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Golf Post Premium Major

TPC Harding Park: Vom US-Open-Parkplatz zum Major-Schauplatz

05. Aug. 2020 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Der TPC Harding Park - Schauplatz der PGA Championship 2020. (Foto: Getty)

Der TPC Harding Park - Schauplatz der PGA Championship 2020. (Foto: Getty)

Rory McIlroy sagte dieser Tage, dass sich alle Turniere seit dem Restart der PGA Tour gleich angefühlt hätten. Weil die Zuschauer gefehlt haben. „Die Fans und die von ihnen kreierte Atmosphäre verleihen einem Turnier Individualität. Das macht den Unterscheid und die Events unterscheidbar“, sagte der Nordire. Wer hätte gedacht, dass gerade ihm Zwischenrufe wie „Mashed potatoes“ oder „Get in the hole“ mal fehlen würden. So gesehen ist auch die 102. PGA Championship keine Ausnahme: Das erste Majorturnier des Corona-Jahrs 2020 wird ebenfalls ohne Publikum ausgetragen. Und das auf einem einem öffentlichen Platz, was dem Ganzen eine besondere pikante Note gibt.

Erstmals Bühne für ein Grand-Slam-Turnier

382 Tage, mithin mehr als ein Jahr, nachdem Champion Golfer Shane Lowry in Royal Portrush die Claret Jug in den Arm nahm, beginnt morgen auf dem TPC Harding Park von San Francisco die Majorsaison 2020. Das Geläuf in der kommunalen, nach dem 1923 in San Francisco verstorbenen 29. US-Präsidenten Warren G. Harding (1921 bis 1923) benannten Anlage, zu der auch ein 9-Loch-Platz gehört, ist erstmals Bühne eines Grand-Slam-Wettspiels, aber in Sachen Golf-Großveranstaltung dennoch kein unbeschriebenes Blatt: Zwei WGC-Turniere und der Presidents Cup 2009 fanden bereits dort statt, in Sachen Major allerdings reichte es bislang bloß als Zuschauer-Parkplatz für die US Open 1998 im wesentlich bekannteren und berühmten Olympic Club.

Tolle Sichten auf den Lake Merced

Dessen Architekten Willie Watson und Sam Whiting bauten 1925 auch Harding Park auf einem welligen Gelände mit lehmigem Untergrund, das ursprünglich der Spring Valley Water Company gehörte. San Francisco erlebte zu jener Zeit einen Golfboom, und der benachbarte, gleichermaßen öffentliche Lincoln Park mit seinem spektakulären Aussichten auf die Golden Gate Bridge platzte schnell aus allen Nähten.

An beeindruckenden Blickachsen freilich ist auch der TPC Harding Park nicht arm, auf dessen 66 Hektar jährlich rund 75.000 Runden gespielt werden. Das liegt vor allem am Lake Merced, der besonders auf den Schlussbahnen zur berauschenden Kulisse wird, die um die Front Nine arrangiert sind und entlang des Sees laufen. Es gibt Kenner, die sagen, dass der Platz quasi erst mit Bahn 14 beginnt: Am Gewässer wird es nicht nur besonders ansehnlich, sondern auch windig; die Herausforderungen auf den Schlusslöchern, die ein Leaderboard noch mal kräftig durcheinander wirbeln können, tun ihr Übrigens.

TPC Harding Park - Schauplatz...

„Ein Platz für die großen Jungs“

Bei alldem ist der Spielplatz für die 156 Starter eine solide Strecke, zur PGA Championship mit schmalen Fairways sowie hohem Rough „gepimpt“, und mit gut 6.600 Metern nicht mal sonderlich lang. Indes „ein Platz für die großen Jungs“, wie es Titelverteidiger Brooks Koepka nennt, der sich anschickt, die dritte Wanamaker Trophy in Serie zu holen und so den begehrten „Three-Peat" einzuheimsen. Dies und mehr gelang bisher nur dem großen Walter Hagen, der das bis 1957 im Match-Play-Format ausgetragene Branchentreffen der Professionals 1921 erstmals und dann ab 1924 vier Mal hintereinander gewann.

Ein Kurs für Longhitter also. Das liegt an der dicken, oft dunstigen Luft im Raum San Francisco, vor allem jedoch an den sieben weit über 400 Meter langen Par-4-Bahnen, von denen sich allein drei auf den sechs letzten Löchern finden. Andererseits empfiehlt sich auf den geschwungenen Fairways nicht immer pure Aggressivität oder mindestens ein gekonntes Shot Shaping.

„Dank“ Corona unfreiwillige Aufmerksamkeit

So wartet denn wenigstens in Sachen Platz-Set-up genug Major-Kick auf die Spieler, wenn es schon bezüglich der Zuschauer an der entsprechenden Atmosphäre fehlen wird, wie auch der neue Weltranglistenerste Justin Thomas bestätigt: „Das wird ein drastischer Unterschied.“

Und die PGA of America bekommt nun „dank“ Corona auf unfreiwillige Weise die Aufmerksamkeit für ihr Major, die sie sich schon so lange wünscht. Denn die PGA Championship hat sich immer mehr zu einer Art „fünftem Rad am Wagen“ entwickelt, seitdem die PGA Tour mit ihrer 1974 erstmals ausgetragenen Players Championship bei Aktiven wie Anhängern für Furore sorgt. Zumal sie bis 2019 bekanntlich als letztes der vier Majors ausgetragen wurde und eher wie ein Anhängsel daherkam.

Leichtgewicht trotz Verlegung in den Mai

Auch die Verlegung in den Mai half da wenig, um nicht ständig mit Tour Championship oder Olympia zu kollidieren: Seither klemmt sie zwischen dem Masters im April und der US Open im Juni – das macht es kaum besser.

Dabei bringt das Turnier alles mit, was es für ein Highlight braucht. Vor 104 Jahren erstmals ausgetragen ist es 18 Jahre älter als das Masters, seine Sieger treffen sich ebenfalls alljährlich zum Champions Dinner. Die Austragungsorte sind mitnichten weniger renommiert und traditionsreich als die US-Open-Kurse. Im Vergleich zum Pott der „Offenen Amerikanischen“ hat die Wanamaker-Trophy immerhin einen Namen, geht zurück auf Kaufhaus-König Rodney Wanamaker, der 1916 ein Mittagessen für die bedeutendsten Professionals der damaligen Zeit abhielt, das zur Gründung der PGA of America in New York führte.

Nicklaus, Hagen und Woods

Im Oktober desselben Jahres gewann der gebürtige Engländer Jim Barnes im Siwanoy Country Club zu Bronxville/US-Bundesstaat New York die erste Turnierauflage; mittlerweile sind in den Siegerlisten bis auf Arnold Palmer und Tom Watson alle Golf-Größen vertreten, zuvorderst Jack Nicklaus und Hagen mit jeweils fünf sowie Tiger Woods mit vier Erfolgen.

Allerdings reicht das irgendwie alles nicht, um die PGA Championship zum Faszinosum zu machen. Es scheint, als lebe sie vom Status allein. Was irgendwie fehlt, sind Nimbus und all die Geschichten, die sich um die drei anderen Majors erzählen lassen. Sie blieb ein Leichtgewicht, bis 2018 Brooks Koepkas Dominanz begann. Ein Hattrick des Hünen aus Florida wäre das dringend benötigte moderne Highlight, die Story für die Geschichtsbücher – damit die PGA Championship auch heuer nicht bloß der von Corona bedingte zufällige Auftakt zur Majorsaison 2020 bleibt.

Mit der Wanamaker Trophy zum S...

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