Panorama

2024: Tiger in Rot, goldener Handschlag für Monahan, McIlroys Masters-Misere

11. Jan. 2024 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

(Foto: Getty)

Sie sorgen auch dieses Jahr für Schlagzeilen – was eher keine gewagte Prognose ist: Tiger Woods, Jay Monahan, Rory McIlroy (v. l.). (Foto: Getty)

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Alle Jahre wieder bemühen sich die Auguren der Branche in diesen Tagen um Prognosen für die neuen zwölf Monate – mal seriös und idealerweise halbwegs verlässlich, mal witzig oder schräg und eher in Aprilscherz-Manier. Auch Golf Post hat diese Tradition gepflegt, hin und wieder in die Golf-Glaskugel geschaut und erheiternde Ergebnisse zutage befördert. Das wollen wir aufleben lassen und ein bisschen fürs Golfjahr 2024 im Kaffeesatz lesen. Die Spökenkiekerei mit der aufgelösten Beziehung zwischen Tiger Woods und Langzeitpartner Nike für Januar ist ja schon mal aufgegangen – wie es die Spatzen kurz zuvor von den Dächern gepfiffen hatten. Mal sehen, wann Woods des GOATs neue Kleidern verkündet. Vielleicht schon in den nächsten Tagen …

Februar: Woods mit TaylorMade?

Aber spätestens beim Genesis Invitational wird der Superstar Farbe bekennen. Sicher ist auf jeden Fall, dass es weiterhin Sunday Red gibt, jeden Monat einmal, so Woods’ Turnierplanung – vorausgesetzt, er schafft den Cut. Und aktuell deutet vieles darauf hin, dass dann das TaylorMade-Emblem auf des Tigers Brust prangt, will doch der Ausrüster auch als Outfitter reüssieren. In TaylorMades Santa-Kostüm hat Woods unlängst ja schon Bella Figura gemacht. Oder er launcht seine eigene Kollektion im Zeichen der Weltmarke TW. Allenfalls Außenseiter-Chancen hat Greyson Clothier, der Klamottenpartner von Filius Charlie.

März: Dreiecks-Deal erlöst Monahan

Irgendwann Mitte des Monats, wahrscheinlich zur Players Championship, wird in Ponte Vedra Beach weißer Rauch aus dem Kamin steigen: Habemus Papam PTE – PGA Tour Enterprises. Das Golfestablishment, der Saudi-Staatsfond PIF und die Strategic Sports Group (SSG) verkünden Vollzug, besiegeln ihren Pakt und vereinen sich zu einem flotten Dreier, im Mitgiftkästchen liegen sieben Milliarden Dollar. Auf dem Kapitol in Washington atmet Senator Richard Blumenthal erleichtert auf, bevor er und seine Demokraten im November von den Trumpisten und ihrem malignen „Messias“ zur politischen Bedeutungslosigkeit verdammt werden: Weil „ein brutales, repressives Regime“ nun doch nicht uneingeschränkten „Einfluss auf eine geschätzte amerikanische Institution kaufen kann“. Das Gesicht der USA bleibt gewahrt.

Gleiches in Florida: Commissioner Jay Monahan darf nun offiziell dem Stress der zweieinhalb Kriegsjahre unter Dauerfeuer Tribut zollen und gesichtswahrend zurücktreten – verabschiedet mit einem goldenen Handschlag.

April: Neuer „Commish“ und Augusta „ballert“

Monahans Nachfolger und neuer „Commish“ der PGA Tour wird Woods- und McIlroy-Intimus Colin Neville. Der Sportchef des Investmentmaklers Raine Group und Ex-Premier-Golf-League-Promoter ist ein mehrfach ausgezeichneter Dealmaker, fungiert aktuell als Berater der Spieler im Policy Board und ist mit allen Tour-Interna vertraut. Qua Vita ist Yale-Absolvent Neville der perfekte Dompteur für den Raubtierkäfig PGA Tour Enterprises. Und Beziehungen zu Tiger schaden eh nur dem, der sie nicht hat.

