Seit Dezember 2013 ist der Allgäuer Alfons Hörmann Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB). Als Chef der Dachorganisation des deutschen Sports ist er damit verantwortlich für mehr als 91.000 Sportvereine in den Landessportbünden, Spitzen- und Sportverbänden – also auch für den Golfsport. Stephan Schöttl hat sich für Golf Post mit dem 54-Jährigen getroffen und über das Golf-Comeback bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro sowie das Potenzial des Golfsports in Deutschland gesprochen.
Golf Post: Herr Hörmann, was macht für Sie persönlich den Reiz am Golfsport aus?
Hörmann: Ich mag den Sport in der Natur, das reizt mich am Skifahren, Walken und Wandern genauso wie am Golfspielen. Man fühlt sich frei. Es ist ein wunderbarer Ausgleich zur Hektik der Bürowelt und des Alltags.
Golf Post: Sie haben selbst die Platzreife. Kommen Sie bei Ihrem vollen Terminkalender überhaupt noch zum Golfen?
Hörmann: Leider nein. Im Jahr 2000 habe ich tatsächlich mal die Platzreife im Allgäu erworben, aber genau zur gleichen Zeit begann mein ehrenamtliches Engagement in der Verbandsführung im Allgäu. So wurden es dann immer weniger Golfrunden. Als Präsident des Deutschen Skiverbands ab 2005 und heute als DOSB-Präsident bleibt leider keine Zeit mehr. Dabei würde mir ein bisschen mehr Sport sicher auch gut tun.
Golf Post: Es gibt seit vielen Jahren jede Menge Trendsportarten, die sich vor allem bei jungen Menschen immer größerer Beliebtheit erfreuen. Nach 112 Jahren Abstinenz schafft es nun gerade eine Sportart wie Golf ab 2016 zurück ins Olympische Programm. Was hat letztlich den Ausschlag gegeben?
Alfons Hörmann: Als die Wahl 2009 getroffen wurde, gab es das IOC-Reformprogramm 'Agenda 2020' noch nicht. Damals galt die Vorgabe: Bei den Spielen 2016 und 2020 soll es 28 Sportarten geben, nachdem für London 2012 nur 26 auf dem Programm standen. Sieben Sportarten bewarben sich um die zwei zu vergebenen Plätze: Squash, Karate, Inlineskating, Baseball und Softball, Golf und 7er-Rugby. Die IOC-Exekutive traf eine Vorauswahl und schlug Golf und 7er-Rugby vor. Ziel war es, die Spiele so weiblicher, jünger, attraktiver und noch universeller zu machen. Seitdem das IOC im vergangenen Dezember die 'Agenda 2020' verabschiedet hat, gibt es den Fixpunkt von 28 Sportarten nicht mehr. Nun heißt die Obergrenze 310 Wettbewerbe mit maximal 10.500 Athleten. Es soll eine regelmäßig Auswertung der einzelnen Sportarten mit ihren verschiedenen Wettbewerben geben. Zudem darf jeder Gastgeber Disziplinen bestimmen, die er noch ins Programm aufnehmen möchte. So kommt viel mehr Flexibilität und Bewegung ins olympische Programm. Es wird spannend zu beobachten sein, welche Entwicklungen sich daraus ergeben.
Golf Post: Gerade beim Bau des Golfplatzes in Rio gibt es viel Kritik und immer wieder Hürden zu überwinden. Ist das tatsächlich die größte Baustelle im Bezug auf die Spiele 2016?
Hörmann: Diese Frage aus der Ferne zu beurteilen, ohne direkt eingebunden zu sein, ist schwer. Zwischenzeitlich war das IOC in großer Sorge, was den Stand der gesamten Vorbereitungen für die Spiele anging. Mittlerweile habe sich die Situation aber deutlich gebessert, hieß es zuletzt, auch wenn noch sehr viel zu tun ist. Ich bin optimistisch, dass alles rechtzeitig fertig wird. Die Brasilianer haben mit der Fußball-WM ja viel Erfahrung gesammelt. Ich glaube, wir können uns auf wunderbare Olympische Spiele freuen.
Golf Post: Der Golfsport kämpft in Deutschland immer noch mit Imageproblemen. Kann die Aufnahme ins Olympische Programm dabei helfen, dieses Ansehen aufzupolieren?
