Er war die Überraschung der letzten Woche. Dass sich Will Zalatoris beim diesjährigen US Masters auf einen alleinigen zweiten Platz spielen würde hatten wohl die Wenigsten vorher für möglich gehalten. Doch der 24- jährige US-Amerikaner machte während der gesamten vergangenen Woche sowohl auf, als auch neben dem Platz eine sehr souveränen und stabilen Eindruck. Einen Tag vor Beginn der RBC Heritage sprach Zalatoris mit einigen Medienvertretern und blickte erneut sehr reflektiert auf die vergangene Woche und seine eigene Situation zurück.
US Masters 2021: "Ein Traum wurde wahr"
Gleich zu Beginn kam natürlich die Frage auf, wie Zalatoris die Geschehnisse der vergangenen Woche verarbeitet hat und auch, wie er dieses Momentum mit in die kommenden Turniere nehmen möchte: "Es war eine unglaubliche Woche. (...) An einem Sonntag in Augusta um den Sieg mitzuspielen war offensichtlich ein Traum, der auf ein Mal wahr wurde. Mit einem Schlag zu verlieren wird mich wahrscheinlich nie ganz loslassen, aber ich weiß, dass ich mit den besten Spielern der Welt mithalten kann und dass ich in der Lage bin in der Zukunft diese zwei Schläge besser zu sein."
Solche Aussagen zeugen von einem gesunden Selbstvertrauen. Doch Zalatoris hat auch keinen Grund an sich oder seinen Fähigkeiten zu zweifeln. So erzählte er, dass ihm zu Beginn der Masters-Woche einige Leute noch prophezeiten mit seinen Längen in Augusta keinen großen Vorteil zu haben. Der Texaner konterte darauf, dass er seine Stärken sowieso vor allem im Spiel mit den Eisen sehe und sich deswegen schon lange auf das Masters und besonders auf den Augusta National Golf Course gefreut habe.
Will Zalatoris spielte beim US Masters 2021 famos auf und beendete das Turnier auf dem zweiten Platz. Golf Post stellt den 24-Jährigen vor.
"Der Trubel um die eigene Person ist Teil des Berufs"
Vor seiner Teilnahme beim US Masters spielte Will Zalatoris an den Wochenenden hauptsächlich auf der Korn Ferry Tour. Nur echten Golffans war der schlanke junge Mann aus Pleno, Texas vor dieser Saison ein wirklicher Begriff. Ein Sieg auf der Tour steht bisher in seiner Vita, dazu kommt noch ein T6 Platz bei der US Open 2020. Das war es an nennenswerten Platzierungen. Bis letzte Woche zumindest. Der alleinige zweite Platz katapultierte ihn sportlich, sowie medial auf ein völlig neues Level. Für viele war Will Zalatoris nicht weniger als der "Sieger der Herzen" des US Masters 2021.
Auf die Frage, wie er mit der wachsenden Aufmerksamkeit rund um seine Person zurecht komme, antwortete Zalatoris: "Wisst Ihr, wenn mir das nicht gefallen würde, sollte ich vielleicht über einen anderen Beruf nachdenken. Das gehört einfach dazu und ist Teil des Sports. Es wird einige Zeit dauern, bis ich es endgültig realisiert habe. Aber es ist definitiv ein anderes Gefühl, wenn man sich etwas zu Essen holt und die Menschen einen nach Fotos oder Autogrammen fragen."
Weiter sagte er: "Ich bin bescheiden. Ich habe nicht mal gewonnen, sondern bin Zweiter geworden und werde trotzdem so behandelt, als hätte ich das Turnier gewonnen. Das ist schon ein wenig verrrückt. (...) Sie (Anm. d. Red.: die Fans) sind es, für die wir spielen. Sie sind es wegen denen wir diesen Job überhaupt machen dürfen."
Sehr starke Worte für einen 24-Jährigen. Zalatoris scheint den ganzen Wirbel um seine Person sehr gut einordnen zu können und macht, zumindest nach Außen, nicht den Eindruck, als würde dieser ihn in irgendeiner Weise negativ beeinflussen.