Derweil fallen die Granden in Grün des Augusta National Golf Club der Tour in den Rücken und verkünden für 2025, dass beim Masters fürderhin mit dem neuen, kürzeren Ball geballert wird. Weil sich alle baulichen Änderungen des Platzes am Geist seiner Schöpfer orientieren sollen, an der Design-Philosophie von Bobby Jones und Alister MacKenzies sowie ihrer Auffassung vom Spiel. „Wir entscheiden uns für den kürzeren Ball, um die Integrität des Platzes zu bewahren“, wird Grünjacken-Chef Fred Ridley erklären. Außerdem gehen dem ANGC rund ums Gelände die kaufbaren Flächen für Verlängerungen.

Ach übrigens, Rory McIlroy gewinnt auch dieses Jahr nicht, die Masters-Misere des auf Sport fokussierten Nordiren hält an. Scottie Scheffler wiederum führt dank Putting-Guru Phil Kenyon und des neuen Olson-Zauberstabs auch die „Strokes Gained:Putting“-Statistik an und wehrt alle Angriffe des durch Caddie Joe LaCava beflügelten Patrick Cantlay ab, um sich am Abend des 14. April von Vorjahressieger Jon Rahm ins zweite Green Jacket helfen zu lassen.

Mai: „V“ wie Valhalla und Viktors Victory

Viktor Hovland gewinnt die PGA Championship. Einfach, weil der Norweger fällig ist fürs erste Major. Außerdem, weil Valhalla ebenfalls mit „V“ beginnt, was veritable Verbalsalti über Viktors Valhalla-Victory ermöglicht. Danke an Shane Bacon von „Fried Egg Golf“ für die Steilvorlage.

 

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Juni: Koepka, das Sechste

Brooks Koepka und Scottie Scheffler duellieren sich um die US Open in Pinehurst. Obwohl sich der Weltranglistenerste aus Texas auf den gewölbten Grüns des Donald-Ross-Meisterwerks No 2 keinen einzigen Drei-Putt leistet, kann er der Urgewalt von Major-Maschine Koepka nicht widerstehen. Der LIV’ler holt sich nach der dritten PGA Championship auch die dritte US Open und legt anschließend mit Ehefrau Jena Sims in Sachen Party noch eins drauf: Lets talk about Sechs.

Juli: Homas Linksliebe

Max Homa gewinnt an der schottischen Westküste mit der 152. Open Championship sein erstes Major. Wo auch sonst, hat der Twitter-König doch während der Scottish Open 2022 seine Liebe zum Linksgolf entdeckt, als er unter anderem einen Abstecher nach North Berwick machte und seither aus dem Schwärmen nicht mehr herauskommt. Sowieso ist kaum ein Linkskurs so „linksy“ wie Royal Troon. Übrigens: Weder Henrik Stenson noch Phil Mickelson schaffen an der Stätte ihres epischen Duells von 2016 den Cut.

August: Olympia und vor allem der Old Course

Machen wir es kurz: Tommy Fleetwood wird Anfang des Monats in Le Golf National Olympiasieger und krönt damit die Beziehung zum Platz nahe Paris, die mit der „Moliwood“-Bromance beim Ryder Cup 2018 begonnen hat. Bei den Damen gewinnt erneut Nelly Korda die Goldmedaille, ohnehin längst wieder Nummer eins der Welt.

Doch das alles und auch die Majorschauplätze der Herren werden von der Women’s Open in St. Andrews überstrahlt. Der Old Course ist die ideale Bühne, auf der die Damen und ihr Spiel glänzen können. Vorfreude! Und während Schwedens Senkrechtstarter Ludvig Åberg auf der PGA Tour vielleicht erneut gewinnt, aber noch ohne Major auskommen muss, holt sich seine Landsfrau Linn Grant den Titel im Home of Golf. Sie hat sich systematisch gesteigert und ist heuer ebenso fällig wie Mit-Skandinavier Hovland. Einen Monat später gehört die Schwedin zu den Stützen der europäischen Equipe, die den vierten Solheim-Cup-Sieg in Serie feiert und das US-Team auf deren Terrain in Virginia düpiert.

