Der Wandel des Golfsports ist in aller Munde. Der gesellschaftliche Wandel beeinflusst die Bedürfnisse auf dem Golfmarkt und in den Golfclubs selbst. Bei Golf Post lesen Sie, wie sich Golfclubs den Sport in Zukunft vorstellen. So einzigartig wie jeder Club, sind auch die Ansätze zur Bewältigung der kommenden Aufgaben. Die Betreiber der unterschiedlichsten Golfplätze im Gespräch mit Golf Post, dem Digitalen Zuhause für Golfer.
Golfclub Bayreuth
Seit 1995 wird auf dem einzigen Stadtkurs in Oberfranken auf dem Rodersberg, über den Dächern der Wagnerstadt Bayreuth gegolft. Durch die Anhöhe des Rodersbergs gibt es immer wechselnde und herrliche Ausblicke vom Golfplatz auf die Stadt, das Fichtelgebirge und die Fränkische Schweiz. Der Stadtteil Laineck, in dem der Golfclub Bayreuth zu Hause ist, befindet sich nur wenige Autominuten von der Bayreuther Innenstadt entfernt.
Die 18-Loch-Meisterschaftsanlage ist ein Par-72 im Links-Course-Design, das von Thomas Himmel und Joan Dudok van Heel entworfen wurde. Einen Ritterschlag erhielt der sportlich angelegte Kurs 2012, als dort die Bayreuth Open der Pro Golf Tour (damals noch EPD Tour) mit 119 Teilnehmern ausgetragen wurde. Gut verteidigte, großzügige und teilweise stark ondulierte Grüns und Fairways durch teilweise hügeliges Gelände mit Schräglagen charakterisieren den Platz.
„Allgemeine Ansätze greifen nicht“
Seit 2020 hat der GC mit Alexander Knirim einen neuen Clubmanager, der seinen Club und das Golfspiel allgemein in Bayreuth und der Region strategisch neu aufstellen möchte. „Um einen Club neu und besser aufzustellen, bedarf es einer genauen Analyse des Umfelds. Man muss individuelle Interessen und Möglichkeiten vor Ort identifizieren. Allgemeine Ansätze greifen nicht“, sagt Knirim. Der gebürtige Wuppertaler kam zum Studium nach Bayreuth und lernte dort nicht nur die Geschichtswissenschaft, sondern auch das Golfspiel lieben.
Knirim liegt die mediale Präsentation besonders am Herzen. „Wir müssen herausstellen, was Golf als Sport leisten kann. Er ist ein wunderbares Konzentrationstraining für Kinder und Jugendliche.“ In einer Zeit, in der deren Aufmerksamkeitsspanne nachweislich nachlasse, sei dies eine besondere Stärke einer Sportart. „Zudem ist Golf ein Sport bei dem physische Unterschiede durch das Stableford-System problemlos herausgerechnet werden können. Man kann also mit der ganzen Familie und bis ins hohe Alter golfen.“ Dies sei zwar Golfspielern nicht neu, aber den meisten Nicht-Golfern durchaus. Hier müsse man ansetzen. „Grund dafür ist die Positionierung des Golfs in unserer Gesellschaft insgesamt. Wir vor Ort müssen der Allgemeinheit diese Vorzüge unseres Spiels näher bringen“, so Knirim. Diese Aufklärungsarbeit sei in Bayreuth eine strategische Neuausrichtung aber überall besonders wichtig.
Die Vorzüge des Golfspiels hervorheben
„Die Aufklärungsarbeit kann bundesweit nicht geleistet werden. Da ist jeder Club in seiner Region in der Pflicht.“ Nur vor Ort könne man die gesellschaftliche Situation erkennen und angemessen darauf reagieren. Die Sportart allgemein und speziell der GC Bayreuth sei sportlich durchaus ambitioniert und sehr gesellig. Für Knirim und den GC Bayreuth bedeute dies, dass sich künftig um das Volkshochschulwesen bemüht werde, um eine noch breitere Bevölkerungsschicht anzusprechen. Durchaus gute Erfahrungen habe man diesbezüglich bereits mit der Universität Bayreuth gemacht. „Dort sind wir Teil des Hochschulsportprogramms. Viele Studenten und einige Mitarbeiter des Mittelbaus sowie Professoren der Uni sind bei uns Mitglied.“
Die Zukunft des GC Bayreuth liegt in einem angestrebten regionalen Imagewechsel und der Verbreiterung des angesprochenen Publikums sowie der Erweiterung des Angebots im Club. Bereits 2017 wurde ein neues Clubhaus gebaut, das nunmehr ein öffentliches Restaurant beherbergt. Betrieben wird das Restaurant von der Familie Leipold. Es gilt auch unter Nicht-Golfern als Geheimtip in Bayreuth.
