Golfclub Gröbernhof in Baden-Württemberg. Ein Ehepaar mit Kind studiert die Aushänge des Clubs, während sie auf den Golflehrer warten. Die Eltern informieren sich über Kurse und der zirka neunjährige Sohn buchstabiert langsam auf Deutsch die Buchstaben „Phhhh – Gggggh – Aaaah“, die er auf einem grün-weisen Logo entdeckt hat. Der Junge fragt seinen Vater, was PGA bedeutet, und der antwortet: „das ist die Gewerkschaft der Golf-Lehrer.“
PGA of Germany: "Keine Gewerkschaft, sondern ein Berufsverband"
Ines Halmburger spitzt die Lippen, antwortet gelassen: „Das sind wir nicht. Keine Gewerkschaft, sondern ein Berufsverband mit über 2000 Mitgliedern in Deutschland.“ Dazu zählt die 52-Jährige neben Golflehrern und -lehrerinnen, auch Profis, Clubmanager, PGA-Assistenten und Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus der Golfindustrie. Aufgeschlüsselt sind das zirka 1900 Männer und 175 Frauen.
Halmburger: „Nur 70 Prozent unserer Mitglieder sind noch als Golflehrer tätig.“ Die PGA-Mitglieder einigt eines: Sie haben alle die Ausbildung zum Golflehrer durchlaufen, alle Prüfungen des Verbandes erfolgreich abgeschlossen und dürfen sich als „Fully Qualified PGA Golfprofessionals“ bezeichnen. Dies entspricht einem Berufsabschluss.
Überall auf der Welt, wo Golf gespielt wird, gibt es Ableger der Professional Golfer Association, kurz PGA. Zu den Hauptaufgaben gehören Betreuung und Beratung der Mitglieder, Aus- und Fortbildung von Golflehrern sowie die Organisation von Lehrgängen, Turnieren und Meisterschaften für Golfprofis, betont Ines Halmburger, Geschäftsführerin der PGA of Germany. In Personalunion ist sie außerdem Chefin der Aus- und Fortbildungs-GmbH. Diese Gesellschaft dient vor allem „der Nachwuchsförderung.“
Golflehrerinnen und -lehrer - Fachkräftemangel bei hoher Nachfrage
Das ist auch bitter notwendig. „Das Thema Fachkräftemangel nimmt bei uns mehr und mehr an Fahrt auf“, ergänzt Halmburger. Die Lage auf dem Markt verschärft sich zusehends, weil immer mehr Golflehrer-Senioren sich aus dem Tagesgeschäft zurückziehen. Ausbilder Oliver Neumann: „Dabei ist die Nachfrage nach einem qualifizierten Training in den Clubs groß.“
Was fehlt ist der Nachwuchs. So bestehen 35 bis 40 Golflehrer die jährliche Abschlussprüfung, aber nur 25 der Absolventen unterrichten anschließend in den Clubs. Trotzdem spricht Halmburger von einer „glücklichen Situation,“ weil die Zahl der Bewerber konstant sei. Doch sie reicht schon jetzt nicht mehr aus, um alle Lücken zu schließen. Was deutlich wird an den vielen Such-Anzeigen von Clubs, denen Lehrerinnen und Lehrer, Manager oder Pro-Shop-Betreiber fehlen.
Der Verband könnte die Ausbildungskapazitäten erhöhen, doch es fehlen genügend Interessenten. Die angebotenen Ausbildungsplätze füllen sich zu langsam. Was Martin Hasenbein nicht versteht, denn für ihn bildet die PGA-Ausbildung die große Chance im Sport zu arbeiten. „Sie diene,“ sagt der Ausbildungskoordinator, als „Grundausbildung für eine Vielzahl von Jobs.“ 40 Job-Beispiele werden in einer Broschüre aufgezählt: von Clubsekretär über Bundestrainer bis hin zu Wissenschaftler. Was noch fehlt sind Papst und Bundeskanzler. So ebnet die Golflehrer-Ausbildung auch den Weg in den Journalismus. Danach braucht es kein Journalistik-Studium oder Volontariat mehr. Ob mit solchen Behauptungen wirklich junge Menschen erreicht werden, bleibt das Geheimnis der PGA. Fakt ist auf jeden Fall im umgekehrten Fall: Journalisten dürfen nicht als Golflehrer arbeiten. Bei dieser Vorstellung wird Frau Halmburger sichtlich nervös, vermutlich genauso wie der deutsche Journalistenverband.
Gute Lehrer, schlechte Lehrer
Es gibt gute Lehrer und es gibt schlechte Lehrer. Das kennen alle aus der Schulzeit, während der Berufs-Ausbildung und früher als Wehrpflichtiger auch bei der Bundeswehr. Viele dieser „Lehrer“ sind angesehene Fachleute, scheitern jedoch in der Praxis, weil sie nicht oder kaum in der Lage sind, ihr Wissen zu vermitteln. Und diese pädagogischen Ausfälle gibt es auch unter Golflehrern.
