Panorama

„Nicht schon wieder der!“ – Nachgeha(r)kt, die Kolumne von Steffen Bents

22. Dez. 2022 von Steffen Bents, Fully Qualified PGA Professional in Köln, Deutschland

Großes Thema: Ausreden im Golfsport. (Foto: Getty)

Großes Thema: Ausreden im Golfsport. (Foto: Getty)

Anzeigen wie diese tragen dazu bei, dass Golf Post kostenlos bleibt. Anzeigen entfernen

Beim Lesen der Überschrift hoffe ich nicht, dass jemand von Ihnen das über den Autor gedacht hat. Vielmehr beziehe ich mich auf den zugelosten Flightpartner, der natürlich wieder Schuld für die schlechte Golfrunde ist. Wir Golferinnen und Golfer sind nämlich, neben der Fähigkeit lange und kurze Golfschläge mehr oder weniger gut ausführen zu können und eine gute Grundkondition für die 18-Loch-Runde so haben, in einem Bereich fast am besten: im Ausreden suchen.

Ausreden im Golfsport gibt es wie Sand am Meer

Die Fähigkeit, nach Fehlschlägen etwas zu finden, um nicht selber Schuld zu sein, ist brillant. Auch ich ertappe mich immer wieder dabei. Die besten Ausreden sind Wind und Wetter, störende Lautstärke, langsame Grüns, schlecht gemähte Fairways und natürlich der Flightpartner, mit dem es sowieso nicht klappen kann. Wenn ich in meinem Golfunterricht jedes Mal einen Euro für den Satz „Das passiert mir aber normalerweise nie“ bekäme, würde ich diese Zeilen gerade auf Hawaii am Strand liegend schreiben. Ausreden sind also fester Bestandteil unseres Sports - und das ist auch gut so!

Trotzdem stelle ich die Frage: Warum bekommen es gute Spielerinnen und Spieler trotzdem hin, eine super Runde zu spielen - auch unter „weniger guten Bedingungen“?

Routinen als Lösungsweg

Das Zauberwort lautet Routine. Schlagroutine wird in Pre-Shot (vor dem Schlag) und Post-Shot (nach dem Schlag) unterteilt und ist die Fähigkeit, unabhängig von der Situation den Schlag jederzeit abrufen zu können. Sie gibt dem Spieler die Möglichkeit, einen Startimpuls zu geben, weit vor dem eigentlichen Ballkontakt. Die Konzentrationsphase ist dabei sehr wichtig. Mögliche Punkte einer Routine könnten sein:

Pre-Shot

  • in Verlängerung hinter dem Ball stehen
  • Ziel visualisieren
  • Schlag vorstellen
  • Schlagidee entwickeln
  • Ausrichtung über ein Zwischenziel festlegen
  • Probeschwung oder -schwünge
  • finaler Blick zum Ziel am Ball

Post-Shot

  • Ballflug oder -roll beobachten
  • Feedback einholen
  • Schwunggefühl für den misslungenen Schwung zurückholen

Das ist natürlich nur eine grobe und kleine Auswahl an Dingen, die eine gute Routine ausmachen könnte. Es bleibt natürlich ein sehr individueller Bereich und sollte daher alleine oder mit einem Pro für jeden Spieler einzeln ausgearbeitet werden. Fakt ist: Training an der Routine ersetzt natürlich kein Techniktraining und die offene Schlagfläche ist nicht auf einmal gerade, nur weil Sie sich vorher hinter den Ball gestellt haben. Aber eine bessere Routine kann durchaus Ihr Spiel verbessern.

Abschließend ist es mir wichtig, nicht falsch verstanden zu werden. Hören Sie nicht auf mit den vielen Ausreden. Es wäre sonst kaum noch etwas los auf der Clubterrasse. Merken Sie sich nur, dass Sie seltener welche brauchen!

Gruß an den Flightpartner!

Anzeigen wie diese tragen dazu bei, dass Golf Post kostenlos bleibt. Anzeigen entfernen
Anzeigen wie diese tragen dazu bei, dass Golf Post kostenlos bleibt. Anzeigen entfernen

Feedback