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Panorama

Wenn Rick Shiels abschlägt, schwingt immer ein Hauch von Saudi-Arabien mit

02. Feb. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

(Fotos: Youtube)

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Rick Shiels ist für Golfverhältnisse ein Megastar. Der Engländer marschiert mit Superstars wie Robbie Williams und jeder Menge Golfgrößen über die Fairways, gibt den Markenbotschafter, vermittelt Schwungtipps ebenso wie Produktempfehlungen, dazu seine Ansichten und Erkenntnisse über das Spiel und seine Einblicke in den Sport. Mit diesem appetitlich aufbereiteten Mix hat der einstige Professional den erfolgreichsten Golf-Kanal bei YouTube aufgezogen: 2019 avancierte „Rick Shiels Golf“ dank 561.500 Follower zur Nummer eins, mittlerweile folgen 2,45 Millionen Abonnenten der im Untertitel vermittelten Botschaft „Entertain.Inform.Educate“. Und immer, wenn der heute 36-Jährige irgendwo irgendwie oder mit irgendwem abschlägt, schwingt ein Hauch von Saudi-Arabien mit.

„PNUK“ und „MyGolfSpy“

Zu verdanken ist diese Erkenntnis dem YouTuber Paul Nicholson, der bereits im vergangenen Sommer auf seinem Kanal „PNUK“ die Verbindungen zwischen dem Regime in Riad und einigen der einflussreichsten Social-Media-Influenzern thematisiert hat. Als da sind: „Peter Finch Golf“, „The Jazzy Golfer“ aka Jasmine Norcott und eben Branchenprimus Shiels, allesamt Briten. Die entsprechenden „PNUK“-Videos wurden allerdings inzwischen gelöscht, weil Nicholson wohl der Verleumdung bezichtigt worden war.

Doch das Portal „MyGolfSpy“ – nomen est omen – hat den Plot weitergedreht und sich ausführlich mit den offenkundigen Verknüpfungen zwischen saudischem Golf-Engagement und den geopolitischen wie geschäftlichen Interessen der Monarchie beschäftigt.

Die Moral-versus-Moneten-Debatte

Dabei geht es gar nicht vorrangig um die Moral-versus-Moneten-Debatte, die seit der ersten Austragung des audi International im Jahr 2019 tobt, dessen fünfte Auflage gerade im Royal Greens Golf & Country Club der King Abdullah Economic City begonnen hat: Hier jene, für die Saudi-Arabien mit seinem „blutigen Geld“ („Washington Post“) Sportswashing betreibt, wenn sich der Staatsfond PIF und die „Gelddruckmaschine“ Aramco in der LIV Golf League, auf der Asian Tour und bei der LET engagieren.

Dort die Whataboutisten, die darauf hinweisen, dass Saudi-Schotter ebenso in Facebook, Starbucks, Boeing, Disney oder Uber steckt und der kritiklose Konsument daran auch nicht sonderlich Anstoß nehme. Zwischendrin kommt noch Phil Mickelson daher und weist darauf hin, dass namhafte Partner der PGA Tour rund 40 Milliarden Dollar in Saudi-Arabien investiert haben.

Schmaler Grat und subtiles Vorgehen

Die Gratwanderung ist schmal. Und die Saudis machen das smart. PIF- und Aramco-Chef Yasir Al-Rumayyan agiert subtiler als sein Oberboss, der Kronprinz, Premierminister und De-Facto-Herrscher Mohammed bin Salman, auf dessen Geheiß schon mal gemordet und gesteinigt wird. Bei LIV Golf leiert „Bin Salmans flachsblonde Handpuppe“, wie Impresario Greg Norman von „Golfweek“ tituliert worden ist, das Mantra von der Befreiung des eigentlich mündigen Athleten und seiner selbständigen Unternehmerschaft aus dem Joch der PGA Tour. Im Fall der LET und ihrer Aktiven wiederum sichert Aramco fernab irgendwelcher offenkundiger Werbung für den Wüstenstaat die dringend benötigte Existenzgrundlage. Die Asian Tour schließlich ist der einzige zugängliche offizielle Circuit im Reigen des Establishments, auf dem sich unter der Marke LIV Golf Investments Turniere und Spieler „parken“ lassen.