September: LIV diskutiert die Lex Rahm

Jon Rahm hat auf der LIV-Liga mindestens drei der Dreirunden-Events mit Kanonenstart, aber ohne Cut gewonnen und langweilt sich auf den mediokren Plätzen der Operettenliga. Dafür habe er nicht Hunderte von Millionen Dollar akzeptiert, mault der Spanier und stößt eine Formatdiskussion an, die das Feld spaltet. „Wir hatten noch keine offene Diskussion mit allen Spielern“, hat 2023er-Einzelsieger Talor Gooch unlängst gesagt: „Es gibt beide Seiten: Leute, die 72 Löcher begrüßen würden und einige, die dagegen sind. Es wird interessant sein, was bei der Debatte herauskommt.“

Rahm wird bei seinem Vorstoß von Colin Neville unterstützt, der als PGA-Tour-Commissioner auch CEO von PGA Tour Enterprises und mithin Supervisor der LIV-Tour ist. Neville weiß Yasir Al-Rumayyan auf seiner Seite, weil er dem PIF-Boss Unterstützung bei der Bewerbung um das Amt des R&A-Vorsitzenden versprochen hat, das Martin Slumbers Ende 2024 aufgibt. Etwas anmaßend und voreilig, wie sich herausstellen wird, weil die Lordsiegelbewahrer in St. Andrews natürlich weder auf einen Dealmaker aus den USA noch auf eine Saudi-Eminenz gewartet haben.

Neville sieht das ein und bietet Al-Rumayyan den Chefsessel von European Tour Group und DP World Tour an. Der ist nämlich frei geworden, weil Keith Pelley – wie ganz frisch von „TSN“ kolportiert – dem Werben des kanadischen Sportkonzerns Maple Leaf Sports & Entertainment erlegen ist, die Golfbranche verlässt und in die Heimatstadt Toronto sowie zu seinen beruflichen Wurzeln zurückkehrt.

 

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Oktober: Konkurrenz für LIV

Die erprobten Intriganten Greg Norman und Phil Mickelson sind „not amused“ über die Entwicklung, die ihre Rebellentour in dieser Golflandschaft 4.0 nimmt, und verhandeln heimlich mit Geldgebern aus Asien oder wahlweise Russland über eine weitere Liga als Hebel gegen die „Scary Motherfuckers“ des neuen Golfestablishments, deren Monopolstellung und widerliche Gier samt Versklavung der doch eigentlich selbstständigen und unabhängigen Golfunternehmer. Das Wording kommt Ihnen bekannt vor? Stimmt, doch es gibt tatsächlich Gerüchte darüber, dass sich ein weiterer Konkurrenz-Circuit formieren könnte. Vielleicht unter dem Titel „Triple-X-VI Golf League? Mickelson, Westwood oder Bland wären jedenfalls in dem Alter, wo ihnen eine solche Kurzdistanz gerade recht käme, ohne Cut selbstredend. Immerhin wurden schon die ersten Open Championships bloß über 36 Löcher gespielt …

November: Die Jahresbilanz des Tigers

Tiger Woods zieht bei seiner Pressekonferenz als Gastgeber der Hero World Challenge Jahresbilanz. Der 48-Jährige hat bei allen vier Majors den Cut geschafft und zeigt sich zuversichtlich: „Ich weiß, dass ich noch gewinnen kann und fühle, dass ich auch noch ein Major in mir habe.“

Derweil verdichten sich Gerüchte, dass sich die Golflandschaft erneut verändern wird – das wievielte Mal seit 2022 eigentlich?

Dezember: Im Zeichen von Woods und Weltliga

Die globale Golftour kommt: PGA Tour Enterprises proudly presents The World League. Sie umfasst 18 Turniere aus dem Portfolio der Signature Events und der DP World Tour sowie einige LIV-Events. Wie Rory McIlroy es sich zu Beginn des Jahres gewünscht hatte: „Wir müssen die Märkte in Australien, Südafrika und Japan berücksichtigen. Es gibt da draußen einige ungenutzte kommerzielle Möglichkeiten.“ Und: „Wir könnten daraus etwas Formel-1-Ähnliches machen, aber mit stärkerer amerikanischer Präsenz. Wenn man die vier Majors hinzufügt, hat man einen brillanten Zeitplan mit 22 Veranstaltungen für die besten 70 bis 100 Spieler. Das sähe für mich ziemlich gut aus.“

Also eine Beletage on top der PGA Tour, die damit endgültig selbst zur Feeder Tour würde. Damit wäre die Spaltung zwischen Elite-Level und „Tour-isten“ besiegelt, die Spieler wie Mackenzie Hughes schon jetzt vehement anprangern. Der Sturm im Medienwald wird freilich schnell von einer noch bedeutsameren Nachricht überlagert: Breaking News – Tiger und Charlie Woods gewinnen im fünften Anlauf endlich die PNC Championship. Die Golfwelt hat ihr Weihnachtsgeschenk.

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