Hörmann: Der ehemalige DGV-Präsident Wolfgang Scheuer hat nach der IOC-Entscheidung im Herbst 2009 gesagt, dies sei ein Meilenstein im Bestreben, den Golfsport in Deutschland mit seinen fast 600.000 Aktiven noch weiter nach vorne zu bringen. Er sei überzeugt, dass die Olympiateilnahme helfe, Golf noch attraktiver zu machen. Punktgenauer kann man es kaum formulieren.
Golf Post: Welche Chancen bieten sich dem Golfsport darüberhinaus?
Hörmann: Die Olympischen Spiele sind die größte Kommunikationsplattform der Welt. Das wird auch dem Golfsport noch einmal einen zusätzlichen Schub geben. Zudem werden die Golfer in Rio und Tokio Teil der deutschen Olympiamannschaft sein. Ich kann Ihnen aus Erfahrung sagen, dass dies eine motivierende Erfahrung für alle Athleten ist, denn da kommen Sportler aus mehr als zwei Dutzend Sportarten zusammen und miteinander ins Gespräch. Dies ist für viele eine einmalige Erfahrung. Es gibt für die Jahre 2015 und 2016 zusätzlich Unterstützung aus dem Sporthaushalt des Bundesinnenministeriums, für die Stelle eines Bundeskader-Athletiktrainers im Sinne einer sogenannten Anreizfinanzierung.
Golf Post: Hat Golf Ihrer Ansicht nach denn überhaupt das Potenzial, eines Tages zum Breitensport zu werden?
Hörmann: Ja, denn die tendenziell eher sinkenden Kosten für Golf führen dazu, dass die Sportart sich weiter verbreitet und damit auch eine wertvolle Rolle im Breitensport spielt. Die Mitgliederzahlen haben sich kontinuierlich nach oben entwickelt, auf zuletzt 640.000 im Jahr 2014. Verglichen zu 552.400 im Jahr 2008 ist das ein bemerkenswerter Aufwärtstrend.
Golf Post: Der DGV hat seine möglichen Kandidaten für Rio bereits kundgetan. Wie groß sind die Medaillenchancen?
Hörmann: In Deutschland gibt es aktuell herausragende Golfer. Martin Kaymer, Marcel Siem, Sandra Gal und Caroline Masson, die nach heutigem Stand für Rio qualifiziert wären, traue ich selbstverständlich einiges zu. Wenn Martin Kaymer sagt: 'Ich fahre nicht dahin, um Zweiter oder Dritter zu werden, ich will ganz oben stehen', dann werde ich als DOSB-Präsident kaum widersprechen. Ich weiß aber auch, welche Unwägbarkeiten es auf dem Weg zu Olympischen Spielen und bei den Wettkämpfen gibt.
Golf Post: Lassen Sie uns zum Abschluss noch einen Blick etwas weiter in die Zukunft werfen - ins Jahr 2022. Hätten Sie lieber den Ryder Cup im Land, wenig später die Olympischen Spiele oder vielleicht beides?
Hörmann: Ich hoffe, dass Deutschland den Zuschlag für den Ryder Cup 2022 erhält und unterstütze den DGV, wo immer ich kann. Vorher hat jedoch der Verband genau wie der DOSB die Qual der Wahl. In Berlin und Hamburg hat nicht nur der DOSB zwei tolle Interessenten für die Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele 2024 und möglicherweise 2028, sondern auch der Golfverband bei der Bewerbung um den Ryder Cup. Egal, wie sich der DGV entscheidet, ich drücke Deutschland die Daumen.
Das Interview führte Stephan Schöttl.
Herr Hörmann spricht von tendenziell sinkenden Kosten im GOLFSPORT. Woher der DOSB -Präsident seine Kenntnis davon bezieht,bleibt unerwähnt. Nach meiner persönlichen Erfahrung werden die Jahresbeiträge ,das Equipment und die Reisekosten kontinuierlich erhöht. Ebenso trägt die Einführung des HOLOGRAMMS nicht gerade zur Kostendämpfung bei , zudem ist es imageschädigend und diskriminierend.Dies sollte Herrn Hörmann bewusst sein bevor er sich allzu euphorisch für einen Ryder-Cup in Deutschland ausspricht.