Vision 2030 mit den Säulen Tourismus und Sport

Auch die drei genannten YouTube-Stars betreiben mitnichten Reklame für Riad oder Saudi-Schönrednerei und haben gegenüber „MyGolfSpy“ expressis verbis ihre inhaltliche Unabhängigkeit betont. Sie machen einfach Alarm in Sachen Golf, pushen den Entertainment-Aspekt des Spiels. Das ist ganz im Interesse von Bin Salman und Al-Rumayyan, die viel mehr im Sinn haben als einfach nur Sportswashing – nämlich ihre „Vision 2030“, die Entkoppelung und Unabhängigkeit des Landes vom Öl.

Gepfiffen auf den miesen Ruf als sinistrer Schurkenstaat: Saudi-Arabien will Global Player und globaler Geschäftsplatz werden, will Prestige auf der Weltbühne gewinnen, nicht nur Lieferant von schwarzer Schmiere sein. Seine Wirtschaft soll sich diversifizieren, sogar nachhaltiger werden. Industrieansiedlungen sowie der Produktion- und Dienstleistungssektor werden gefördert. Indes, die tragenden Säulen der Strategie sind Tourismus und Sport.

Fußball, Formel 1, Formel E – und vor allem Golf

Dafür werden Phantasmagorien wie das Projekt der Megalopole Neom am Roten Meer mit der futuristischen, 170 Kilometer langen „Bandstadt“ The Line geboren und ungeheure Summen in Vergnügungsparks, Entertainment und sonstige kulturelle Attraktionen gesteckt. Dafür wurden mit namhaften Ketten Verträge über die Entwicklung von Luxusresorts und Hotel-Neubauten abgeschlossen. Deswegen kaufte sich Saudi-Arabien beim englischen Erstliga-Club Newcastle United ein, fahren die Formel 1 und sogar die Formel E in Riad, der Kapitale des fossilen Rohstoffs. Alles, um Saudi-Arabien für Besucher und Investoren attraktiv zu machen.

 

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Das nötige Geld liefert der PIF, dessen Vermögen bis 2030 auf zwei Billionen Dollar anwachsen soll. Und Golf ist ein wesentlicher Baustein dieser Vision 2030. Derzeit gibt es sieben Plätze, der jüngste ist Jack Nicklaus’ Qiddiya, bis 2030 sollen 14 weitere Kurse folgen. „Wir werden das einladendste Land der Welt. Unser Standard wird alle Erwartungen übertreffen“, verspricht Majed Al Sorour, der CEO von Golf Saudi, dem operativen Arm des Verbands Saudi Golf Federation.

Am Puls der Golfmoderne

Rick Shiels, Peter Finch oder Jasmine „Jazzy“ Norcott sind interessant, weil sie am Puls der Golfmoderne sitzen und die Schlagzahl in der von Augenblicksgier befeuerten virtuellen Welt bestimmen. Also hat sich Saudi-Arabien mit Minderheitsanteilen bei ihnen eingekauft. Über die 2015 gegründete und in England ansässige PR-, Marketing- und Managementagentur Performance54, die wiederum Kunden vom Kaliber Titleist, FootJoy, Faldo Enterprises oder Adare Manor im Portfolio hat und seit 2018 mit den Saudis zusammenarbeitet. Nach Angaben ihres Direktors Gary Davidson war „P54“ gemeinsam mit der Boston Consulting Group – die mit dem Gutachten für das „Project Wedge“ –  in den Bereichen Golf-Teilhabe, Tourismus- und Veranstaltungsentwicklung, Elitespieler-Programme und Nachhaltigkeit tätig, hat unter anderem das Business-Gipfeltreffen Golf Saudi Summit ins Leben gerufen.

Am Ende der Kette sitzt wieder Yasir Al-Rumayyan

Zwischenzeitlich fungierte Golf Saudi mit seinem Geschäftsführer Majed Al Sorour als alleiniger Aktionär der Agentur. Mittlerweile indes gehört Performance54 – in römischen Ziffern wird die Zahl übrigens LIV geschrieben, ein Schelm, wer sich dabei was denkt – mehrheitlich dem Unternehmen Sanabil Private Equity Investments. Und dessen Vorstandsvorsitzender heißt: Yasir Al-Rumayyan. Damit schließt sich der Kreis.

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