Des Weiteren wurde 2019 unter der Leitung des ehemaligen Clubmanagers Ulrich Drescher eine neue Golfschule gegründet. „Zuvor hatte jeder Pro seine eigenen Projekte. Jetzt läuft die Zuweisung und Planung koordinierter und dadurch optimierter“ erklärt Knirim. Mit der Golfschule gäbe es eine zentrale Anlaufstelle mit dem immer richtigen Ansprechpartner. Durch die Schule werde zudem die Jugendarbeit erweitert. Schon zuvor ist es den Trainern des GC seit 2006 regelmäßig gelungen Spieler an die Leistungsspitze Bayerns zu führen. Diese Ausrichtung soll künftig gestärkt werden.
Auch dem technischen Fortschritt ist man nicht verschlossen. Der Club bietet zwei Flight Scope Geräte zur Nutzung an. „Eines davon steht den Trainern zur Verfügung und ein zweites kann im Büro ausgeliehen werden“, so Knirim. Großangelegte Tracking Ranges seien ein tolle Sache aber für den Standort Bayreuth nicht sinnvoll. Sie bedürften eines größeren urbanen Einzugsgebiets, damit sich die Bereitstellungskosten zu amortisierten.
Neben der angestoßenen konzeptionellen Neuausrichtung, verlangt jedoch auch der Platz selbst stets Optimierungen. „Der Platz liegt auf einem Südhang mit bester Aussicht. Dort machen sich die heißen Sommer besonders bemerkbar“, so Knirim. Vor allem witterungsbedingt müsse der Platz daher angepasst werden. Die Hitze und der Wind stellten seit den immer deutlicheren Klimaveränderungen auch in Bayreuth neue Anforderungen an die Platzpflege. „Die Bahnen erhalten nach und nach neue Grassorten, die mit wärmeren Bedingungen besser zurechtkommen.“ Letzten Herbst hätten die ersten Bahnen neues Gras erhalten.
Schnelles 18-Loch-Turnier
Die rund 650 Mitglieder des GC Bayreuth sind mit einem Altersdurchschnitt von 40 Jahren im bundesdeutschen Vergleich relativ jung. Dennoch beobachtet Knirim die sehr typische Entwicklung weg vom 18-Loch-Spiel, hin zum 9-Loch-Golf. „Auch wenn sich viele unserer Mitglieder bewusst für 18-Loch-Turniere entscheiden und den sportlichen Aspekt in den Vordergrunde stellen, scheint es eine altersunabhängige Tendenz zu sein, mehr 9-Loch-Turniere spielen zu wollen.“ Dies bedauert Knirim persönlich sehr. Und weil oftmals Zeitmangel als Grund angegeben würde, habe der Club bei den Herren ein schnelles 18-Loch-Turnier initiiert. „Dabei wird weitgehend auf ein Rahmenprogramm verzichtet, um kurz und knackig eine 18-Loch-Runde zu spielen. Abendessen und Siegerehrung sind zwar immer sehr schön aber auch sehr zeitintensiv. Mal sehen wie es ankommt.“
Insgesamt finden rund 60 Turniere im Jahr in GC Bayreuth statt. Die Datenanalyse verrät, dass über 20.000 Runden im Jahr gespielt werden. Der Großteil davon wird von Mitgliedern gegolft. „Greenfeespieler sind natürlich immer wichtig. Neben den zusätzlichen Einnahmen geben sie Feedback von außen und guten Input für Verbesserungen“, erklärt Knirim. Konzeptionell ist der GC Bayreuth zwar nicht primär auf Greenfee-Spieler ausgerichtet. So ist auch kein Hotelbetrieb angegliedert. Dennoch tragen Greenfee-Einnahmen zur finanziellen Stabilität des Clubs bei. Den Links Course und den Kurzplatz besuchen im Jahr zusammen rund 3500 Gäste. Für die Datenverarbeitung nutzt der GC Bayreuth das System PC-Caddy des DGV.
„Auch sonst versuchen wir unsere Datenanalyse zu verbessern, um unsere Qualität zu verbessern“, so Knirim. Beispielsweise werde die Greenkeeping-Tätigkeit dem Golfbetrieb angepasst. Wenn mehr Golfer auf der Runde seien, würden weniger Greenkeeper auf die Plätze geschickt und umgekehrt. Jeden Golfer freut es beim Spiel nicht gestört zu werden. „Jeder der hier zu uns kommt, soll mit einem guten Gefühl nach Hause fahren und sagen können, dass er bei uns eine schöne Zeit verbracht hat.“