Ein Beispiel: Golflehrer S. betreut eine Gruppe von drei Schülern. Er erklärt die Schwungbahnen, macht es technisch gelungen vor und beobachtet dann die Schüler. „Sieht gut aus“, ist das Einzige, was die Schüler bei ihren Versuchen zu hören bekommen. Sobald sie Fragen stellen, dreht sich der Lehrer demonstrativ weg und spielt mit seinem Handy. Ergebnis: Der Kurs endet bereits nach der dritten Stunde. Kommentar einer Schülerin: „Dumm, dreist und teuer.“
Der wissenschaftlich geprägte PGA-Ausbildungsrahmenplan hätte Golflehrer S. in seinem Fall vielleicht geholfen. Zitat: „Der Lehrer muss eine angenehme Kommunikationsebene aufbauen und sich mehr auf die Schüler einlassen.“ Wenig hilfreich dürfte jedoch der Abschnitt „Einschätzung des Schülers“ sein. Es geht dabei um Äußerlichkeiten. Zwei Beispiele: Neue Golfschläger bedeutet technisch interessierter Schüler, altes Golfbag ist gleich Anfänger und schlechter Spieler. Dass es vielleicht auch Spieler gibt, die sich eine neue Ausrüstung nicht leisten können, wird nicht erwähnt. Neumanns Erläuterung „Die angehenden Lehrer schauen sich selten ihre Kunden genau an“ mag stimmen, trotzdem erinnern diese Art von Allgemeinplätzen an altes Golf-Denken.
Techniktraining und Didaktik
Nach Darstellung von Oliver Neumann liegt der Schwerpunkt der Ausbildung heute nicht nur auf der Schlagtechnik, sondern „zu 40 Prozent auch auf Methodik und Didaktik.“ Der 50-Jährige ist neben Hasenbein der zweite Ausbildungsleiter der Golflehrer-Azubis und einer der Autoren des umfassenden Ausbildungsrahmenplans, quasi die Bibel für alle Anwärter.
Die Ausbildungsgebühr liegt bei 3500 Euro pro Jahr. Dazu kommen Reise- und Übernachtungskosten. Alles zusammen ergibt einen Gesamtpreis von rund 15.000 Euro. Neumann: „Die Kosten übernimmt im Regelfall der Ausbildungsbetrieb!“ Die Schüler erhalten während der Ausbildung monatlich 900 bis 1.100 Euro je nach Ausbildungsjahr. Während der Ausbildung liegt die Durchfallquote in den Prüfungsfächern bei durchschnittlich 20 Prozent, so Neumann, bei der finalen Abschlussprüfung sind es rund zehn Prozent.
„Erfahrung ist alles"
Die Qualität ihrer Lehrer können Schüler an den Kürzeln G1 bis G4 erkennen. Wobei G1 dafür steht, dass der Golflehrer regelmäßig an Fort- und Weiterbildungsseminaren teilnimmt, während der G4-Inhaber weitgehend darauf verzichtet. Vielleicht manchmal zu Recht. So durfte ein angeblicher Ex-Geheimdienstler einen Vortrag zum Thema „Mission Menschenkenntnis“ halten. Ernsthaft?
Fakt ist auch, so Trainer Gregor Tilch, dass ein Golflehrer nach der Prüfung vergleichbar ist mit einem Autofahrer nach der Führerscheinprüfung. Tilch: „Der darf Autofahren, ein guter Autofahrer ist aber noch lange nicht.“ Tilch selbst sagt von sich, dass er 20 Jahre brauchte, bis er ein guter Golflehrer wurde. „Erfahrung ist alles.“
Da hat wohl jemand einen echten Brass auf Golflehrer. Was soll das sein? Eine Glosse, ein Kommentar – oder etwa ein sachlicher Artikel? in jedem Fall deutlich einseitig recherchiert, holprig geschrieben, tendenziös. Und soll es jetzt ein Artikel über Golfunterricht oder Golfausbildung sein? Nicht erkennbar. Leider erfährt man wenig über Ausbildungsinhalte. Das Negativbeispiel eines Golflehrers (schwarze Schafe gibt es überall) wird nicht eingeordnet. Was sollen die Seitenhiebe mit dem Papst, Bundeskanzler, die unsachlichen Kommentare zu Ines Halmburger (spitzt die Lippen, sichtlich nervös). Das ist einfach schlechtes journalistisches Handwerk, wenn man Bericht nicht von subjektiver Meinung trennen kann. Golflehrer als Journalisten? Angesichts dieses pseudo-investigativen Artikels vielleicht gar keine schlechte Idee 🙂
Vielen Dank für Ihre Anmerkung.
Tatsächlich ist es eine Betrachtung des Autors und darauf hätten wir klar hinweisen sollen. Wir haben dies nun nachgeholt und über den Artikel geschrieben.
Sportliche Grüße
Tobias Hennig