Owen Wilson und Happy Gilmore-Vergleiche
Im Verlauf der Masters-Woche kamen in den Medien immer wieder neue skurrile Vergleiche auf, wie der mit Owen Wilson oder Happy Gilmores Caddie. Doch selbst dadurch ließ er sich nicht ablenken. Im Gegenteil, Will Zalatoris beteiligt sich gerne an den kleinen Späßchen rund um seine Person, wie hier über Twitter mit Schauspieler Adam Sandler.
If you’re ever in need of a caddie again let me know. I’ll be better this time. I’m always available for you, Mr. Gilmore. https://t.co/R1e8awZIvh
— Will Zalatoris (@WillZalatoris) April 12, 2021
"Ich habe den "Wow, Owen Wilson"-Vergleich auf eines meiner Wedges geklebt. Ich habe "Mr. Gilmore, ich bin Ihr Caddie" auf eines geklebt. Ich habe gerade ein neues 60er bekommen, auf dem: "Du siehst aus wie ein 1er-Eisen ohne Griff." steht. Du musst hier draußen etwas Spaß haben. Wir spielen hier Golf. Du darfst den Job nicht zu ernst nehmen.", so Zalatoris auf die Frage, ob ihm die Arbeit mit den Medien gefällt. Schon in jungen Jahren scheint der US Junior Amateur Sieger von 2014 einen reflektierten Blick auf die Branche zu haben, in der er jetzt anfängt einen immer größeren Stellenwert einzunehmen.
Im Zuge dessen kommt direkt die Frage auf, inwiefern die Leistung beim US Masters seine Erwartungen an die kommenden Aufgaben beeinträchtigt: Zalatoris hierzu: "Ich habe das schon mal gesagt, aber es ist eine Menge daran, dass ich wirklich keine Erwartungen an mich selbst gestellt habe, letzte Woche so gut zu spielen. (...) Ich mag das Klischee nicht, ein Statement, das oft von den Medien benutzt wird: "trust the process". Doch genau an diesem Punkt bin ich gerade und es gibt keinen Grund daran aktuell irgendetwas zu verändern. Die Tatsache, dass ich ein Major hätte gewinnen können ist Wahnsinn, aber um jetzt den nächsten Schritt zu machen muss ich an meinen bestehenden Fähigkeiten weiter arbeiten."
Will Zalatoris: "Meine Mutter ist die stärkste Person, die ich kenne"
Zum Abschluss lenkten die Reporter auf der Pressekonferenz die Fragen noch einmal in die Richtung, wie es dazu kommt, dass heutzutage junge Spieler, wie Zalatoris, auf der Tour so schnell Fuß fassen können, sportlich, wie auch medial, wenig Eingewöhnungszeit benötigen und deswegen auch schon früh damit anfangen Turniere zu gewinnen. Für Will Zalatoris gibt es darauf eine klare Antwort: "Das habe ich Tiger zu verdanken. (...) Ihm dabei zuzusehen, vielen jungen Spielern dabei zuzusehen, wie sie früh Turniere gewinnen, gibt einem das Gefühl, dass wir nichts zu verlieren haben. Es ist genau wie letzte Woche. Ich spiele beim Masters, ich habe hier nichts zu verlieren, lass uns das genießen."
Neben dem prominenten Vorbild sind es aber auch die Bezugspersonen aus dem eigene, engeren Umfeld, die Zalatoris den nötigen Rückhalt geben. Es sei eine Kombination aus vielen Menschen, darunter besonders seine Eltern, die einen enormen Einfluss auf seine Entwicklung hatten und immer noch haben. Den Ehrgeiz und das sportliche Talent hat Zalatoris in dem Fall eindeutig von seiner Mutter geerbt, ihres Zeichens ehemalige 400 und 800 Meter Sprinterin. "Sie ist die stärkste Person, die ich kenne. Diese Frau ist unermüdlich und ich glaube, ich habe ein paar von ihren Genen abbekommen."