die Schlägerwahl schwierig macht. Die 17 wiederum ist mit 439 Metern das zweitlängste Par-4 des Parcours. Hier fällt am Sonntag die finale Entscheidung über Gold, Silber und Bronze.

 

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Spaniens Golf-Olympioniken und ihre College-Konstellation

Golfschmiede: Eine ziemlich einzigartige Konstellation vereint die vier spanischen Golf-Olympioniken. Carlota Ciganda, Azahara Munoz, Jon Rahm und David Puig besuchten samt und sonders dasselbe US-College – die Arizona State University (ASU). Ciganda war von 2008 bis 2011 dort eingeschrieben und gewann mit ihrem Team 2009 den NCAA-Titel, Munoz war von 2005 bis 2008 an der ASU und holte sich in ihrem letzten Jahr den NCAA-Einzeltriumph. Jon Rahm spielte von 2012 bis 2016 für das Collegeteam Sun Devils, Puig von 2019 bis 2022. Arizona State hat aber noch drei weitere Athletinnen im olympischen Rennen: Die deutsche Top-Proette Alexandra Försterling ist nämlich ebenso ASU-Absolventin wie Schwedens Star Linn Grant; Alessandra Fanali aus Italien macht das Line-up mit Arizona-Vergangenheit komplett.

 

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2028 wird in Riviera um Edelmetall gespielt – auch im Mixed?

Bestätigung! Es wurde eh erwartet, und nun hat der Golfweltverband IGF es im Vorfeld von Paris auch offiziell gemacht: Die olympischen Golfturniere der Spiele von Los Angeles 2028 werden im Riviera Country Club ausgetragen, der als Schauplatz von Tiger Woods’ Genesis Invitational bestens bekannt ist. Das Ensemble im Westen des kalifornischen Millionenmolochs war schon mal Olympiabühne – bei den Spielen von 1932, den zehnten der Neuzeit insgesamt und den ersten in der Stadt der Engel. Damals allerdings fanden im Riviera Equestrian Club und auf den angrenzenden Flächen des 1926 gegründeten Golfclubs sämtliche Reitwettbewerbe statt.

 

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In Riviera soll es nach den Vorstellungen des Golfweltverbands dann auch endlich den ersehnten dritten Golf-Wettbewerb geben. IGF-Generalsekretär Antony Scanlon sprach in Paris von einem Mixed-Wettbewerb über 36 Loch für 16 Teams aus den beiden 60er-Feldern, mit einer Strokeplay- und einer Bestballrunde. Der IGF-Vorschlag liegt beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC), und laut Scanlon sind für diese Woche vertiefende Gespräche geplant. Die Chancen stehen also gut für Minjee und Min Woo Lee, nicht nur als Geschwisterpaar, sondern in vier Jahren auch als Team um olympisches Golf-Edelmetall zu spielen.

 

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