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Olympische Spiele 2016

All die Absagen: IOC droht Golf nach Rio mit dem Olympia-Aus

27. Jun. 2016 von Michael F. Basche in Usedom, Deutschland

Golf bei Olympia: Ist alles schon wieder vorbei, bevor es begonnen hat? (Foto: Getty)

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Wenn das so weiter geht, endet dieses Golf-Comeback im Zeichen der fünf Ringe wie das sprichwörtliche Hornberger Schießen, viel Trommelwirbel, klägliches Ergebnis. Nachdem das ganze Theater um den olympischen Golfplatz und seine Fertigstellung überstanden ist und gerade mal keiner über die Doping-Politik der PGA Tour redet, laufen dem olympischen Turnier scheinbar unaufhaltsam die Zugpferde aus dem Geschirr. Dabei – die Kritik an Qualifikationskriterien und Spielmodus unbenommen – sollen die ersten Wettbewerbe seit 112 Jahren eine breite sportinteressierte Weltöffentlichkeit für den Golfsport begeistern.

Absage von Day ebenfalls erwartet

Stattdessen aber kommen beinahe im Tagestakt die Absagen der Stars. Vor einigen Tagen verkündete schon Rory McIlroy seinen Rückzug. Nun gab der Südafrikaner Branden Grace als vorerst Letzter den Olympischen „Risiko-Spielen“ 2016 einen Korb, auch ihn schreckt der Zika-Virus, die gesundheitliche Gefährdung der Familienplanung. Dem Internationalen Olympische Komitee IOC passt das gar nicht, es droht unverhohlen mit der erneuten Verbannung aus der olympischen Familie: „Jede Sportart, die nicht ihre besten Athleten aufbieten kann, sollte [bei Olympia] nicht dabei sein!“

Das ist ein Schuss vor den Bug des Golf-Weltverbands IGF, der die Protagonisten, die Spieler, allerdings kaum abhalten wird. Manche, Adam Scott oder Louis Oosthuizen seien stellvertretend genannt, bringen für die vage, weil in einem 60-Kopf-Zählspiel auf einem unbekannten Platz zu verifizierende Aussicht auf olympisches Edelmetall wenig Begeisterung auf. Andere, und das ist die Mehrheit, kapitulieren vor Zika. „Ich heirate im November und möchte eine Familie gründen. Die Gesundheit kommt zuerst. Hoffentlich kann ich mich in vier Jahren wieder qualifizieren“, sagte Grace.

Derweil fürchten IGF und IOC ein offizielle Plazet des Weltranglistenersten Jason Day, das alsbald ebenfalls abschlägig erwartet wird, weil für den Australier „die Familien Vorrang hat und meine Frau Ellie und ich mehr als zwei Kinder möchten“. Selbst der Auftritt von Jordan Spieth („Ist die Olympia-Teilnahme es wert, sich einer gesundheitlichen Bedrohung auszusetzen? Nein!“) und Rickie Fowler im US-Olympia-Trikot ist keineswegs sicher. „Es muss geklärt sein, dass wir uns in punkto Gesundheit und Sicherheit keine Sorgen machen müssen“, erklärte Fowler.

„Zweit- oder drittklassige Spieler“

Die IOC-Granden, halt durchweg ältere Herren mit abgeschlossener Familienplanung, zeigen für derlei Bedenken wenig Verständnis und fuchteln unbeirrt mit dem Damoklesschwert der Ächtung. „Mir gefällt die Entwicklung nicht“, sagte beispielsweise das neuseeländische IOC-Mitglied Barry Maister in einem Radiointerview, „und ich glaube nicht, dass man dem [Golf-]Sport vor diesem Hintergrund erlauben sollte, weiterhin bei den Spielen zu sein.“

Maister kritisiert, dass sich Golf erst zu Olympia bekannt habe „und dann zweit- oder drittklassige Spieler aufbietet“. Das sei weit entfernt von der olympischen Idee: „Die Olympischen Spiele sind für die Besten, und sie haben die Besten versprochen“, ereiferte sich der Neuseeländer. „Sie sind dabei, dann sollen sie auch liefern!“

In Irland beispielsweise wird jetzt Padraig Harrington unverhofft zum Olympioniken. Nach McIlroys Absage erinnerte der nominelle Nachrücker Graeme McDowell nämlich flugs daran, dass er die Reise nach Rio bereits vor geraumer Zeit mit Hinblick auf seine schwangere Eherau Kristin ausgeschlossen habe. So rückt nun der dreifache Majorsieger Harrington als zweiter Mann und bester Ire hinter Shane Lowry ins Olympia-Team. Lowry indes hat neulich geheiratet, seine Absage wird vermutlich ebenfalls nicht mehr lange auf sich warten lassen: „Ich würde irrsinnig gern für Irland bei Olympia antreten, doch ich muss mich über den Virus informieren und eine Entscheidung fällen.“

Schlechter Witz von Player

Und dann ist da noch Gary Player. Südafrikas Teamchef hat die (wiederholte) Kritik am Patriotismus seiner südafrikanischen Landsleute zu allem Überfluss mit einem schalen Witz garniert. „Ich bin in Rio, habe keinen Kinderpläne mehr und hatte letztes Jahr 70 [Schläge] im Durchschnitt“, schrieb der Altmeister auf Twitter: „Ich bin bereit zu spielen, wenn noch mehr zurückziehen.“ Mit dem Statement passt er irgendwie zum IOC, und wer den ehrgeizigen neunfachen Majorsieger kennt, der weiß, dass die Aussage ohnehin so unernst nicht gemeint ist. Dennoch, „Mr. Black Knight“, das ist wenig ritterlich. Lustig schon gar nicht.

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