Das olympische Comeback lässt sich etwas holprig an: Dreieinhalb Jahre vor dem ersten Abschlag gibt es in Rio de Janeiro nicht mal eine rechtlich klare Situation bezüglich des Olympia-Golfplatzes, geschweige denn eine Baustelle. „Frustriert und tief besorgt“, ist deswegen Peter Dawson, der R&A-Chef und Präsident des Golf-Weltverbands IGF. Das Gremium ist für die Rückkehr des Golfsports ins Programm der Spiele verantwortlich und hat sich einiges eingebrockt.
Das Grundstück im Bezirk Barra da Tijuca, auf dem US-Architekt Gil Hanse den Par-71-Platz für das olympische Golf-Turnier bauen soll, ist noch gar nicht final in den Händen der Olympia-Organisatoren. In Kürze: Der Projektentwickler Pasquale Mauro bezeichnet sich als Eigentümer der Fläche, die Firma Elmway Participacoes bestreitet das und macht ein Recht auf Wohnungsbau geltend. Rios oberstes Gericht muss entscheiden; Olympia-Pressechef Carlos Villanova geht davon aus, dass die Bauarbeiten im April endlich beginnen.
Zeit drängt: Ein guter Platz braucht Reife
Das dürfte nicht zuletzt Gil Hanse freuen, der sich im Frühjahr 2012 mit seinem Konzept gegen allerlei Design-Größen durchsetzte, auftragsgemäß samt Familie von Pennsylvania nach Brasilien umzog und seither Däumchen dreht. Es wird auch höchste Zeit mit dem Golfplatz-Bau, wenngleich dafür je nach Wetter und Geräte-Einsatz maximal 18 Monate nötig sind. Denn ein Kurs erster Güte braucht Zeit zum Reifen. 2015 sollen zudem bereits Test-Turniere stattfinden.
Doch was wird aus der Debatte um Teilnahme-Kriterien und Spielform? Die IGF und ihr „Olympisches Golf-Komitee“ haben dem Golfsport einen Bärendienst erwiesen, als sie sich mit einem 72-Loch-Zählspiel beim IOC bewarben. Dieser Allerwelts-Spielmodus ist eines olympischen Turniers nicht würdig - sagt eigentlich jeder - und dass sich gewiss dramatischere Formate für golfende Olympioniken finden lassen.
Qualifikation über die Weltrangliste
Und dann die geplante Qualifikation: Jeweils 60 Damen und Herren, davon sind die ersten 15 der Welt - gemäß olympischer Charta aber wohl nur maximal vier je Nation - sowieso dabei. Dazu weitere 45 nach Weltrangliste, sofern das betreffende Land noch nicht mit zwei Aktiven in den Top 15 vertreten ist. So weit, so ungerecht: Phil Mickelson als aktuelle Nummer zwölf und fünfter US-Profi in den Top 15 z. B. wäre raus.
Die möglichen Olympioniken 2016:
Mit diesem Modus ist das Olympia-Turnier beliebig
Auch wenn gewiss etliche Exoten im August 2016 am Abschlag stehen und dem olympischen Motiv vom „Dabei sein ist alles“ gerecht werden: Letztlich passiert dann in Rio nichts anderes als an jedem Tour-Wochenende. So fragt sich nicht nur ein Tom Watson, was Golf bei Olympia soll, wenn es doch mit Majors oder Ryder Cup ureigene Höhepunkte habe? Auch Tiger Woods sagt: „Wenn die Golfer zwischen einer Goldmedaille oder einem ,Green Jacket‘ wählen dürften, die meisten würden sicher den Masters-Sieg nehmen.“
Golf hat keine Schuld am Rausschmiß der Ringer. Das haben die Ober-Olympier entschieden. Aber das Comeback bei den Spielen ist eine einmalige Gelegenheit, den Golf-Kalender um einen großartigen Wettbewerb zu erweitern, und zu beweisen, dass Ringen nicht für eine Schwalbe weichen musste, die nur einen Sommer fliegt. Derzeit aber sieht es so aus, als würde diese Chance vertan.